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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wigge
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Tauschgut ins Meer geworfen! Die Männer um mich herum schweigen und werfen mir ernste Blicke zu. Um die Situation zu retten, greife ich zum Ufo-Buch, setze mich zwischen die stehenden Männer auf den Boden und beginne aus dem Buch vorzulesen, auf Deutsch:
    »Die ersten Plejaren erscheinen frühmorgens mit ihren Raumschiffen über den schneebedeckten Alpengipfeln der Schweiz. Sie sind wieder da, um sich für ein weiteres Treffen vorzubereiten. Langsam landet das Plejarenraumschiff neben einem Apfelbaum.«
    Amber und die anderen Männer hören gespannt zu, obwohl sie kein einziges Wort verstehen. Sie blicken mich aus weit aufgerissenen Augen an, während ich in einer unverständlichen Sprache aus einem Buch vorlese, das voller Fotos angeblicher fliegender Untertassen ist. Es wirkt. Amber tritt vor und bietet mir für den ganzen Kram ein kleines Stück Fleisch von circa zwei Pfund an. Ich lehne ab, da das in keiner Relation zu meinen Gegenständen steht. So verstreicht eine weitere halbe Stunde auf offener Straße. Ich biete Amber an, ihm für das größte Stück Fleisch am Haken (sechs Pfund) mit der Handwaschmaschine seine Kleidung zu waschen, sobald ich das gute Stück aus dem Meer geborgen habe. Es zieht nicht. Erst als Amber meine Verzweiflung sieht, nachdem ich mich anderthalb Stunden in der schwülen Hitze vergeblich abgemüht habe, lenkt er ein. Er zieht mich herüber zum Stand und sagt dem Verkäufer, dass er die sechs Pfund Fleisch für mich kaufen möchte. Sobald der riesige Batzen Ziegenfleisch in eine Plastiktüte verpackt worden ist, überhändigt er mir strahlend die Ware. Ich kann es kaum glauben! Nachdem ich mich hier in einen wahren Tauschrausch hineingesteigert habe, kommt die Zusage von Amber völlig unerwartet.
    Ich jubele und umarme Amber immer wieder. Was für eine verrückte Szene! Die umherstehenden Männer jubeln mit mir, als hätte Indien neben dem aktuellen Kricket-Weltmeistertitel gerade auch die Fußball- WM gewonnen und in allen olympischen Disziplinen Gold. Alle sind euphorisiert, blättern durch das Ufo-Buch, ein Mann dreht den Stein immer wieder in seiner Hand, ein anderer probiert das Taschenmesser am Schlitten aus, und Amber dreht sich mit der Handwaschmaschine stolz im Kreis. Ich setze mich total erschöpft mit dem rohen Stück Fleisch in einen Getränkeladen, wo ich einen Liter Wasser auf ex trinke, und merke, dass so ein Tauschrausch wirklich extrem kräftezehrend ist. Ich schaue in die Tüte auf den riesigen Fleischklumpen, der mich kulinarisch nicht unbedingt anspricht, und sehe erste Fliegen, die sich in der Mittagshitze darauf niederlassen. Was habe ich nur getan? Mir wird der Unsinn dieser Tauschaktion nun deutlich. Wenn ich nicht komplett bei null ankommen will, muss der Fleischklumpen heute noch weitergetauscht werden. So mache ich mich auf und frage in den vielen offenen Küchen nach, in denen in einer großen, wokartigen Pfanne direkt an der staubigen und viel befahrenen Straßenkreuzung Essen zubereitet wird. Ich habe keinen Erfolg, keiner der Köche spricht Englisch. Ein Tuk-Tuk-Fahrer bringt mich schließlich zur sogenannten Burgar Street, in der, wie der Name schon sagt, wohl immer Fleisch gebraucht wird. Doch alle Restaurants dort lehnen den ungewöhnlichen Tauschwunsch des Europäers diskret ab. In einem gehobenen Touristenrestaurant führt mich die Dame an der Rezeption peinlich berührt, aber äußerst höflich und diskret zur Tür, ohne mich dem Koch vorzustellen.
    Erschöpft treffe ich am späten Nachmittag einen Jungen, der vor einer Kochschule steht. Ich erzähle ihmmeine Geschichte, und er lädt mich zu seiner Tante Maria ein, die die Schule leitet. Ich warte in einem mondänen Kolonialgebäude, bis eine vierzigjährige Inderin erscheint, die vorsichtig und ein wenig misstrauisch wirkt. Nach langen Erklärungen und ausgewählten Witzen, mit denen ich versuche, die Stimmung aufzuheitern und Vertrauen herzustellen, lässt sie sich auf einen Tausch ein, da sie das Fleisch für die Kochschule gebrauchen kann. Sie bietet mir eine Plastikschale zum Tausch an. Mir gehen Bilder von Hermann, vom Kickertisch und den ganzen anderen Tauschobjekten durch den Kopf, und ich merke, dass ich ziemlich auf dem Holzweg sein muss, da die Schale für fünfzig Cent im Geschäft nebenan erhältlich ist. Ich wiegele ab und erkläre ihr, dass ich darauf angewiesen bin, den Wert meiner Tauschobjekte zu steigern. Sie scheint zu verstehen und legt einen elektrischen Entsafter dazu. Nach

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