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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Stoß, sodass er nach vorn fiel und zu einem Häuflein Elend zusammengekauert liegenblieb.
    Rouwen atmete einmal tief durch, dann begann er zu sprechen. »Ich habe ihm gebeichtet, dass ich dich begehre, Rúna, dass ich dich in den Armen hielt und küsste.« Seine Stimme klang rau, als sei es nicht seine; als stünde er neben einem Fremden, der an seiner Statt antwortete. »Und ich habe ihn gebeten, für mich zu flehen, dass Gott mir die Stärke gibt, dieser Versuchung zu widerstehen.«
    Ihr Mund öffnete sich zu einem Ausdruck des Staunens. »Warum, Rouwen? Warum … willst du das nicht?«, flüsterte sie.
    Schwang da ein Hauch von Sehnsucht in ihrer Stimme mit? Ihre Augen glänzten. Jede Einzelheit sah er, jede geschwungene Wimper, jede noch so blasse Sommersprosse. Er hob eine Hand, legte sie an ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre Haut. Einen Herzschlag nur, noch einen … Eine Ewigkeit verging so, und sie war viel zu kurz. Dann bemerkte er eine Bewegung und ließ die Hand sinken. Vermutlich Yngvarr, um sie ihm abzuschlagen.
    Doch es war Baldvin. »Habe ich das richtig verstanden?«, donnerte er, das faltige, bärtige Zwergengesicht eine einzige Verblüffung. »Du … du liebst meine Tochter?«
    Liebe? War nicht von Begehren die Rede gewesen? Rouwen war für einen Moment verwirrt, da Baldvins Worte so nachhaltig klangen.
    Sein Blick suchte wieder Rúnas Augen, so sanft, klar und wehmütig. Liebte er sie? War es so?
    Gott steh meiner Seele bei, ich … ich weiß es nicht.
    » Ich vermute es«, murmelte er.
    Gefährlicher Zorn blitzte bei diesen Worten in ihren Himmelsaugen. »Ah, das vermutest du. Und dann stößt du mich zurück?« Sie zischte es so leise, dass nur er es hören konnte.
    »Ich habe einen Eid abgelegt, keine Frau je zu lieben, Rúna.«
    Sie wirbelte zu Alewold herum. »Stimmt das?«
    Der Pater wischte mit dem Ärmel über sein tränenfeuchtes Gesicht. »Ich … ich kann gerade nicht mehr folgen, Weib«, schluchzte er. »Bitte töte mich nicht!«
    Rouwen griff nach ihrem Arm, sodass sie sich ihm wieder zuwandte. »Drei Gelübde habe ich abgelegt: arm zu leben, Gehorsam zu leisten und keusch zu leben. Das sind die Gelübde eines … eines Mönchs.« Er wusste, dass diese Worte sein Todesurteil bedeuten mochten. Trotzdem widerholte er sie. Die Zeit für Geheimnisse war vorbei.
    »Ich bin ein Mönch.«

12.
    R úna war es, als habe ihr der Donnergott Thor höchstselbst einen Schlag zwischen die Schulterblätter versetzt. Ihre Hand suchte nach einem Halt, doch da es nichts gab, woran sie sich hätte festhalten können, nestelte sie die Lederschnur mit dem Thorshammer aus dem Ausschnitt ihres Kleides und umfasste ihn. Sie ermahnte sich, tief durchzuatmen. Einmal, zweimal, weiter, weiter … Stille hatte das Lager erfasst, und das Knistern des Feuers klang unnatürlich laut.
    »Also hast du recht gehabt, Sverri«, sagte Yngvarr.
    »Was meinst du?« Der Angesprochene kratzte sich die Stirn.
    »Na, er kann nicht. Kein Mönch kann es.«
    Sverri glotzte nur verwirrt. Yngvarr warf die Mähne in den Nacken und lachte schallend.
    »Er ist ein Mönch!«, rief er. »Ein Kastrierter, sozusagen! Ein Weib im Körper eines Mannes! Und Rúna …«
    Sie hörte seine Worte kaum. Bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, war ihr Vater bei Rouwen, der ruhig dastand, und versetzte ihm einen Fausthieb ans Kinn.
    »Ich kann dir nichts vorwerfen, Engländer, denn du hast dich vorbildlich verhalten.« Er spuckte ihm vor die Füße. »Der Hieb ist für die Tatsache an sich, dass du ein Mönch bist. Die ich allesamt aus gutem Grund hasse, wie du weißt.« Noch einmal schlug er ihn. Rouwen zuckte kaum. »Und der ist für Rúna, der du den Kopf verdreht hast.«
    Rouwen hob eine Hand, doch nur, um sich über das schmerzende Kinn zu reiben. Baldvin rieb sich in einer ähnlichen Geste die Faust.
    Hatte sie sich wirklich den Kopf verdrehen lassen? Wahrscheinlich ja. Allein als Rouwen eben gesagt hatte, dass er sie wohl liebte, hatte sie für einen winzigen trügerischen Moment nicht gewusst, wohin mit so viel Glück. Sie wollte hinausschreien, dass sie ihn ebenso liebte. Denn etwas anderes als Liebe konnten diese verwirrenden Gefühle, die sie in sich trug, doch wahrlich nicht sein. Aber dann wurde ihr wieder bewusst, dass er sie aus irgendeinem Grund nicht wollte. Nicht in ihrem schlimmsten Traum hätte sie gedacht, dass er ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte. Dass er ein Mönch war!
    Eigentlich sollte ich

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