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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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gewartet, der ihm durch die Lappen gegangen war?

14
    Oberkommissar Marek Weiß lief über den Parkplatz zu seinem Golf. Es wurde Zeit, dass er heimkam. Er ließ den Motor an und fuhr los. Das mit den langen Arbeitstagen war schon o. k. Aber der Herbst und die frühe Dunkelheit taten ihm nicht gut. In der Mailingerstraße bog er links ab. Geblendet von den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Wagens stieg er auf die Bremse. Jemand trat von rechts auf die Fahrbahn. Der Golf hielt zuckend, der Motor verreckte. Marek fluchte.
    Ein Mann öffnete die Beifahrertür: »Guten Abend, Herr Oberkommissar. Ich darf doch?«
    Marek klappte die Kinnlade herunter. So etwas passierte in Filmen. Er wollte etwas erwidern. Hielt aber den Mund, als der Mann einstieg. Er kam Marek bekannt vor.
    »Fahren Sie einfach weiter. Sie bieten mir eine Mitfahrgelegenheit, sehr freundlich. Während der Wiesn ist es eine Zumutung, sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen zu müssen.«
    Marek drehte den Zündschlüssel.
    »Dr. Klug, nicht wahr?«, fragte er zögernd, kaum dass er das graue Monstrum des Landeskriminalamtes im Rückspiegel nicht mehr sehen konnte. Wenn er sich nur besser erinnerte, welchen Dienstgrad dieser Dr. Klug besaß. Er war ein hoher Beamter aus dem Innenministerium, einer von den Tieren, die sich nicht mit Gehaltsklasse A 13 in einer Stadt wie München abkämpfen mussten. Ein Promovierter.
    »Biegen Sie da vorn ab und fahren Sie über die Nymphenburger Straße stadtauswärts«, bat Dr. Klug. »Sie kennen mich also noch. Wir sind uns bei der Abschiedsfeier für Polizeirätin Mengert begegnet. Ihre Mentorin, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Sie hat mich zur Polizei gebracht, ja.«
    »Eine verdiente Kollegin.« Klug nickte und sah konzentriert auf die Straße. »Wie geht es Ihnen mit Ihrer jetzigen Chefin, Herr Oberkommissar?«
    Marek schluckte. Er hatte eine dunkle Ahnung, was das hier werden sollte, und es gefiel ihm nicht. »Was meinen Sie?«
    »Sie sind immer noch Oberkommissar. Frau Berlin ist vor Ihnen Hauptkommissarin geworden.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie es nicht verdient hätte?«, fragte Marek und kam sich tapfer vor. Seine Hände schwitzten, das Lenkrad klebte.
    »Ich hörte, dass Sie sich eine Beförderung ebenfalls wünschen. Sie meinen, es wäre an der Zeit, nicht wahr?«
    Pillauge is watching me, dachte Marek verzweifelt. Instinktiv spürte er, dass er sich in einer Situation befand, die einen Wendepunkt hervorbringen würde. Er konnte nachher als Sieger heimkommen oder als Verlierer. Marek wohnte in Giesing. In einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die er von einer alten Dame mietete, deren Katzen er fütterte, wenn sie außer Haus war. Er würde sich heute Abend ein Glas Single Malt gönnen oder in die Hosen scheißen. Oder beides.
    »Unser Oktoberfest!« Dr. Klug wies auf ein Taxi, das vor ihnen hielt und vier Männer in Lederhosen ausspuckte. »Wir Bayern können stolz sein, dass wir in der Welt bekannt sind als Menschen, die zu feiern verstehen.«
    Marek bremste, als die Ampel vor ihm auf Rot sprang. Hinter ihm quietschten Reifen. Er ahnte, worauf das hier hinauslaufen würde. Langsam leckte er sich die trockenen Lippen. »Nur zu dumm, das mit dem Mord.«
    Dr. Klug wandte ihm sein Gesicht zu und lächelte breit. Seine Haut glänzte rötlich im Lichtschein der Ampel.
    »Ja. Sehr gescheit von Ihnen, junger Freund. O weh, da vorn hat es gekracht.« Vor ihnen blitzte Blaulicht auf, ein Sanka hielt auf der Gegenfahrbahn. Die grünen Kollegen regelten den Verkehr. Nach wenigen Sekunden wucherte ein Stau. Ein Reisebus quetschte sich vor Mareks Golf auf die Spur.
    »Erst die Terrordrohung«, sagte Dr. Klug. »Und jetzt ein Mord in der Geisterbahn. Die Leute haben Angst, verstehen Sie? Und es wäre doch schade, wenn weniger Gäste kämen als letztes Jahr. Es ist gerade erst losgegangen. Zehn Tage liegen noch vor uns. Wir brauchen die Wiesn.« Er senkte die Stimme. »Herr Oberkommissar.«
    »Wir arbeiten dran«, entgegnete Marek.
    »Ich verlasse mich auf Sie. Natürlich haben Sie eine Chefin. Frau Berlin leitet die Ermittlungen, die Soko arbeitet nach ihren Anweisungen. Aber denken Sie daran: Wenn Sie ein paar kreative Ideen einbringen, soll es an mir nicht scheitern.« Dr. Klug öffnete die Beifahrertür. »Danke, dass Sie mich mitgenommen haben. Sie können mit mir rechnen.«
    Er stieg aus, schloss behutsam die Tür, hob die Hand und ging davon. Marek schlug auf das Lenkrad. Er steckte im Verkehr

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