Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
Vom Netzwerk:
Messers, das aus einer Scheide glitt. Rouwen tastete an ihrem Armen entlang und durchschnitt die Fesseln.
    »Meine Füße …«
    Auch die waren rasch befreit. Rúna fuhr hoch und umfing ihn mit den Armen. Er kniete neben dem Bett, presste sie an sich und küsste sie erneut, diesmal beherrschter.
    »Wie … wie hast du das geschafft?«, wisperte sie zwischen zwei Küssen. »Ich habe mich so nach dir gesehnt, doch nicht zu hoffen gewagt, dass du tatsächlich herkommst.« Sie ließ die Hände über seine Schultern gleiten. Dann runzelte sie die Stirn und wich ein Stück auf dem Bett zurück. »Was trägst du da?«
    Das war nicht die schlichte Tunika, die er in Yotur erhalten hatte. Diese war länger, schwerer und mit bestickten Borten versehen. Hatte sie die schon einmal gesehen?
    »Die Sachen von Angus«, bestätigte er ihre Vermutung. »Er ist tot. Yngvarr hat ihn umgebracht. Und sich zum Herrn deines Stammes aufgeschwungen.«
    Was? Hatte sie das richtig verstanden? Rouwen hatte leise geflüstert, damit die Wächter vor ihrer Tür, falls welche dort standen, nichts hörten. »Ich …«, stieß sie hervor; die Empörung ließ sie unwillentlich zu laut werden. Blitzschnell und zielsicher verschloss er wieder mit der Hand ihren Mund.
    »Ich habe nachgesehen, bevor ich kam. Der Wachposten vor deiner Tür schläft, und das Türblatt ist dick. Trotzdem sei so leise wie möglich.« Er löste seine Hand.
    »Ich muss zurück und meinem Vater beistehen!«, zischte sie. »Wie hast du es hergeschafft? Kommen wir so auch wieder hinaus?«
    »In den Hof vielleicht. Aber nicht aus der Burg. Man hat mir oben die beste Kammer zugewiesen. Wo du warst, wusste ich leider nicht, und ich konnte es nicht wagen, den Vogt einfach zu fragen, obwohl er wirklich ein sehr redseliger Mensch ist. Also habe ich um sämtliche Annehmlichkeiten gebeten, die mir eingefallen sind, und habe die Pagen und Mägde, die sie brachten, vorsichtig befragt, bis endlich einer plauderte. Sogar eine Magd für die Nacht hatte ich da. Es war ziemlich anstrengend, ihr beizubringen, dass sie wieder gehen kann, ohne … nun ja …« Er lachte leise. »Aber die Mühen waren nicht umsonst; ich erfuhr, dass du unter meiner Kammer bist, wahrlich Gottes glückliche Fügung. Also habe ich Angus’ Mantel in Streifen gerissen und bin daran heruntergeklettert.«
    Rúna stockte beinahe das Herz, als sie dies hörte. »Rouwen!«, zischte sie. »Oben auf dem Turm laufen doch Wachen herum!«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ja, aber ich bin davon ausgegangen, dass sie in die Ferne schauen und nicht unmittelbar in die Tiefe.«
    »Was für eine Verrücktheit!« Rúna schüttelte den Kopf.
    Er nickte, als sei ein solch tollkühnes Unterfangen das Normalste der Welt. »So etwas lernt man im Krieg. Außerdem: Wer ist verrückt? Doch wohl eher die Kriegsbraut, die sich als Bauersmagd verkleidet in die Burg des Feindes einschleicht, um einen Mönch zu entführen, von dem sie eigentlich wissen sollte, dass er gefährlich ist.«
    Rúna schauderte. »Oxnac! Er ist … er ist wie einer der Frostriesen aus Jotunheim. Als er mich ansah, dachte ich, mein Inneres vertrocknet vor eisiger Kälte. Ich wollte ihn töten, aber ich habe es nicht geschafft. Wo ist er jetzt?«
    »Ich hatte gefragt, ob ich mit einem Gottesmann sprechen könne. Ein Page meinte, er sei nirgends zu finden.«
    Als Rúna erneut erschauerte, zog Rouwen sie eng an sich. Er begann, sie wieder zu liebkosen. Rúna hielt still und schloss verzückt die Augen, während seine Lippen über ihren Hals glitten, über ihr Kinn und sanft wie ein Frühlingshauch über ihren Mund hinauf zu ihren Lidern. »Der Page war wirklich diensteifrig«, murmelte er. »Er wollte den Kaplan fragen, ob der mir die Beichte abnehmen würde.« Sein Atem strich über ihre erhitzte Haut. »Ich hatte Mühe, ihn davon abzubringen. Bei meiner verfluchten Seele, was sollte ich diesem Mann denn sagen? Dass eine heidnische Göttin mich verzaubert hat und ich drauf und dran bin, alles zu vergessen, was einem Templer heilig ist …«
    »Ja, vergiss es, Liebster«, hauchte sie in sein Ohr. Sie griff nach seiner Hand und führte sie an ihre Brust. Er umfasste sie, streichelte sie sanft und seufzte leise auf.
    »Irgendwie wusste ich, dass das geschehen würde, wenn ich herkomme. So wahnsinnig es ist.«
    Sie legte beide Hände an sein Gesicht und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. »Es ist nicht wahnsinnig. Wir sterben vielleicht, also liebe mich.«
    »Ja, Geliebte. Selbst

Weitere Kostenlose Bücher