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Wild auf Fußball

Titel: Wild auf Fußball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aber da läuft ihr der Hempstädt dazwischen und kriegt den Ball mitten ins
     Gesicht. Die Trillerpfeife fliegt ihm aus dem Mund. Er stolpert, muss sich orientieren, dann ruft er: »Halt!«, und: »Stopp,
     meine Pfeife!«, aber ohne Pfeife hört keiner auf ihn.
    Hilde nutzt das Durcheinander und stellt dem Pinkler ein Bein. Der kleine Tom zieht Nummer 8 am T-Shirt . Nummer 8 wird wütend und schubst José weg. Als der Hempstädt wieder pfeifen kann, bekommen die Südtiger dafür einen Strafstoß.
    Herr Kübel brüllt, sie sollen eine Mauer bilden. Stefan, Rufus und Tom halten ihre wertesten Teile fest. Da kommt der Ball,
     eine Bananenflanke von Lino. Sie geht über die Mauer hinaus, aber Malle läuft früh genug aus dem Tor und fängt den Ball aus
     der Luft.
    Das war die letzte Chance für die Südtiger. Kurz danach ertönt der Abpfiff. Es bleibt beim 2:1.

Die Sonne scheint auf den Küchentisch. Lino kippt sich das Frühstücksschälchen mit Capt'n-Crunchy-Kringeln voll.
    »Lass mir auch noch was übrig«, sagt Ella. Aber Lino beachtet sie nicht. Stellt die Packung auf den Tisch, hat sogar noch
     was dringelassen. Er ärgert sie schon seit Tagen nicht mehr, behandelt sie wie Luft, auch wenn Mama sich im Badezimmer föhnt
     und beste Streitzeit wäre. Er will nichts mehr mit Ella zu tun haben. Das hat er jedenfalls gesagt, als Papa ihm vorgestern
     Abend versucht hat klarzumachen, dass man in einer Familie den anderen nicht einfach ignorieren könne, woraufhin Lino nur
     gefaucht hat: »Mir doch egal!«
    »Führ dich bloß nicht auf wie ein cooler Cowboy«, hat Mama gesagt, aber Lino hat nicht reagiert, sondern ist wortlos in sein
     Zimmer verschwunden.
    Na ja, Ella hat schon schlimmere Sachen vonihm gehört. Dass sie jetzt Luft sein soll, damit kann sie leben. Er ist sowieso kaum noch zu sehen, nur morgens, beim Frühstück.
     Und wenn er abends wiederkommt, verschwindet er erst im Bad, plündert dann den Kühlschrank und haut sich vor die Glotze. Keiner
     weiß, was er nach der Schule macht. Seine Fußballschuhe stehen unberührt in seinem Zimmer und sein Beulenkumpel ruft vergebens
     an. Er ist nicht mehr auf dem Fußballplatz, aber seine riesige Sporttasche, aus der er abends verschwitzte T-Shirts zieht und in die Waschmaschine stopft, hat er trotzdem immer dabei.
    Mama stellt den Föhn aus, kommt mit frischen, runden Locken in die Küche. Ihr Kopf ist noch rot von der Heißluft. Ihre Schritte
     klingen laut, weil es am Tisch so still ist.
    »Ich möchte, dass Lino heute einkaufen geht und du, Ella, Papas Hemden aus der Reinigung holst.« Mama gibt jedem 10   Euro, setzt sich an den Tisch. Lino schaut nur kurz auf und sagt: »Bring ich aber erst heute Abend mit.«
    Mama schmiert sich einen Honigtoast. Sie will wissen, wo Lino am Nachmittag ist. Sie lässt nicht locker.
    »Bin mit meinen Kumpels unterwegs«, murmelt er. Man kann ihn kaum verstehen.
    »Und wer ist das?«
    »Kennst du nicht. Neue Leute.« Lino steht auf,schiebt sein Schälchen weg, obwohl er kaum was gegessen hat.
    »Würde ich gern mal kennenlernen«, sagt Mama. »Außerdem will ich wissen, was du machst, seitdem du   ... also seitdem du offensichtlich nicht mehr   ...«
    Sie spricht es nicht aus. Das Wort »Fußball« existiert in diesem Haus nicht mehr. Wenn es um Ella geht, redet sie auch nur
     noch von »Training«. Langsam hat Ella die Faxen dicke. Lino kann doch hier nicht alles bestimmen. Es reicht mit Mamas Rücksichtsnahme!
    »Und was ist mit deinen Fußballkumpels?«, fragt Ella. Sie genießt das Wort. Es liegt gut auf der Zunge, wie ein Ball auf dem
     Fuß.
    »Wolltet ihr nicht im Verein spielen?« Sie schaut Lino herausfordernd an, bereit, einer Kopfnuss auszuweichen.
    »Nö«, presst er hervor. »Ich nicht mehr.« Seine Augen funkeln. »Und kümmere du dich lieber um Mathe. Soweit ich gehört habe,
     war die letzte Mathearbeit eine glatte Fünf und in Englisch sollst du ja auch eine Vier minus geschrieben haben.« Lino schiebt
     seinen Stuhl an den Tisch. Ella bleibt die Spucke weg. Mama hört auf zu kauen. Lino geht ins Bad, ohne noch einen Ton zu sagen.
    »Eine Fünf in Mathe und eine Vier minus in Englisch?« Mama tropft der Honig langsam vom Toast.
    »In Englisch, das war nur ein kleiner Test. Der zählt überhaupt nicht«, sagt Ella schnell. Am liebsten würde sie Lino ihr
     Müslischälchen an den Kopf werfen, aber er ist schon verschwunden.
    »Aber Ella!«, sagt Mama. Sie muss erst mal Luft holen. »Das geht doch nicht!

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