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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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Eigenartig. Wie war es auf ihre Hände geraten? Im Stall wurde kein Pech aufbewahrt. Zumindest erinnerte sie sich nicht daran.
    Sie lauschte wieder. Aus der Ferne, vom Nebel gedämpft, drang das Rauschen der Meereswellen zu ihr, die sich an der Küste brachen. Vielleicht erlag sie einer Sinnestäuschung. Aber es gab nichts anderes, woran sie sich orientieren konnte. Und so ging sie weiter, auf der Suche nach dem Heimweg.

17
    Im Nebel schien die Zeit viel langsamer zu verstreichen als normalerweise. Alle paar Schritte blieb Rycca stehen und lauschte, versuchte festzustellen, ob sie sich das Rauschen der Brandung nicht eingebildet hatte und immer noch darauf zuging. Feuchte Kälte klebte das Kleid an ihre Haut, und sie
zitterte am ganzen Körper. Als sie ihre Schritte beschleunigte, stolperte sie prompt über einen Stein und stürzte.
    Stöhnend kam sie wieder auf die Beine und setzte ihren Weg etwas besonnener fort. Ehe sie sich verletzte und hilflos am Boden lag, würde sie lieber frieren. Sie erinnerte sich wieder an jene unheimlichen Schlangen und überlegte, wer sie aus dem Stall entführt haben mochte.
    Welcher Mann wäre so leichtsinnig, den Zorn des Jarls zu riskieren? Und warum hatte er sie unversehrt im Nebel liegen lassen?
    Vielleicht hatte der Schurke einfach den Mut verloren und die Flucht ergriffen, statt seine gerechte Strafe zu erleiden. Je länger Rycca darüber nachdachte, desto fester glaubte sie an diese Möglichkeit. Sie fühlte sich sogar erleichtert, denn derselbe Übeltäter musste auch die anderen Zwischenfälle verursacht haben. Wenn er verschwunden war, durfte sie erwarten, das Leben in Landsende würde zur gewohnten friedlichen Heiterkeit zurückkehren.
    Nun hielt sie wieder inne und lauschte. Das Meeresrauschen erschien ihr etwas lauter. Doch sie war sich nicht sicher. Und dann hörte sie etwas anderes – ein leises, rhythmisches Pochen. Trotz ihrer Müdigkeit, Schmerzen und Sorgen schöpfte sie neue Hoffnung und ging langsam weiter.
    Die Welt glich einem fremdartigen Traum. Aller vertrauten Merkmale beraubt, hatte sie zwischen Rycca und ihren Gedanken nichts zu bieten. Wie würde das Leben verlaufen, wenn sich der Nebel niemals auflöste? Nein, das wollte sie sich nicht ausmalen, eine zu rege Fantasie würde der Seele schaden. Jedenfalls vermisste sie die Welt mit all ihren Farben und Geräuschen. Nicht einmal den Winter fand sie so trostlos wie diesen Nebel, der das Bedürfnis weckte, auf den Boden zu sinken, sich zusammenzukrümmen und alles zu vergessen.
    Aber das würde sie nicht tun. Sie ging weiter, lauschte
der Brandung und dem seltsamen Pochen. Irgendwie klang es vertraut. Sie hatte es schon oft gehört... Wenige Minuten später erkannte sie, was sie hörte.
    Hufschläge! Das Pferd galoppierte nicht, sondern bewegte sich in gleichmäßigem Trab. Auch das war gefährlich in diesem Nebel, der die Umgebung verhüllte. Wer würde ein solches Wagnis auf sich nehmen?
    »Rycca!«
    Klar und unverwechselbar ertönte die Stimme Dragons, der zweifellos nach ihr suchte.
    »Hier!«, rief sie überglücklich. »Hier bin ich!«
    Aus einer grauen Wolke ritt er auf sie zu, zunächst nur ein dunkler Schemen. Bald nahm er Gestalt an. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel. Als er Sleipnir zügelte, scharrte das Pferd aufgeregt mit den Hufen, sichtlich entzückt, Rycca wieder zu sehen. Seltsam – sein Herr wirkte nicht so erfreut.
    Ausdruckslos schaute er durch die Nebelschleier auf sie hinunter. »Was zum Teufel treibst du hier draußen?«
    Das war nicht die erhoffte warmherzige, tröstliche Begrüßung. Aber sie nahm die unfreundlichen Worte klaglos hin. »Versuchen wir Landsende zu erreichen«, bat sie beklommen, hob eine Hand hoch, und er zog sie in den Sattel – so mühelos, als wäre sie federleicht.
    Obwohl sie seinen Körper inzwischen so gut kannte, staunte sie immer noch über seine Kraft.
    An seinen Rücken gelehnt, nahm sie einen beißenden Geruch wahr, der ihr Unbehagen verstärkte. »Was ist das?«
    »Der Gestank? Rauch. Die große Scheune ist niedergebrannt.«
    »Meinst du die Scheune, in der wir das Viehfutter lagern wollten?«
    »Ja.«
    Rycca drehte sich im Sattel um und starrte in sein grimmiges,
mit Ruß beschmiertes Gesicht. »Was werden wir jetzt tun?«
    »Einen neuen Schuppen bauen. Möglichst schnell.«
    Eine vernünftige Antwort – und bezeichnend für den tatkräftigen Jarl... Trotzdem war Rycca immer noch verwirrt. »Das verstehe ich nicht. Wie konnte der Brand

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