Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
robust genug sein, um einer Non-stop-Weltumrundung standzuhalten, auch bei extremen Wetterbedingungen. Gleichzeitig mussten sie leicht zu handhaben sein. Deshalb entschieden wir uns für die „Spectra Tape-Drive“-Segel, bei denen die quer geschnittenen Bahnen mit Fasersträngen aus Karbonfaser verstärkt sind. Diese Segel würden einiges aushalten.
Das Wetter meinte es gut mit uns, und am 22. Dezember zeigte sich die
Wild Eyes
in ihrem neuen Kleid: ein weißer „Shoe City“-Schriftzug und große, grüne „bezaubernde Jeannie“-Augen (von der Fernsehserie; d. Übers.) auf ihrem Rumpf mit den Farben Rot, Orange und Gelb. Die weiße Unterseite wäre allerdings aus der Luft schwer zu erkennen gewesen, sollte das Boot jemals schwer beschädigt kieloben treiben. Deshalb beschlossen wir zuerst, einen großen orangen Kreis auf die Unterseite zu malen, entschieden uns dann aber für ein großes Herz. Es sah ziemlich cool aus. Trotzdem hoffte ich, dass es nie jemand zu sehen bekommen würde.
In der Phase, als die Überholung der
Wild Eyes
in vollem Gang war, stieß Jeff Casher als festes Teammitglied dazu, ein gestandener Seemann und echtes Genie. Er und seine Frau Gail lebten auf ihrer 14-m-Jacht
Sea Witch
, die in der Marina, dem Jachthafen, vor Anker lag. Laurence wusste, dass die Cashers acht Jahre lang um die Welt gesegelt waren und dabei insgesamt fünfundfünfzig Länder besucht hatten.
Jeff hatte siebzehn Jahre lang Weltcuprennen gesegelt und war auf größeren Booten als Steuermann und Navigator mitgesegelt. Nun waren die Cashers in Marina del Rey sesshaft geworden und lebten auf ihrem Boot. Jeff entwickelte Computerprogramme für große Konzerne wie Apple, Walmart und eBay und Fehlerbeseitigungsstrategien für die größten Computer der Welt. Als Jeff zum Team dazustieß, waren zwar die meisten computergesteuerten Bordsysteme bereits auf der
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installiert. Doch als Jeff mit den Augen eines erfahrenen Weltumseglers das System zur Leistungsüberwachung der
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inspizierte, gefiel ihm nicht, was er sah. Abby würde drei verschiedene Energiequellen an Bord haben: Solarzellen, Windgeneratoren und einen Dieselmotor. Den Motor würde sie, nach den Regeln für das Einhandsegeln, nicht als Bootsantrieb benutzen dürfen, sondern ausschließlich, um Strom für die Aufladung ihrer Batterien zu erzeugen. Auch der Strom aus Wind- und Sonnenenergie diente der Batterieaufladung.
Der Techniker, der diese Systeme installiert hatte, war ein guter Freund von Laurence mit jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich. Und Jeff als „der Neue“ im Team wollte nicht gleich durch seine Kritik mit der Tür ins Haus fallen. Andererseits musste er auf kritische Punkte hinweisen, die zu Störungen im System führen konnten. Dabei war er sich bewusst, dass Kritik selten gut ankam. Hier, im Falle der komplizierten Elektronik der
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, hatte Jeff den Eindruck, dass der Techniker weder mit den neuartigen Vlies-Akkus (Bleiakkumulatoren) vertraut war noch die Erfahrung besaß, um geografischen Gegebenheiten wie die Auswirkungen des Sonneneinstrahlwinkels an unterschiedlichen Orten der Erde einschätzen zu können. Darüber hinaus stellte sich die Frage, ob die Kapazität der Batterien ausreichen würde, um längere Flauten oder sonnenarme Perioden zu überbrücken.
Als Jeff Laurence gegenüber seine Bedenken äußerte, riet er ihm, direkt mit dem Techniker zu sprechen – der sich daraufhin auf die Füße getreten fühlte. Angesichts der verzwickten Lage, in der zwei Fachleute auf ihrer Meinung beharrten, tat Laurence, was jeder gute Projektmanager tun würde: Er holte die Meinung eines dritten, neutralen Experten ein: Scott Lurie.
Lurie war in der Seglerszene eine bekannte Figur. Es gab nichts, was Scott Lurie auf einem Schiff oder Flugzeug nicht reparieren konnte. Wenn jemand technische Mängel auf den ersten Blick erkennen würde, dann er. Laurence schätzte Scott durch die Zusammenarbeit mit ihm als Schiffsbauer. Und als Scott die Elektronik an Bord der
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unter die Lupe nahm, war er derselben Meinung wie Jeff.
Von Scott Lurie konnte dann auch Laurences Technikerfreund einen weisen Rat annehmen und verdrahtete das Stromerzeugungssystem neu. Scott hätte liebend gern auch selbst mit Hand angelegt, doch ein schwerer Fahrradunfall setzte ihn wochenlang außer Gefecht. Mit einer Hand in Gips und sechs Titanimplantaten im Gesicht gab er dem Techniker Schritt für Schritt Anweisungen per Telefon, bis die Arbeit
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