Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
beendet war. So bekam Abbys Team auf einmal zwei neue Mitarbeiter – und niemand trug dem anderen etwas nach.
Der harte Kern des Teams bestand aus Jeff (Computerfachmann und langjähriger Hochseesegler), Laurence (Schiffsbauer und erfahrener Kapitän) und Scott Lurie (Schiffsingenieur und ausgezeichneter Mechaniker). Jeff und Scott waren äußerlich grundverschieden – Jeff wirkte eher bieder und war immer korrekt gekleidet, Scott dagegen lief meistens in abgeschnittenen Jeans und ungebügelten Hemden herum. Doch was ihr technisches Verständnis betraf und ihre Fähigkeit, selbst die schwierigsten Probleme zu lösen, waren sie Seelenverwandte, von denen einer die Gedanken des anderen erriet. Außerdem nahmen sie sich ständig gegenseitig auf den Arm und hatten viel Spaß zusammen.
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11 K AP H OORN
Im Südpolarmeer, März 2010
Ich segelte an der chilenischen Küste entlang und hielt möglichst viel Abstand zum Land und den küstennahen, böigen Winden. Ein wichtiger Meilenstein auf dieser Etappe war das Queren des 40. Breitengrades am 14. März. Das Gebiet zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite wird auch „Roaring Forties“ (etwa: „brüllende Vierziger“) genannt, da es für seine Stürme berüchtigt ist. Ich machte mich also auf „brüllenden“ Wind gefasst, auf schwarzen Himmel und haushohe Wellen – aber von wegen! Im Gegenteil, die See war ruhig und langweilig. Es sah ganz danach aus, als würde ich Kap Hoorn – den stürmischsten Winkel unseres Planeten, den gefürchteten Mt. Everest der Seeleute – völlig unspektakulär umrunden und dabei im Liegestuhl an Deck ein Buch lesen.
Dann, am 17. März, begannen die „Forties“, ihrem Namen Ehre zu machen und schickten mir eine steife Brise vorbei. Noch kein richtiger Sturm, aber immerhin so viel, dass die
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ordentlich Fahrt machte. Ich nutzte die Gelegenheit, ein paar Fotos zu schießen. Ich stand an Deck in meinem roten Regenzeug, der Wind blies mir dauernd die Kapuze vom Kopf, und ab und zu kriegte ich einen Schwall Wasser ab. Nach kurzer Zeit waren meine Finger so kalt und steif, dass ich kaum noch auf den Auslöser der Kamera drücken konnte.
Eine Woche später, immer noch im Abstand von 1000 Meilen zur südamerikanischen Küste, kamen ab dem 50. Breitengrad nach den „Roaring Forties“ die ebenso berüchtigten „Furious Fifties“ (etwa: „die wilden Fünfziger“). Na ja … die waren zuerst alles andere als wild.
In den ersten paar Tagen war der Wind gleich null und die
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dümpelte bei müdem Seegang vor sich hin. Dafür stürzte die Temperatur auf ungefähr 10 Grad Celsius ab. Hatte ich mich bei der tropischen Hitze am Äquator noch nach Eis gesehnt, könnte ich jetzt wahrscheinlich bald nach den ersten Eisbergen Ausschau halten.
Ich kam mir vor wie auf einer Theaterbühne, wenn hinter einem plötzlich die Kulisse gewechselt wird. Das Meer hier, südlich und westlich von Chile, war nicht mehr der Pazifik, sondern eindeutig das eisige Südpolarmeer. Alles um mich herum war dunkel und grau, als hätte der Himmel die Farben geschluckt. Am Horizont traf der dunkelgraue Himmel auf die dunkelgraue See. Und es war bitterkalt, nass und windig. Manchmal konnte ich nicht sagen, ob es regnete oder nicht – ich war einfach nur nass. Nach den ruhigen Tagen hatte der Wind jetzt ziemlich aufgefrischt. Ich malte mir aus, was mich am Kap Hoorn erwarten würde. Wahrscheinlich ein peitschender Sturm, der das Meer aufwühlte und eimerweise Gischt ins Boot schleuderte.
Ich fror erbärmlich. Ich hatte keine Chance, jemals wieder so was wie „warm“ zu werden, weil einfach alles nass und klamm war. Auch meine Kleidung war ständig klatschnass. Sich warm und trocken zu fühlen ist ein Luxus – etwas, das wir in unserem normalen Leben, in unseren Häusern und trockenen Zimmern als selbstverständlich hinnehmen. Niemand denkt darüber nach, was für ein Geschenk trockene Kleidung ist, bis er sie wirklich braucht!
Auf See gelang es mir jetzt nicht, die Klamotten wirklich trocken zu kriegen. Klar warf ich hin und wieder die Heizung an und hängte ein paar Kleidungsstücke davor. Aber Heizen verbrauchte Benzin und ich musste meinen kostbaren Treibstoff sparsam einteilen. Außerdem war ich weniger dick angezogen, wenn die Kabine beheizt war. Und wenn ich dann plötzlich an Deck stürzen musste, weil irgendetwas
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