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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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fest und hatte keine Ahnung, wann er heute nach Hause kommen würde.

Tag 3

15
    »Wie die Schmierfinken auf so eine Story kommen?« Freiflug lachte laut auf. Mitten hinein ins Gesicht seines Chefs. »Mit Verlaub, Herr Polizeioberrat, aber das ist vollkommener Schmus.«
    Sandra Berlins Ermittlergruppe war an diesem Freitagmorgen um den Tisch im großen Besprechungsraum versammelt. Marek Weiß gehörte dazu, der heute ein enges Shirt mit der Aufschrift ›Ich Chef, du nix‹ trug. Nero fand das albern. Zwei Frauen saßen an der Stirnseite, eine trug eine Kurzhaarfrisur, die aussah wie eine auf dem Kopf festgeschnallte Drahtbürste. Außerdem waren Bodo Roderick, Markus Freiflug, Sigrun West und er selbst mit von der Partie. Und natürlich Polizeioberrat Woncka. Er sieht wirklich mitgenommen aus, dachte Nero. Die neue Freundin schien ihm alles abzuverlangen. An den Schläfen war er nicht grau, sondern weiß. Er schwitzte im Nacken. Sein Hemd saß schlecht.
    »Herr Freiflug, danke für Ihren Kommentar.« Wonckas Blick verfing sich in den Blümchen auf Sandras Bluse. »Aber wir sollten den Hinweisen nachgehen.«
    »Das sind Trittbrettfahrer!« Marek Weiß räusperte sich. »Anonyme Anrufe kriegen wir zuhauf. Gerade wenn die Presse ein Verbrechen groß ausschlachtet.«
    »Ich bestehe darauf, dass Sie den Hinweisen nachgehen.« Woncka gestikulierte. In der einen Hand hielt er einen mikroskopischen Spiralnotizblock. Kleine Papierfetzchen wirbelten über den Tisch. »Ich bekomme unentwegt Anrufe von Journalisten, die wissen wollen, ob wir unsere Beamten jetzt besonders schützen.«
    Nero stöhnte in sich hinein. Er wollte hier raus. Es war Zeit für Federweißen oder Beaujolais primeur. Es war Zeit, das Büro zu verlassen und sich hinter dem PC einzurichten, um das Lehrprogramm für die nächste Woche in Passau fertigzustellen. Er musste sich darum kümmern, dass in Passau ein Computerraum mit einem Netzwerk bereitstand, damit er mit den Teilnehmern direkt im Internet arbeiten konnte. Auf Neros Tisch lag ein DIN-A4-Blatt voller Notizen, was noch zu erledigen war. Er hatte keine Zeit für Wonckas Neurosen.
    An diesem Morgen waren beim Bereitschaftsdienst anonyme Anrufe eingegangen. Der Mordanschlag hätte Mitarbeitern des Landeskriminalamtes gegolten. Namen hatte der Anrufer nicht genannt. Aber der Mann wusste genau, dass fünf Beamte aus dem LKA zum Zeitpunkt des Mordes auf der Wiesn gewesen waren. Sogar unmittelbar am Tatort, in ›The Demon‹ . Zwei von ihnen mit Begleitung. Das waren Nero selbst und Ulf Kröger. Es hätte den Falschen getroffen, hatte der Anrufer gehöhnt. Die Phonetiker arbeiteten an der Tonaufnahme, aber bislang war nichts dabei herausgekommen. Nero gab Freiflug recht. Irgendwelche Wichtigtuer fanden das Kripo-Spiel spannend und klinkten sich auf ihre Weise in die Ermittlungen ein.
    »Roderick, ich setze Sie auf das Problem an.« Woncka schniefte.
    Erkältet ist er auch noch, dachte Nero. Er wechselte einen Blick mit Freiflug. Sie verstanden sich immer besser. Das tat Nero gut. Er brauchte Verbündete. Entweder musste der Job stimmen oder die Beziehung. Im Idealfall natürlich beides, und wenn er über sein Schicksal hätte bestimmen können, hätte er die Beziehung als Hauptsache gewählt.
    Bodo Roderick hatte nicht zugehört. Hektisch schob er ein paar Zettel auf dem Tisch herum. Sein Gesicht wurde flammend rot. Sieht zu seinem weißblonden Haar nicht besonders apart aus, fand Nero.
    »Wie in der Schule«, murmelte Freiflug.
    »Finden Sie heraus, ob diese Hinweise ernst zu nehmen sind. Denken Sie daran, es geht um Ihre eigene Sicherheit. Haben Sie Ergebnisse bei der Suche nach dem Mann, der auf den Videobändern zu sehen ist?«
    Niemand reagierte. Schließlich hob Sandra die Stimme. »Noch nicht.«
    »Ja, dann bleiben Sie dran! Meine Herrschaften«, Woncka erhob sich und nickte in die Runde. »Einen ambitiösen Tag.«
    Er ging. Alles blieb still, bis Sandra aufstand, die Tür wieder öffnete und hinaussah. Woncka war fort.
    »Du liebe Zeit!«, platzte es aus Marek Weiß heraus. »Als hätten wir nicht schon genug zu tun!«
    »Er spinnt total«, regte Roderick sich auf. Er musste Luft ablassen. Wie ein Schulbub beim Träumen erwischt zu werden, knickte sein Ego.
    »Wartet.« Sandra hob die Hand. »Vermutlich ist nichts dran. Das sagen uns Instinkt und Erfahrung.« Die Drahtbürstenfrisur nickte. »Aber«, Sandra wies auf die Seite des Tisches, wo ihr Team saß, »wir fragen uns seit geraumer Zeit,

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