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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Liliana.
    »Sicher. Haben Sie einen Wagen?«
    »Ja. Aber ich fahre nicht mehr gern weite Strecken.«
    »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie morgen hin.«
    »Danke.«
    Eine Weile knisterte Schweigen. Was hatte ich da wieder versprochen? Alfa einfahren, schoss es mir durch den Kopf. Als brauchte ich eine Entschuldigung, nett zu jemandem zu sein.
    Schließlich sagte Liliana: »Neta hat mein Leben hell gemacht. Ohne Neta wäre ich …« Sie schüttelte den Kopf, als sei ihr nicht zuzumuten, die richtigen Worte für ihre Gefühle zu finden. »Ich habe meine Freundinnen, sicher, und auch Berts Freunde kümmern sich um mich. Aber mein Sohn ist tot. Mein Johannes.« Tränen stürzten aus ihren Augen, und die Wucht ihrer Gefühle schien sie selbst zu erschrecken. »Jetzt, wo ich allein bin, ist Neta mein Ein und Alles. Sie ist mein Kind. Mein Schutzengel. Sie bedeutet mir alles. Und wenn ich sie verliere …« Sie beendete ihren Satz nicht.
    Ich wartete. Sie war nicht meine Kundin. Dennoch begann ich im Geiste, ihre Biografie zu schreiben. Wie ich es oft tat, wenn ich mit Menschen zu tun hatte, die von sich aus zu erzählen begannen, was niemand sie gefragt hatte.

24
    Sandra Berlin kroch fast in den Bildschirm hinein. Markus Freiflug hatte den starken Verdacht, dass sie kurzsichtig war, jedoch auf eine Brille verzichtete. Wie Frauen das eben so machten. Nicht, dass Freiflug viel Erfahrung mit Frauen gehabt hätte. Zwei Freundinnen im Leben, die erste mit 14, die zweite mit 20. Das war alles, was er zu bieten hatte. Die Damen mochten wahrscheinlich keine Männer mit Pferdeschwanz mehr. Die Zeiten waren vorbei. Nero hatte so etwas angedeutet. Wobei es mit Neros Leidenschaft ja auch nicht zum Besten stand. Sollte sein Kollege so unvorsichtig sein, Kea von der Leine zu laufen, würde er einspringen.
    »Also ein Virus«, sagte Sandra zum dritten Mal. »Sorry, aber ich habe nicht viel Ahnung von Computern.«
    »Zuerst sah es kompliziert aus«, half Freiflug aus, »aber das Virus ist recht simpel gestrickt. Es hebelt die Sperren aus, die das Programm enthält.«
    »Oops?«
    »Das bedeutet Folgendes: Wenn eine Gondel sich einem Gespenst nähert, löst sie an einer bestimmten Stelle den Gruseleffekt aus. Jaulen, eine ausgestreckte Hand, Lichtreflexe, was weiß ich.« Freiflug klickte den Schaltplan von ›The Demon‹ an, obwohl er ahnte, dass Sandra damit nicht viel anfangen konnte. »Schau. Hier neben der grünen Linie steht der Sensenmann. Auf dieser Strecke nähert sich die Gondel. Nun löst sie eine Lichtschranke aus. Der Impuls geht zum Rechner, der Geist streckt die Hand aus«, Freiflug hielt seinen linken Arm über den Bildschirm, »dann löst die Gondel die zweite Lichtschranke aus und der Effekt schaltet sich ab, der Sensenmann zieht die Hand zurück.« Er fuhr seinen Arm ein wie ein Teleskop.
    »Das hat er in unserem Fall aber nicht getan.«
    »Exakt. Der Bub ist ihm sozusagen in die Arme gelaufen.« Freiflug mochte keine Witze über den Tod, und dieser war ihm einfach so über die Lippen gekommen, ohne dass er sich der Doppeldeutigkeit seiner Worte rechtzeitig bewusst wurde. »Das Virus hat also nur diesen Effekt abgeschaltet. Keinen anderen.«
    Sandra lehnte sich zurück und rieb ihr Gesicht. »Will heißen, es war nur auf den Sensenmann programmiert, und zwar nur auf den Ausschaltimpuls.«
    »Jep.« Cleveres Mädchen, dachte Freiflug.
    »Sobald dieser Impuls einmal versagt hatte, kam die Bahn zum Stillstand?«
    »Genau. Das lag aber nicht an dem ausgeschalteten Effekt. Als die Hand den Brustkorb des Jungen berührte, ging eine Fehlermeldung ans System. Ein Notfallbefehl stoppte alle Gondeln.«
    »Nehmen wir mal an, der Täter wartete exakt auf die Gondel, in der Marius saß. Wie kann er den Effekt just bei einer bestimmten Gondel ausschalten?«
    »Indem er dem Programm rechtzeitig den Befehl erteilt. Jede Gondel ist durch eine spezifische Ziffernkombination identifizierbar. Im Kontrollraum stehen Monitoren, die zeigen, wo sich welche Gondel gerade befindet. Allerdings hat Göschner auch hier gespart. Die Auflösung ist nicht der Hit. Du erkennst zwar, dass einer in dem Bob sitzt, aber wer das ist, siehst du nicht. Die Gesichter sind völlig verschwommen.«
    »Wusste der Täter, welcher eventuell identisch mit dem Informatiker ist, der das Virus gebastelt hat«, sagte Sandra langsam, »dass es diesen Notfallbefehl gibt und ›The Demon‹ sich sozusagen ausschaltet?«
    »Ich denke schon.« Freiflug nahm die Nickelbrille

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