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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zu und steckte es wieder weg.
    »Die Eltern sind da.«
    Ein schwarzes Dreiergespann betrat den Raum. In der Mitte die Mutter, eine elegante, aufrechte Erscheinung, trotz des schweren Gangs, den sie vor sich hatte, zu ihrer Rechten gestützt von Leopold, der sie um Haupteslänge überragte, an ihrer linken Seite der Vater, kaum größer als seine Frau, aber mit derselben straffen Haltung. Als sie näher kamen, fiel Freund auf, dass der Vater, wenn auch nur ein paar Zentimeter, hinter den beiden anderen zurückblieb, als müsse er seiner Gemahlin den Rücken decken – oder er zögerte, voranzugehen. Ihre Mienen verrieten nichts über ihren Gemütszustand.
    »Meine Mutter, Annemarie Dorin«, stellte Leopold vor. »Und mein Vater, Adalbert Dorin.«
    »Ich darf Ihnen mein tief empfundenes Beileid aussprechen«, erklärte Freund, während er beiden die Hände schüttelte.
    Annemarie Dorin bedankte sich und fragte: »Kann ich meinen Sohn sehen?«
    Freund führte sie zu dem Tisch, auf dem Florian Dorins Körper lag, zugedeckt bis zum Hals, der Hinterkopf wieder verbunden.
    Die drei blieben daneben stehen und betrachteten stumm den Toten. Dieselbe Beherrschtheit, die schon Leopold bei seinem ersten Besuch an den Tag gelegt hatte. Nach einer sehr langen Minute, die Freund vorkam wie eine Stunde, warf Annemarie Dorin ihrem Mann einen kurzen Blick zu, den er gar nicht zu bemerken schien, versunken, wie er war, wandte sich abrupt um und ging mit entschiedenen Schritten zum Ausgang, jeder davon wie ein knallender Tritt gegen diesen Ort. Ihr Sohn setzte dazu an, ihr zu folgen, blieb dann doch und wollte seinen Vater mit einem sanften Handgriff an die Schulter zum Gehen bewegen.
    »Komm, Vater.«
    Als der Alte zögerte, drückte Leopold Dorin etwas nachdrücklicher, ließ schließlich ab und eilte seiner Mutter hinterher. Nun riss sich auch Adalbert Dorin von dem Anblick los. Seine Schritte hatten nichts von der Energie seiner Frau, Freund sah einen alten Mann davonstaksen. Er folgte ihm und begleitete ihn schweigend hinaus. Fragen würde Freund ein anderes Mal stellen.
    Vor dem Gebäude wartete eine dunkle Limousine in der Einfahrt. Leopold Dorin stand neben der offenen Wagentür. Seine Mutter sah Freund nirgends. Erst als er sich direkt vor dem Auto von Dorin verabschiedete, entdeckte er sie im Wagen auf der Rückbank. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille und blickte aus dem Fenster, eine Hand gegen die Lippen gedrückt. So blieb sie sitzen, wie eine Statue, als ihr Mann einstieg und sich neben ihr niederließ.
    Freund hatte solche Situationen schon öfter erlebt. Das war ihre Art, ihm eine Szene zu machen. Über die Gründe konnte Freund nur mutmaßen.
    Leopold Dorin riss ihn aus seinen Betrachtungen.
    »Danke noch einmal. Ich darf damit rechnen, dass wir meinen Bruder in den nächsten Tagen begraben können?«
    Freund hatte noch seine Reaktion auf die Mitteilung über die Obduktion in Erinnerung. Ähnliches wollte er ihnen allen in diesem Augenblick ersparen.
    »Wir informieren Sie umgehend, sobald der Leichnam freigegeben wird«, wand er sich aus der Affäre.
    Dorin nickte und stieg zu seinen Eltern in den Wagen. Freund sah ihnen nach und war heilfroh, auf dieser Fahrt nicht dabei zu sein.
    Pascal Canella war einer der wenigen Raucher, die Freund noch kannte. Im Büro durfte er nicht, also musste er vor die Tür. Dort traf ihn der Inspektor.
    »Der Selbstmörder«, sagte Freund. »Hast du den schon gemacht?«
    Canella atmete den Rauch durch die Nase aus.
    »Hast du es aber eilig. Wichtiger Mann?«
    »Der Pepe war bei mir. Ob die Sache eindeutig ist.«
    Canella pfiff.
    »Und? Ist sie?«
    »Zu diesem Zeitpunkt war sie es noch.«
    »Und jetzt nicht mehr.«
    Freund beschrieb ihm Waneks Erkenntnisse.
    Canella musterte die Glut an der Spitze seines Glimmstängels wie Hamlet den Schädel. Nickte.
    »Fingerabdrücke«, sagte er. »Jede Menge unterschiedliche. Hatte viele Beifahrer, unser Mann. Völlig normal. Auf der Waffe nur die des Toten. Entsprechend viel Mikromaterial, Haare, Hautschuppen, Erdreich. Können wir analysieren, wenn notwendig. Enorm aufwendig, bei dieser Anzahl. Sollen wir?«
    »Vorläufig nicht.«
    Canella versuchte sich an Rauchringen, sah den davonwabernden Gebilden nach.
    »Stockbesoffen und Medikamente, sagt Romana?«
    »Ja.«
    »Muss er gewohnt gewesen sein.«
    Freund begriff, worauf er hinauswollte.
    »Keine Flaschen oder Medikamentenpackungen im Auto oder in der Nähe?«
    »Nein.«
    »Das heißt, er muss in

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