Wienerherz - Kriminalroman
Mastermind.«
»Vielleicht hat Komeska von ihm gelernt. Dorin hat ja wohl mit Leuten gearbeitet, die vor Schlägertrupps und Mordversuchen auf der Autobahn nicht zurückschrecken. Diese Kontakte hat Komeska vielleicht übernommen.«
»Möglich. Vielleicht macht uns die Rufdatenauswertung von Komeskas Telefon schlauer.«
»Sollte morgen oder am Montag kommen.«
Ich-weiß-nicht-wo
»Das ist ja entsetzlich«, sagte Claudia, nachdem Freund ihr von Manuela Korn erzählt hatte. Er hatte damit gewartet, bis die Kinder im Bett waren.
»Was werdet ihr tun?«
Wieder dieselben Erklärungen.
»Das wirft kein gutes Licht auf die Polizei. Aber ich verstehe deine Argumente.«
Sie saßen im Wohnzimmer bei einer Tasse Tee.
»Ich stelle mir das furchtbar vor. Was würdest du machen, wenn man dich derart bedroht? Und deine Kinder?«
»Die Polizei rufen.«
»Und die geben dir die Antwort, die du gegeben hast.«
»Ich weiß.«
»Und dann?«
»Ich weiß es nicht. Man kann ja nicht die ganze Zeit neben den Kindern herlaufen. Einsperren geht auch nicht. Natürlich wäre ich besorgt.«
Er nahm ihre Hand.
»So etwas verschreit man außerdem nicht.«
»Aber man wird es doch diskutieren dürfen.«
»Noch steht ja nur – nur unter Anführungszeichen – diese Drohung im Raum. Das habe ich Frau Korn auch schon gesagt: Die Personen werden niemandem etwas tun, solange sie etwas wollen.«
»In Italien, Südamerika und anderen Weltgegenden wird man dann aber schnell entführt.«
»Weißt du, wann bei uns die letzte Entführung mit Lösegeldforderung stattgefunden hat?«
Sie trank einen Schluck Tee, überlegte.
»Zugegeben, ich kann mich nicht erinnern.«
»Siehst du.«
Sie musste nicht wissen, dass diverse Fälle aus den letzten Jahren nie an die Öffentlichkeit gedrungen waren.
»Trotzdem.«
»Wir tun, was wir können.«
»Ich frage mich vor allem, wer so etwas macht. Das sind ja Methoden, wie man sie in Ich-weiß-nicht-wo verwendet. Aber doch nicht bei uns.«
Freund verkniff sich die Bemerkung, dass brutale Unterweltmethoden immer häufiger eingesetzt wurden. Wegen der geografischen Herkunft vieler Täter auch in ihrer Familie ein heikles Diskussionsthema.
Freund berichtete von Emil Komeska.
»Was glaubst du?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wir haben noch zu wenig. Das Ganze ist mysteriös.«
Kuddelmuddel
Auf der Wand im Besprechungszimmer verlor Petzold langsam die Übersicht. In der Mitte hing ein Bild Florian Dorins. Rundherum hatten sie weitere Porträts platziert. Da war der Komplex MyEstate mit dem Aktionär Alexander Sowitsch. Er hatte kein besonders gutes Alibi für den Todeszeitpunkt Dorins, aber auch kein echtes Motiv. Dorins Tod brachte ihm keine Vorteile, im Gegenteil. Mit den anderen Taten war er kaum sinnvoll in Verbindung zu bringen.
Daneben hing Solveig Harnusson. Zu ihr hatten sie nicht viel. Zweifelhaft war höchstens ihre Aussage, von ihrer Nebenbuhlerin Gundi Bielert nichts gewusst zu haben. Oder hatte Spazier sich bezirzen lassen und nicht anständig aufgepasst?
Ähnliches galt für Dorins zweite Geliebte Bielert, deren Gesicht das nächste war. Für beide Frauen war so wenig ein Zusammenhang mit dem Angriff auf Liebar oder die Journalisten herzustellen wie bei Sowitsch. Auch wenn Petzold das gefallen hätte, vor allem was die Schwedin betraf.
Dann kam die Familie Dorin. Aus Leopold und seiner Frau Do wurde Chefinspektor Freund nicht schlau, wie er selbst zugab. Das Verhältnis der beiden zueinander und zu Florian Dorin schien ihm suspekt. Es war mehr ein Gefühl, das ihn dabei leitete, handfeste Hinweise hatte er keine. Auch die Eltern des Toten durchschaute er nicht. An ihrer kontrollierten Fassade stieß sich jegliche Vermutung die Nase blutig.
Einen eigenen kleinen Bereich direkt daneben bildeten Dorins ehemalige Gattinnen und seine Kinder. Seit der Bedrohung Manuela Korns hatte er wesentlich an Bedeutung gewonnen. Irgendwo auf dieser Wand befanden sich Korns Erpresser, davon waren sie alle überzeugt.
Mit in den Kreis aufgenommen hatten sie natürlich den Temvolt-Deal. Der Komplex nahm einen beträchtlichen Teil der rechten Wandhälfte ein. Auszüge aus den Recherchen von Daniel Peloq und Doreen Niklic sowie Bilder der wichtigsten Beteiligten von Helfried Briedlach über Hermann Kaller und Gerwald Diswanger bis hin zum bulgarischen Oligarchen Aleks Barandow und dem verstorbenen Fritz Billing.
Als zweiten Bereich aus Dorins wirtschaftlichen Umtrieben hatten sie
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