Wikinger der Liebe
schrecklich?«
»Mir wäre es lieber, sie würde ihren Verstand benutzen. Sie ist unberechenbar.«
Verständnisvoll nickte der Mann, der die Frauen anbetete. »Ah, du strebst nach Ruhe und Ordnung. Bloß keine Überraschungen! Stattdessen ein beschaulicher Alltag, Langeweile...«
»Hättest du so unruhige Zeiten erlebt wie ich, würdest du die Langeweile geradezu herbeisehnen.« Mit allen Fingern strich Hawk durch sein Haar, das er schon zuvor in eine hoffnungslos zerzauste Mähne verwandelt hatte. »Heute fiel sie ins Meer. Ich dachte, sie würde ertrinken, und ich fühlte mich... So genau weiß ich’s nicht. Jedenfalls war’s grauenhaft.«
»Ist ihr etwas zugestoßen?«, fragte Dragon besorgt.
»Natürlich nicht. Sie schwimmt wie ein Fisch. Lachend tauchte sie auf und wollte unbedingt im Wasser bleiben. Von ihrer Kleidung behindert, meinte sie sogar, sie müsste sich bis aufs Hemd ausziehen. Was für eine großartige Idee!«
»Ist sie wirklich so naiv?«
»Sieht so aus. Nach allem, was ich bisher erfahren habe, wurde sie ziemlich unkonventionell erzogen.«
Nun gab Dragon seine Zurückhaltung auf und begann schallend zu lachen. Als er wieder zu Atem kam, stöhnte er: »Hübsch, mit sanfter Stimme, schöne Augen, unberechenbar und eine süße Unschuld. Jetzt verstehe ich dein Problem, mein Freund. Ich glaube, ich werde eine Weile hier bleiben. Diesen Spaß lasse ich mir nicht entgehen.«
»Oh, deine Anteilnahme überwältigt mich. Aber bedenk bitte - dich wird’s auch bald treffen.«
Das ernüchterte Dragon ein wenig. Doch seine gute Laune kehrte sofort zurück, denn die rothaarige Dienerin schlenderte wieder am Tisch vorbei. Anerkennend schaute er ihr nach. »Vielleicht wird mich die Schicksalsgöttin noch eine Zeit lang verschonen.«
Mag sein, dachte Hawk. Trotzdem wird sie keine Gnade kennen, wenn es so weit ist. Und dann wirst du genauso leiden wie ich heute, als ich dachte, Krysta würde sterben. Geistesabwesend bedeutete er dem rothaarigen Mädchen, noch einen
Krug Ale zu bringen. Wie lange würde es dauern, bis der Sturm losbrach, der sich - das spürte er seit Tagen - über Hawkforte zusammenbraute?
Noch ein Herzschlag - noch ein Atemzug. Wenn sich diese Kreatur mit dem scharlachroten Kopf dann noch immer nicht zurückzog, wusste Krysta nicht, was sie tun würde. Sicher nichts, was weiblichen Tugenden wie Sanftmut und Duldsamkeit entsprechen mochte. Dauernd stolzierte diese Frau vor Hawk auf und ab. Ein Wunder, dass ihn diese Hüftschwünge nicht vom Stuhl warfen! Oder versuchte sie in sein Auge zu stechen, mit diesem Ding, das ein tiefer Ausschnitt entblößte? Krysta blinzelte. Sah sie wirklich und wahrhaftig eine Brustwarze?
Heller Zorn besiegte die geplante Diskretion. Eigentlich war sie nur die Treppe herabgeschlichen, um den Besucher zu mustern, ohne sich zu zeigen. Aber jetzt vergaß sie diese Absicht. Zu ihrer Erleichterung hatte sie von Raven erfahren, die Schiffe würden weder kriegerischen Dänen noch ihrem Halbbruder gehören. Wenige Sekunden später war die Freude verflogen, denn die Freundin hatte berichtet, Wolfs Bruder sei eingetroffen, der gefürchtete Lord Dragon von Landsende. Zweifellos hatte man ihre Abreise aus Vestfold bemerkt, und das bedeutete, dass sie sich in ernsthaften Schwierigkeiten befand. Doch daran konnte sie jetzt nicht denken - nur an ihren wachsenden Zorn.
Tatsächlich - eine Brustwarze. Was für eine Unverschämtheit!
»Hawk!«, rief sie.
Verwirrt wandten sich beide Männer zu ihr. Krysta nahm ihren ganzen Mut zusammen, eilte zur Tafel und warf der rothaarigen Schlampe einen Blick zu, der sie versteinern musste. Stattdessen grinste das Mädchen und hob eine glatte Schulter, so dass die Bluse noch tiefer hinabrutschte.
Hawk bemerkte Krystas Zorn, der nur einem Blinden entgangen wäre. Doch er hatte keine Ahnung, warum sie sich ärgerte.
Hastig stand er auf und reichte ihr eine Hand. »Krysta, kennst du Lord Dragon, den Jarl von Landsende?«
»Nein, aber ich habe von ihm gehört«, erwiderte sie und gönnte dem Gast nur einen kurzen Blick. »Hawk, ich - ich wollte dir für den wundervollen Ausritt danken. Vielleicht könnten wir dieses Erlebnis wiederholen - schon bald.« Jetzt lehnte die rothaarige Dienerin am Tisch und raffte ihren Rock, um einen schlanken Fußknöchel und eine wohlgeformte Wade zu entblößen. »Jetzt gleich?« Etwas zu spät erinnerte sich Krysta an Lord Dragons Anwesenheit und ihre Manieren. »Wenn dein Besucher nichts
Weitere Kostenlose Bücher