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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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ausbrechen?«
    »Jemand verteilte Pech rings um den Schuppen, wahrscheinlich auch drinnen, und zündete es an.«
    Stocksteif saß sie vor ihm im Sattel.
    »Was hast du an den Händen?« Wie sein Tonfall verriet, wusste er das bereits.
    »Pech«, antwortete sie und war stolz, weil ihre Stimme nicht bebte.
    »Ich nehme an, du willst mir nicht erklären, warum Pech an deinen Händen klebt – und warum ich dich hier draußen fand, meilenweit von Landsende entfernt.«
    Schmerzhaft verkrampfte sich ihr Hals. In diesem Augenblick-gerade jetzt – würde sie so dringend seine Zärtlichkeit brauchen, seine Beteuerung, alles sei in Ordnung. Welch ein törichter Wunsch... Wie kleinmütig und lächerlich, dergleichen zu erwarten...
    »Ich war im Stall, bei Grani und Sleipnir. Da tauchte jemand aus dem Nebel auf und packte mich. Weil ich nicht atmen konnte, verlor ich die Besinnung. Vor etwa einer Stunde kam ich zu mir, und seitdem suche ich den Heimweg.«
    In ihrer Stimme schwangen keine Gefühle mit, und sie schaute ihn auch nicht an. Damit würde sie sich nur selber quälen.
    Aber ihre Angst konnte sie nicht verdrängen. Wenn er ihr nicht glaubte – welche Hoffnung würde ihr dann noch bleiben? Welches Schicksal drohte ihr, inmitten fremder Menschen, die sie nur allzu leicht als Feindin betrachten könnten?
    Eine Zeit lang schwieg er. Aber sie spürte seinen starken
Arm, der sie etwas fester umschloss. Schließlich fragte er: »Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?«
    »Ich sah zwei Schlangen, die einander fraßen.«
    »Was? Im Nebel?«
    »Genau weiß ich nicht, wo... Jedenfalls sah ich sie, bevor ich in Ohnmacht fiel.«
    »Das hast du dir eingebildet.«
    Rycca wollte den Kopf schütteln. Doch sie besann sich anders. Ihr Stolz verbot ihr den Versuch, Dragon von irgendetwas zu überzeugen. Außerdem wäre es ohnehin sinnlos gewesen. Sie spürte bereits, wie sie sich in ihr Inneres zurückzog. So wie in der Kindheit war dies auch jetzt ihr einziger Fluchtweg.
    Den großen Hengst störte der Nebel nicht im Mindesten. Unbeirrt trabte er in die Richtung von Landsende, und Rycca nahm an, seine Witterung würde ihn leiten. Jeder Ort verströmte einen einzigartigen Geruch. In Wolscroft stank es nach feuchten Steinmauern und Angst. Landsende roch nach dem Meer, reifem Getreide und dem milden Rauch der Herdfeuer, nach Pferden und Leder, Schweiß und Dampf – nach all den üppigen vielfältigen Aromen eines Zuhauses.
    Zuhause? Ihre Kehle verengte sich wieder, und sie schluckte. Energisch verdrängte sie den Gedanken.
    Aber er kehrte zurück, als die Festungswälle im Nebel auftauchten. »Was hast du vor, Dragon?«, fragte sie und wartete vergeblich auf eine Antwort.
    Inzwischen hatten sie den Hof erreicht. Vor dem Stall stieg er ab. Ihre Blicke trafen sich. Wie müde er aussah – nicht körperlich, sondern seelisch... Heißes Mitleid erfasste ihr Herz, und sie sank in seine ausgestreckten Arme. Ohne sie loszulassen, stellte er sie auf die Füße. Seine Wärme und seine Kraft spendeten ihr keinen Trost.
    »Von diesem Schicksalsschlag wurden meine Leute schmerzlich getroffen«, betonte er.

    Kein Wunder... Von der Ernte erschöpft, würden sie erneut hart arbeiten müssen, um die Scheune wiederaufzubauen. Sonst wäre ein Teil ihrer Mühe umsonst gewesen. Wenn das Futter nicht sachgerecht gelagert wurde, konnte man die Tiere im Winter nicht ernähren. Einige würde man notgedrungen töten. Dann wären die Herden im nächsten Frühling beträchtlich dezimiert. Der Verlust eines einzigen Schuppens würde sich womöglich jahrelang auswirken.
    Trotzdem wollte sie seine Wortwahl nicht hinnehmen. »Uns hat das Feuer schmerzlich getroffen.«
    Schweigend ergriff er ihre Hand und führte sie zur Halle.
    Zur Hölle mir ihr! Warum gab sie keine einleuchtende Erklärung für den Zwischenfall ab – irgendetwas, das er nutzen könnte, um ihr zu ersparen, was er ansonsten tun musste? Brachte sie kein Verständnis für seine Position auf? Als Jarl von Landsende trug er die Verantwortung für die Sicherheit seines Volks in einer unsicheren Welt. Über seinen persönlichen Gefühlen durfte er seine Pflichten nicht vergessen.
    Dragon holte tief Atem und zwang sich zur inneren Ruhe. Seit Rycca verschwunden war, wuchs seine Sorge. Immer wieder hatte er über die Ereignisse nachgedacht – die zerstörten Webstühle und Stoffe, das verdorbene Salz, die Kletten unter Granis Satteldecke, die Gewürze. Und er hatte sich gesagt, daran könne sie unmöglich

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