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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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verstehen. »Oft genug haben wir über das Vertrauen gesprochen, Dragon. Und jetzt muss ich dir das tiefste Geheimnis meiner Seele anvertrauen. Bisher habe ich nur einen einzigen Menschen eingeweiht – Cymbra.« Als er verwundert die Stirn runzelte, fügte sie hinzu: »Nur weil sie ohnehin schon Bescheid wusste.«
    Sie nahm an, das würde ihn noch mehr verblüffen als ihre Bitte um ein Gespräch unter vier Augen. Stattdessen nickte er. »Was fühlte sie?«
    Ehe sie überlegen konnte, ob ihr Geständnis ratsam war, erwiderte sie: »Die Wahrheit, die ich unweigerlich spüre. Das konnte Cymbra nachempfinden. So war es schon in meiner Kindheit. Wann immer jemand spricht, erkenne ich, ob er die Wahrheit sagt oder lügt.«
    Eine Zeit lang schaute er sie wortlos an. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
    Und er kannte so viele Geschichten, aus allen Teilen der Welt. Ihr Mut sank. Trotzdem fuhr sie entschlossen fort: »Vielleicht gibt es keine anderen Menschen mit solchen Fähigkeiten. Das weiß ich nicht. Nur eins weiß ich, Dragon – ich bin, was ich bin. Wenn dir das missfällt, tut’s mir Leid. Das lässt sich nicht ändern. Ich spüre die Wahrheit. Genauso selbstverständlich, wie ich atme.«
    »Nehmen wir an, das stimmt. Du behauptest, Trygyv würde lügen. In welcher Hinsicht?«

    »Um den Kelch geht es nicht. Er existiert tatsächlich, und er hat ihn hierher gebracht. In Wirklichkeit verdächtigt er Olav nicht, und er hat ihn auch nicht aus Mitleid auf sein Schiff geholt, sondern aus anderen Gründen, die ich nicht kenne.«
    »Warum sollte er einen Jungen mit auf die Reise nehmen, der von seinem Vater verstoßen wurde?«
    Schweigend zuckte Rycca die Achseln. Diese Frage konnte sie nicht beantworten.
    Aber Dragon hegte einen Verdacht. »Es sei denn, er wusste, dass der Kelch verschwinden würde...«
    Bestürzt runzelte sie die Stirn. »Und er brauchte jemanden, den er beschuldigen konnte.«
    »Dafür haben wir keine Beweise, es ist nur eine Möglichkeit.«
    »Nimm ihn ins Verhör, und ich bedeute dir, was ich von seinen Antworten halte.«
    Mit schmalen Augen musterte er seine Gemahlin. »Du forderst mich auf, ein Urteil zu fällen aufgrund deiner seltsamen Gabe?«
    »Keineswegs. Irgendwelche Beweise muss es geben. Und ich bitte dich nur, danach zu suchen.«
    Noch länger durften sie ihre Rückkehr in die Halle nicht hinauszögern. Auf dem Schlachtfeld hatte Dragon schon oft schnelle Entscheidungen treffen müssen. Daran war er gewöhnt. Und so nickte er. »Also gut. Aber du darfst dich nicht ins Verhör einmischen. Sprich erst, wenn wir allein sind.«
    »Darum wollte ich dich gerade bitten. Es wäre mir lieber, wenn niemand von meinen Fähigkeiten erfährt.«
    »Das kann ich dir nicht versprechen. Aber vorerst bleibt dein Geheimnis unter uns.«
    Wieder in der Halle, nahm er auf seinem Stuhl Platz, und Rycca blieb in einiger Entfernung stehen – nahe genug, so
dass er sie beobachten konnte. Alle Anwesenden musterten sie erstaunt und fragten sich vermutlich, warum der Jarl eine so wichtige Gerichtssitzung unterbrochen hatte, um mit seiner angelsächsischen Frau zu reden.
    Aber niemand stellte Fragen, niemand schien zu glauben, hier würde es nicht mit rechten Dingen zugehen. Geduldig warteten die Leute, bis die Verhandlung fortgesetzt wurde.

14
    »Fürchtet Ihr tatsächlich, der Kelch wäre Euch in Landsende gestohlen worden, Master Trygyv«, fragte Dragon, »und Ihr würdet ihn nie wieder sehen?«
    Der Kaufmann straffte die Schultern und setzte eine ernste, wichtigtuerische Miene auf. »Genau das befürchte ich, Lord Dragon.«
    Kaum merklich, nur für den Jarl sichtbar, schüttelte Rycca den Kopf.
    »In diesem Fall«, entschied der Jarl, »müssen wir den Kelch sofort suchen. Alles andere kann warten.«
    »Wenn Ihr den Jungen in ein strenges Verhör nehmt, wird er sicher die Wahrheit sagen«, beharrte Trygyv.
    »Seid ihr so erpicht auf eine grausame Folter? Sollte Ragnars Sohn das Verbrechen begangen haben, wird ihn höchstens der drohende Tod zu einem Geständnis zwingen. Damit wäre Euch nicht geholfen, denn er würde das Geheimnis des Orts, wo sich die Beute befindet, ins Grab mitnehmen. Und wenn er unschuldig ist, weiß er nichts davon. Deshalb sehe ich keinen Grund, diese Verhandlung in die Länge zu ziehen. Die Stadt muss auf der Stelle durchsucht werden, ebenso Euer Schiff, vom Heck bis zum Bug – jeder Winkel. Meine Männer werden unverzüglich ans Werk gehen.«

    Ehe der Händler erneut protestieren

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