Wienerherz - Kriminalroman
geschehen war. Bei ihr war noch niemand aufgetaucht. Sollte es noch geschehen, musste sie wissen, dass die Polizei informiert war, durfte das aber keinesfalls erwähnen.
»Ich hoffe, wir haben sie nicht zu sehr beunruhigt«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
»Was gedenkt die Polizei in der Sache zu tun?«, fragte Leopold Dorin.
Freund erklärte ihm dasselbe wie Manuela Korn.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie abwarten und Tee trinken, bis etwas passiert?«
»Nein. Aber wir haben zu wenig Anhaltspunkte für Ermittlungen. Unter diesen Umständen können wir weder Personenschutz rechtfertigen noch andere Maßnahmen setzen, etwa die Überwachung sämtlicher Telefonanschlüsse der Frau Doktor oder die Installation von Überwachungskameras bei ihr zu Hause und in der Praxis.«
Dorin senior fixierte Korn.
»Möchtest du, dass wir etwas unternehmen?«, fragte er. »Wir müssen nur unserem Sicherheitsdienst aus der Bank Bescheid sagen. Der kann das alles arrangieren.«
Schön, wenn man in solchen Fällen nicht auf die Kosten achten musste, dachte Freund.
Manuela Korn sah Hilfe suchend zu Freund.
»Was meinen Sie?«
»Wenn Sie sich dadurch sicherer fühlen«, sagte er. »Ich halte es im Moment aber auch noch für verfrüht. Wichtig wäre jetzt erst einmal herauszufinden, wer denn diese Leute sind, bei denen Florian Schulden hatte. Wenn die es ernst meinen, werden sie sich nicht vorzeitig ihrer Druckmittel berauben. Außerdem weiß jeder, dass man solche Transaktionen nicht über Nacht abwickelt. Wären Sie denn prinzipiell dazu bereit, auf diese Erpressung einzugehen?«
Korn atmete tief durch.
»Wenn ich dadurch ein ruhiges Leben führen kann.«
Ihre Lippen wurden schmal. »Dieser Mistkerl«, zischte sie. »Produziert so eine Sauerei und macht sich dann davon.«
Leopold Dorin schien tatsächlich betreten zu blicken, fand Freund.
»Wie viel ist Florians Anteil wert?«, fragte Korn.
Leopold antwortete: »Etwa eine halbe Milliarde.«
»Würdet ihr ihn übernehmen?«
Leopold warf einen kurzen Seitenblick auf Freund.
Er bespricht das ungern in meiner Gegenwart, dachte der Inspektor. Er blieb sitzen.
Nach einem Blicktausch mit seinem Vater erwiderte Leopold: »Prinzipiell wäre das möglich. Wobei ich ungern Verbrechern so viel Geld in den Rachen werfe.«
»Woher weißt du, dass es Verbrecher sind?«, fragte Manuela.
»Sie wurden es spätestens mit der Drohung und dem Nötigungsversuch.«
»Was ist dann dein Vorschlag?«
»Ich gebe dem Herrn Inspektor recht. Wir müssen herausfinden, wer die Leute sind. Früher oder später müssen sie sich zu erkennen geben. Solche Summen verschiebt man nicht ohne Weiteres auf ein anonymes Nummernkonto oder übergibt einen dezenten Koffer. Aber wenn es dich beruhigt, organisieren wir selbstverständlich Personenschutz für dich und Marlies.«
Immerhin verhielt sich die Familie sehr anständig gegenüber der vormaligen Schwiegertochter, ob aus Sorge um sie oder um die Enkelin.
Freund wusste, was er wissen wollte. Er erhob sich.
»Wenn es neue Entwicklungen gibt, informieren Sie mich alle bitte umgehend. Ich bin jederzeit auf meinem Mobiltelefon erreichbar.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Petzold.
»Vorläufig können wir wenig tun«, erwiderte Freund. Er erklärte dem Team, was er schon Manuela Korn und den Dorins gesagt hatte.
»Wir werden weiter unsere Arbeit machen. Vielleicht finden wir in den Unterlagen Hinweise darauf, wer dafür verantwortlich sein könnte.«
»Und dann?«, fragte Spazier. »Wir können ja schlecht zu jemandem hingehen und fragen, ob er Manuela Korn bedroht.«
»Wissen wir schon Neues zu Emil Komeska?«
»Nein. Glaubst, dass er damit zu tun hat?«
»Der Pepe hat mich heute schon gefragt, ob Komeska für den Angriff auf Dorins Angestellte Liebar verantwortlich sein könnte. Weil er vielleicht gar nicht an das Geld kommt, von dem wir annehmen, dass er Zugriff darauf hat.«
»Deshalb könnte er auch jemanden bedrohen lassen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein kleiner Speditionsangestellter so etwas organisieren kann. Dafür brauchst du die richtigen Leute. Dazu müsste er gute Verbindungen ins kriminelle Milieu haben. Diesbezüglich hat niemand auch nur Andeutungen gemacht, den wir zu Komeska befragten.«
»Stille Wasser sind tief. Wer hätte geahnt, dass er mit Dorin obskure Geschäfte macht und Millionen verschiebt?«
»Wir wissen nicht, wer die treibende Kraft dahinter war. Ich vermute, Dorin war das
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