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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wigge
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130 Zentimeter große Gemälde von Diana einzutauschen. Sosehr es mir auch gefällt, für die Reise ist es einfach zu groß und sperrig.
    Ich klappere die Reichen und Schönen in Windeseile ab, aber immer die gleiche Reaktion: Schweigen! Es gilt in der Szene der oberen Zehntausend wohl nicht als cool zu tauschen. Zum Abschluss bekomme ich von den Schönen und Reichen noch den wichtigen Tipp, es mal mit Arbeit zuversuchen. Als ich weitergehen will, gibt es aber noch den Zusatztipp, es auf der Andrewski-Brücke zu versuchen, da dort angeblich Kunst verkauft wird.
    Ich gehe hin und sehe haufenweise Gemälde an den Mauern hängen, aber weit und breit keine potenziellen Käufer. Diese Brücke, die übrigens nur Brücke heißt und eigentlich eine Straße ist, hat haufenweise Angebot und keine Nachfrage. Ich sehe ein paar Kunstverkäufer, die grimmig dreinblicken und mich offensichtlich als neue Konkurrenz betrachten. Ich weiß, dass ich hier nicht weiterkomme, und will schon aufgeben, als mich plötzlich eine junge Frau anspricht, die sich für mein Gemälde interessiert. Ich frage sie nach einem Tauschgut. Sie zeigt auf ihre Tasche. Ich warte und schaue, wie ihre Hand langsam in die Tasche gleitet. Was wird es wohl sein? Eine Flasche teuren Champagners, ein Kilo Kaviar oder vielleicht doch die lang ersehnte Rolex im Wert von 10000 Euro? Langsam zieht sie ihre Hand wieder aus der großen Umhängetasche. Ich sehe das erste Stück des Tauschguts. Es ist weiß und sieht aus wie der Hals einer Flasche, eigentlich wie der einer Joghurtflasche – es ist genauer gesagt eine weiße Plastikflasche, die mit Kefir gefüllt ist. Die junge Frau fängt an zu lachen, ich gehe schweigend weiter und bin richtig sauer. Mir bleibt nur noch ein Tag bis zur Abreise aus der Ukraine, und solche Scherze wirken da auf mich nicht eben lustig.
    Im Apartment klicke ich frustriert durchs Internet, google nach »millionaire Kiev« und »rich and bored in Kiev« und führe meine Reichensuche weiter, die ich schon in Berlin begonnen hatte. Zuerst lese ich nur sinnloses Zeug, aber dann entdecke ich in meinen Unterlagen dieukrainische Pop-Ikone Ruslana. Mit ihrer Managerin hatte ich schon vor Wochen ein Telefonat zu meiner Tauschreise geführt. Jetzt ist es Zeit, konkret zu werden.
Geheimtausch
    Einige erinnern sich bestimmt noch an Ruslana. Sie hat 2004 den Eurovision Song Contest gewonnen und damals europaweit einen ähnlichen Hype ausgelöst wie 2010 Lena in Deutschland. Ruslana hat aber auch den World Music Award gewonnen und sich in der Ukraine bei der Orange Revolution politisch engagiert und ist somit zu einer Art Volksheldin geworden. Auf ihrer Internetseite finde ich die Kontaktdaten ihrer Managerin, mit der ich kurze Zeit später telefoniere und ihr erkläre, dass der Tauschrausch für Ruslana von großer Bedeutung sein könnte. Ich argumentiere, dass ein interkultureller Tausch für einen international anerkannten Popstar ein Muss sein sollte. Die Managerin erwidert, dass Ruslana am nächsten Tag beim Präsidenten von Kasachstan eingeladen sei und deshalb nicht tauschen könne. Ich halte sie aber mit weiteren Argumenten über die deutsch-ukrainische Völkerverständigung am Telefon fest und erkläre ihr, wie wichtig dafür ein Treffen sei. Die Managerin wiegelt ab, da Ruslana gerade in den Proben als Jurymitglied einer TV -Show sei, die man als »Ukraine sucht den Superstar« übersetzen könnte. Ich grätsche in diese Absage hinein: »Kein Problem, ich komm sofort dahin und warte, bis sie eine kurze Pause hat!«
    Die Managerin zögert, will aber einen ausländischen Journalisten auch nicht verärgern und sagt zu. So vergehen zweieinhalb Stunden Backstage von »Ukraine suchtden Superstar«, bis mich Ruslana empfängt. Ich weiß, dass ein Treffen mit ihr für jeden Osteuropäer wie ein Treffen mit Gott wäre, da sie in Osteuropa und Zentralasien sehr verehrt wird. Deshalb ist große Höflichkeit angesagt. Wir reden über meinen Tauschrausch und meinen Wunsch, mit einer berühmten Persönlichkeit, wie sie es ist, zu tauschen. Auf der Rücklehne des Sofas in ihrem Ankleideraum steht das 100 x 130 Zentimeter große Gemälde mit dem Hund von Diana aus Salzgitter. Ruslana gibt sich begeistert, signalisiert aber auch, dass sie es nicht unbedingt haben müsse. Ich bekomme Panik, dass diese großartige Tauschmöglichkeit mit einem Popstar so schnell zerbröckeln könnte. Deshalb rutscht mir eine spontane Notlüge raus: » Es ist nämlich so, dass sich

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