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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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von der Nase und putzte die Gläser an seinem Sweatshirt ab. »Wer so ein Programm abliefert, dem sollte es nicht schwerfallen, etwas über die allgemeine Organisation von Geisterbahnen zu wissen.«
    Sandra lächelte. »Mag sein. Und um das Virus zu programmieren, musste er sich zuvor die Originalsoftware beschaffen?«
    »Genau. Sprich: Unser Mann ist auch gut im Hacken.«
    »Wie effektiv ist so ein Geisterbahnprogramm geschützt?«
    »›The Demon‹ hat es mit dem magersten Sicherheitstyp versucht. Das hätte jeder Teenager knacken können. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass der Bastler auch der Täter ist. Also derjenige, der den Laptop in den Technikraum in der Geisterbahn getragen und an den Rechner angeschlossen hat. Wir wissen aus Erfahrung, dass Freaks, die sich auf Viren spezialisieren, meist allein arbeiten und die Hackerei nutzen, um sich von anderen abzugrenzen. Die typischen Einzelgänger. Anders als bei Industriespionage und im Cyberkrieg.«
    »Psychologie«, seufzte Sandra. »Bald muss ich einen Psychofritzen hinzuziehen. Was war mit dem Rechner von Marius Nedopil?«
    »Nichts von Belang. Das Jüngelchen hat sich im Internet ein paar harte Pornos angeguckt. Cookies verraten alles. Aber sonst: Babykram. Was ein 14-Jähriger eben so mag. An Spielen hatte er nur legale Sachen, keine aufgemotzten Bosheiten aus dem Cyberspace.«
    »Woncka macht Stress. Er glaubt nach wie vor, dass wir jemanden suchen müssen, der deine Truppe im Visier hat.«
    »Unmöglich. Wie sollte jemand wissen, dass wir uns auf der Wiesn verabredet haben?«
    »Habt ihr das vielleicht per Mail gemacht?«, erkundigte sich Sandra.
    Freiflug stöhnte. »O. k., E-Mail. Ja.«
    »Wer ein solches Virus ausbrüten kann, kommt vielleicht auch in unsere Rechner rein.«
    »Unsere Rechner sind gesichert«, gab Freiflug zu bedenken. »Doppelt und dreifach.«
    Sandra sah zweifelnd drein.
    »Wirklich. Ein Geisterprogramm zusammenzuschustern ist um Klassen leichter, als in die bayerischen Beamtenrechner einzudringen, glaub mir.«
    »So?«
    »Außerdem muss der Täter nicht notwendigerweise Informatiker sein. Kann eine Hausfrau sein. Oder ein Gärtner. Irgendein Crack, der Spaß an Computern hat. Wirklich, Sandra. Dieses Virus kannst du nach einem Einführungskurs ins Hacken auch programmieren.«
    »Das macht es für uns jetzt nicht einfacher.«
    »Mit ein bisschen Zeit finde ich heraus, ob es Angriffe auf unsere Mails gab.«
    »Mach das.«
    »Bloß wann?« Freiflug ließ die Fäuste auf die Tischplatte sinken. »Ich soll diese Schnittstelle aufbauen, vergiss das nicht.«
    »Nachts?«, schlug Sandra lächelnd vor. »Mach es nachts.« Sie strich sich die Locken hinter die Ohren. Die marineblaue Bluse mit dem aufgestickten goldenen Anker auf der Brusttasche stand ihr ausgezeichnet. Nur in den Jeans sah sie irgendwie verkleidet aus. Zu Sandra passten Röcke. Ganz eindeutig.
    »Danke für den Vorschlag. Trotzdem ist eine Sache ausgesprochen seltsam: Wenn der Anschlag einer bestimmten Person galt, warum dem Jungen?«
    »Nicht dem Jungen«, sagte Sandra. »Da bin ich fast sicher. Wir haben seinen ganzen Hintergrund ausgeleuchtet. Da gibt es nichts. Ein braves Kind, das mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammenlebt.«
    »Habt ihr auch mal den unehelichen Vater gecheckt?«
    »Der ist tot.«
    »Lebte er im luftleeren Raum?«
    »Er war verheiratet und hat eine Witwe hinterlassen.«
    »Siehst du!«
    »Die Witwe? Warum sollte die das uneheliche Kind ihres Mannes umbringen wollen?«
    »Mich geht’s nichts an. Aber vorhin hat Nero angerufen. Auf der Bundesstraße bei Ingolstadt hat es einen Unfall gegeben. Eine junge Frau ist beinahe zermalmt worden. Die Bremsen an ihrem Twingo waren manipuliert, funktionsuntüchtig. Und diese Frau war mit ihrer Mutter auch in ›The Demon‹. Zur selben Zeit wie wir und der Bub.«
    Sandra starrte Freiflug mit weit aufgerissenen Augen an. Hollywood, dachte Freiflug. Warum ist sie nicht in Hollywood? Warum quält sie sich hier mit Mördern herum?
    »Und warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Mails schon gelesen?«
    »Verflucht!« Sandra sprang auf. »Wozu gibt es Handys? Denkst du, ich habe Lust, andauernd in diese Computer reinzustarren, als käme der Leibhaftige persönlich zur Videokonferenz?«
    Freunde des Nachtlebens, die kann auch anders, dachte Freiflug.
    »Also das Unfallopfer, eine gewisse Neta Kasimir, sprang am Mordtag, kurz bevor ihre Gondel in die Bahn einfuhr, wieder heraus.«
    Sandra schüttelte sich. »Ich

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