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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wigge
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Judentum, Christentum und Islam eng miteinander verwandt. Das Alte Testament dient als Grundlage sowohl für das Christentum als auch für das Judentum. Jesus wiederum gilt im Christentum als Sohn Gottes und im Islam als Prophet. Die drei Religionen sind sich also viel ähnlicher, als man gegenwärtig meinen könnte. Imam Hussam erklärt weiter, dass wir uns mit den verschiedenen Propheten auf ein und denselben Gott und eigentlich auch eine einzige Religion zubewegen, das Ziel der Einigkeit und des problemlosen Austauschs also vor Augen sei. Ich bin wirklich beeindruckt, da ich diese austauschfördernde Aussage nicht erwartet hätte.
    Der Sinn von Gläubigkeit und Religionsvielfalt ist mir bei meinen letzten Begegnungen eindeutig nähergebracht worden, auch wenn ich persönlich immer noch nicht gläubig geworden bin. Doch jetzt wird es wieder Zeit, sich dem Thema Tauschrausch zuzuwenden.
Frauentausch
    Ich bereite meine Argumente für den Tausch des Gemäldes vor.
Gemälde als Tischplatte: Jemand muss sich unter das Bild hocken und als Sockel dienen. Ich habe das in der Fußgängerzone von Odessa ausprobiert. Es funktioniert. Eine junge Frau hat sich sofort aufgefordert gefühlt, ihre Tasse auf den menschlichen Tisch zu stellen.
Gemälde als Fächer: Kann in sommerlicher Wärme zur Abkühlung beitragen. Diese Verwendungsmöglichkeit wurde ebenfalls in der Fußgängerzone mit diversen Passanten erfolgreich getestet.
Gemälde als Schutzschild gegen einen Angriff der Plejaren: Vielleicht ist es nicht sehr realistisch, dass man in eine solche Situation kommt, aber nach dem Besuch bei den Ufo-Freunden in der Schweiz halte ich nichts mehr für unmöglich.
Gemälde als Tarnung: Versteckt man sich dahinter, ist man unsichtbar. Detektive werden daran ihre Freude haben.
Gemälde als Reflektor: Eingepackt in reflektierende Folie ideal beim Sonnenbad.
    Aber ein Rundgang durch die Straßen wird zur Enttäuschung, da trotz der Nationalitätenvielfalt nur wenige Passanten Englisch sprechen und niemand auch nur daran denkt, etwas mit mir zu tauschen. Enttäuscht plane ich meine Weiterreise in die ukrainische Hauptstadt Kiew, wo es viele neureiche Millionäre geben soll, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus Anfang der 90er Jahre richtig viel Geld mit Öl gemacht haben sollen, oder mit anderen Geschäften, über die man nicht gerne spricht.
    Kurz bevor ich aufbrechen will, bekomme ich völlig überraschend eine E-Mail von einem Peter aus Portugal, der sich verspätet auf meinen verzweifelten Tauschaufruf in Deutschland meldet. Ich rufe ihn an, und wir sind sofort beim »Du«, obwohl er schon über siebzig ist. Er erzählt mir, dass er finanziell gut versorgt sei und auf seinem Anwesen in Portugal auch nichts mehr brauche, aber er würde irgendwie einfach gerne tauschen. Ich sage ihm, dass ich ihn gerne von irgendeinem Gegenstand auf seinem Anwesen befreien würde, und wir überlegen gemeinsam, was er von mir dafür bekommen könnte.
    »Die Bibel?« – »Nee, danke. Ich hab schon zwei Bibeln aus dem 18. Jahrhundert.«
    »Das Gemälde?« – »Nee, danke, noch mehr Kunst passt nicht ins Haus!«
    »Der Reisegutschein?« – »Ach, ich bin schon so viel gereist, weißt du. Bitte nicht.«
    Peter ist so wohlhabend, dass ihn nichts von meinen Sachen reizt. Ich versuche ihn in Erinnerung an die Krokodil-Mutprobe in Australien oder das Kaffeesäcke-Schleppen in Afrika mit Service-Angeboten am Telefon zu halten, aber Peter wiegelt ab und verabschiedet sich. Doch bevor er auflegt, macht er noch diesen kleinen Witz: »Michael, komm doch einfach mal in Portugal vorbei, vielleicht hast du ja eine hübsche Ukrainerin im Gepäck!«
    Ich denke darüber nach. Nein, eine Frau aus Osteuropa für einen Tausch geht überhaupt nicht, schließlich betreibe ich hier keinen Menschenhandel. Doch wenig später dann die glorreiche Idee! Auch wenn ich keine hübsche Ukrainerin mit nach Portugal nehmen kann, so kann ich sie ihm doch ins Wohnzimmer holen. Das klingt jetzt erst mal widersprüchlich, ist es aber nicht.
    Zwei Tage später sitze ich auf einem Sofa in einer deutsch-ukrainischen Heiratsvermittlung der Stadt Winniza. Die Agenturchefin Tatjana erklärt mir ein paar Dinge über die populären interkulturellen Hochzeiten. Es sind scheinbar immer ukrainische Frauen und westliche Männer, die sich kennenlernen möchten. Ukrainische Männer und westliche Frauen läuft dagegen gar nicht. Der interkulturelle Austausch scheint dabei aber nebensächlich zu

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