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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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wir auf unserem Familiensegeltörn gesehen hatten, wie manche Väter die Beiboote zu Schrott fuhren, als sie versuchten, am Strand anzulegen. Uns passierte das nie. Damals war ich stolz, einen Vater zu haben, der wusste, was er tat. Jetzt, während wir mit der
Wild Eyes
durch die Nacht nach Norden segelten, hatte ich dasselbe Gefühl. Wenn Papa bei mir war, fühlte ich mich sicher.
    Um sechs Uhr morgens liefen wir in San Diego ein und ließen die müde Zeitungscrew aussteigen. Nach einer unbequemen Nacht in einer winzigen Ein-Personen-Kabine waren sie wahrscheinlich alle heilfroh, wieder an Land zu sein. Aber sie hatten sich tapfer gehalten. Mein Vater und ich erledigten die Zollformalitäten, tankten das Boot voll und nahmen Kurs auf unseren Heimathafen Marina del Rey.

5 E IN NEUES O UTFIT FÜR DIE
W ILD E YES
Marina del Rey, Kalifornien, Oktober – Dezember 2009
    Daheim in Marina del Rey stürzten wir uns sofort in die Arbeit. Zahlreiche Helfer machten mit, denn Papa hatte so viele Leute aus der Seglerszene mobilisiert, wie er nur konnte. Wochenlang standen wir schon vor Sonnenaufgang auf und arbeiteten bis spät in die Nacht.
    Ab dem 11. Dezember sah es auf der
Wild Eyes
aus wie in einem Bienenstock, so viele Leute wuselten auf dem Boot herum. Ein Spezialist für Fiberglas und E-Glas behandelte mit ein paar Helfern die Stellen am Schiffsrumpf, wo sich die Fiberglasmatten abzulösen begannen. Alan Blunt war der Experte für die Takelage. Sorgfältig prüfte er das Rigg auf Schwachstellen. Obwohl vom stehenden und laufenden Gut das meiste ausgetauscht werden sollte, war das Rigg Alans Meinung nach in ganz ordentlichem Zustand.
    Das ganze Helferteam wusste, dass die Zeit knapp war, und alle arbeiteten wie die Besessenen, um rechtzeitig fertig zu werden. Es gab viel zu tun: Die Fiberglasschäden am Rumpf mussten behoben werden; eine Firma überholte den Motor und baute neue Wechselstromgeneratoren ein; achtern wurde eine Edelstahlhalterung für die Sonnenkollektoren und zwei Windgeneratoren montiert; eine neue Bilgenpumpe und ein neues Alarmsystem wurden installiert; die Decks wurden frisch gestrichen und mit einer neuen Antirutschbeschichtung versehen und die Ladeaggregate wurden überholt, neu installiert und getestet. Ein Jachtbesitzer aus Ventura meldete sich als ehrenamtlicher Helfer und baute einen neuen Wasseraufbereiter ein. Auch sämtliche Winschen oder Seilwinden wurden überholt und alle elektrischen, mechanischen und elektronischen Systeme getestet.
    Ein Elektroingenieur und guter Freund legte die Kabel für zwei neue Windgeneratoren und zwei unabhängige Solaranlagen (zum Aufladen der Batterien meiner batteriebetriebenen Geräte wie Satellitentelefon, Funk, Radar- und Autopilotanlage, sodass ich mich nicht auf den Motor allein verlassen musste). Ein anderer guter Freund und ehemaliger Fischer in Alaska arbeitete fieberhaft daran, die dieselbetriebene Kabinenheizung in Gang zu kriegen. Die Heizung würde ich bei den arktischen Temperaturen in den südlichen Breiten bitter nötig haben. Er wollte zuerst nur ein paar Tage an der Verkabelung arbeiten, doch dann kam eines zum anderen und zum Schluss verbrachte er Woche um Woche unter Deck. Außer um die elektrischen Leitungen kümmerte er sich um die Pumpen und Batterien, installierte Schalter und reparierte Positionslichter und die Motorkabelbäume.
    Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Vorbereitung eine Weltumsegelung braucht. Größere Reparaturen – so wie die oben erwähnten – verlangen eine Menge Sachkenntnis. Je näher meine Abreise rückte, desto mehr Freiwillige meldeten sich zum Helfen. Zum Beispiel verlegte ein anderer Fischer, der ebenfalls jahrelang sein Geld mit kommerziellem Fischfang in Alaska verdient hatte, Kabel, besorgte Werkzeuge und packte überall mit an. Der Skipper, der uns auf seinem Boot mit nach Ensenada mitgenommen hatte, dockte seine
Lady K
neben der
Wild Eyes
an, sodass er immer erreichbar war, wenn seine Hilfe gebraucht wurde. Er hatte früher als Schiffsingenieur gearbeitet und zwängte sich unter Deck in die schmalsten Winkel, wenn es etwas zu reparieren gab, das nicht so leicht zugänglich war. Das Arbeiten im engen Innenraum der
Wild Eyes
erinnerte ihn an früher, sagte er, bloß mit dem Unterschied, dass es damals leichter war, als er noch jünger war.
    Die bekannte österreichische Firma UK-Halsey Sailmakers, eine der ältesten Segelmachereien weltweit, lieferte die Segel für die
Wild Eyes
. Die Segel mussten

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