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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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woher der Mörder so sicher sein konnte, dass sein Opfer just am Mittwoch ›The Demon‹ erleben wollte.«
    »Das ist schwierig und auch wieder nicht«, erklärte Roderick emsig. »›The Demon‹ hat aggressiv Werbung gemacht, mit Freikarten und allem Pipapo. Halb München wollte rein.«
    »Und ist mittlerweile durchgegeistert«, ergänzte Marek Weiß.
    »Mag sein«, erwiderte Sandra. »Markus, bist du mit dem Virus weitergekommen?«
    »Es ist ein Virus, aber wie es funktioniert, ist noch unklar. Ich bin dran.«
    Sandra Berlin und Markus Freiflug sind per Du, dachte Nero. Auch was Neues. Laut sagte er:
    »Sollen wir davon ausgehen, dass der Mörder sich ganz sicher war, sein Opfer an diesem bestimmten Nachmittag in der Geisterbahn zu treffen?«
    Alle aus Sandras Team nickten. Marek Weiß rieb sich die Hände: »Der Mann hat nichts dem Zufall überlassen. Und am wenigsten Zeit und Ort, da bin ich mir sicher.«
    »Ich bin derselben Meinung.« Freiflug schob seinen Stuhl zurück. »Aber das ist euer Rätsel, das knackt ihr mal hübsch allein. Schönen Tag noch.«
    Nero folgte seinem Kollegen. Warf einen kurzen Blick zurück in den Besprechungsraum und sah, wie Sandra Markus Freiflug zulächelte.
    Ich gönne es ihm, dachte er und schob die Hände in die Jeanstaschen. Ich gönne es ihm.

16
    »Ich bin Anabel Binder.«
    Die Frau war einen Kopf größer als Hauptkommissarin Berlin, trug das Haar kurz und burschikos und sprach viel lauter, als es nötig gewesen wäre. Sandra vermutete, dass sie Astrid Nedopils Wohnzimmer aufgeräumt und gesaugt hatte, die Elektronikbauteile in eine Schachtel sortiert und den frischen Kuchen auf den Tisch gestellt hatte.
    »Ich kümmere mich ein bisschen um Astrid. Ihre Schwester ist im Ausland. Sie hat sonst niemanden.«
    »Wo ist Frau Nedopil jetzt?«
    »Sie hat sich hingelegt. Kann nachts kaum schlafen. War das wirklich Mord?«
    »Sie haben doch die Buben auf die Wiesn begleitet, oder?«
    »Natürlich. Sie hatten alles Mögliche vor, aber vor allem wollten sie in ›The Demon‹. Mein Gott!« Anabel Binder schüttelte den Kopf. »Wer hätte denn ahnen können … wer hätte denn so was ahnen können!«
    »Ihr Sohn war auch dabei, oder?« Sandra hatte vorhin noch einmal alle Zeugenaussagen gelesen. Sie hatte eigentlich mit Astrid Nedopil sprechen wollen, aber es traf sich ganz gut, dass sie die Begleitperson der Kinder kennenlernte.
    »Klar, Frank und Marius sind – waren – die besten Kumpels. ›The Demon‹ hat aber auch dermaßen Werbung gemacht! Die Kids waren alle heiß darauf. Die sind in dem Alter, wo sie sich was beweisen müssen. Mutproben in der digitalen G-Bahn.«
    »Ich habe auch zwei Jungen«, nickte Sandra, bevor sie den Faden wieder aufnahm. »Also: Keiner aus der Gruppe hat in der Geisterbahn irgendetwas Ungewöhnliches gesehen!«
    »Verzeihen Sie, Frau Hauptkommissarin, aber so eine Geisterbahn ist ein sonderbarer Ort. Illusion, Gruseleffekte, Knallerei. Adrenalin pur. Da achten Sie nicht auf irgendwas Ungewöhnliches. Oder besser: Sie wissen nicht, was ungewöhnlich sein soll, denn alles ist seltsam.«
    Astrid Nedopil kam herein. Sandra erschrak, sie hatte sie gar nicht kommen hören. Sie sah noch verhuschter aus als vor zwei Tagen, trug einen weiten Bademantel und Gummiclogs.
    »Was gibt es Neues?«, fragte sie müde. Es klang desinteressiert.
    »Sie hat Tabletten genommen«, zischte Anabel Binder Sandra zu.
    »Wie haben sich die Jungen für den Wiesn-Besuch verabredet?«, wollte Sandra wissen.
    »Facebook. Die machen alles im Netz. Man muss höllisch aufpassen, was die da so über sich reinstellen. Frank hat eine Kamera, und er wollte natürlich die Wiesnszenarien knipsen und dann im Internet zeigen. Aber bisher hat er das nicht gemacht. Die Kinder stehen unter Schock.«
    Astrid Nedopil ließ ihre Freundin reden. Apathisch hockte sie auf dem Sofa und kaute an ihren Fingernägeln.
    »Warum kamen ausgerechnet Sie als Begleitung mit?«, setzte Sandra nach.
    »Weil ich immer die Dumme bin in der Clique.« Anabel Binders Stimme hatte keinen bitteren Beiklang. Sie lächelte. »Bin nur Hausfrau und Mutter, ohne Job. Die Einzige in der Runde, die noch verheiratet ist.« Sie senkte die Stimme. »Die anderen Mütter sind geschieden oder ledig, alleinerziehend in jedem Fall. Die können nicht nachmittags mit auf die Wiesn. Aber ich bin ganz dankbar drum. Ich unternehme gern was mit den Kindern. Schrecklicher Schock, als die Bahn stehen blieb. Ich hatte gerade was zum Essen

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