Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
Krabbenfischerbootes hatte sich um unseren Propeller (die Schiffsschraube) gewickelt und die Mechanik beschädigt.
Schlimmer noch als das kaputte Klo und der Propellerschaden war die Tatsache, dass mein großer Bruder mitsegelte. „Captain Zac“ ließ keine Gelegenheit aus, mich zu ärgern. Leider gab es keinen Spiegel an Bord, und es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht mit irgendeiner Kriegsbemalung im Gesicht aufwachte. Denn mein Bruder machte sich einen Spaß daraus, mich zu verschönern, während ich schlief. Und er amüsierte sich köstlich, wenn ich mich ekelte, als er die Teetassen mit Salzwasser und einem schmutzigen Socken abwusch. Trotzdem: Zac war zwar ein nerviger Bruder, aber ein gutes Crewmitglied.
Bevor die
Wild Eyes
in Florida zum Weitertransport auf den Frachter verladen wurde, begannen wir mit ihrer Überholung, denn Papa wollte keine Zeit verlieren. Mit dem Geld von
Shoe City
konnten wir zwei Windgeneratoren installieren, ebenso neue Solarzellenplatten und einen Seekartenplotter, ein Navigationssystem, an das man ein GPS anschließen konnte.
Nachdem die
Wild Eyes
auf dem Frachtschiff durch den Panamakanal gereist war, wurde sie im Hafen von Ensenada ausgeladen. Ensenada liegt an der Baja California in Mexiko, weit genug entfernt von den überlaufenen Badeorten an der südkalifornischen Küste und doch nah genug für Amerikaner, um einen kurzen Ausflug über die Grenze zu machen.
Papa und Zac hatten einen Mietwagen genommen, und ich konnte mit einem Freund unserer Familie und Teammitglied auf dessen Boot mitsegeln. Wir erreichten Ensenada am 3. Dezember 2009.
Als die
Wild Eyes
an der Westküste ankam, hatten die Medien bereits unsere Spur aufgenommen. Drei Journalisten von der
Los Angeles Times
waren zusammen in Petes Wagen nach Ensenada gefahren. Dort standen sie und warteten auf mich und Zac. Bei ihnen war auch die Fotografin Lisa Gizara, die während Zacs Weltumsegelung eine gute Freundin der Familie geworden war.
Der Tag war warm und sonnig. Wir konnten den Frachter sehen, der im Hafen gegenüber der Marina vor Anker lag. Das Ausladen der
Wild Eyes
sollte so verlaufen: Das Frachtschiff würde bis auf eine bestimmte Distanz ins Hafenbecken fahren und dort die
Wild Eyes
zu Wasser lassen. Danach würden wir den Motor anwerfen und zu ihrem Liegeplatz fahren. Doch das Ausladen verschob sich immer weiter nach hinten. Und je länger die Wartezeit dauerte, desto ungeduldiger wurde ich. Ich stand am Quai, die Augen sehnsüchtig auf mein Boot geheftet, das in greifbarer Nähe war, und konnte es nicht abwarten. Es war schlimmer als das Warten auf die Bescherung zu Weihnachten! (Aber da ich gerade ein 90.000-Dollar-Boot bekommen hatte, konnte ich wahrscheinlich andere Weihnachtsgeschenke vergessen.)
Endlich, nach einer halben Ewigkeit, konnten wir sehen, wie die Crew des Frachters die
Wild Eyes
zum Ausladen bereit machte. Unsere ganze Gruppe – Zac, Lisa, die Zeitungsleute und ich – kletterten in ein kleines Motorboot und fuhren hinüber zum Schiff. Zu sehen, wie mein Boot zu Wasser gelassen wurde, war ein großer Augenblick für mich. Und in dem Moment, als ihr Rumpf die blaue Wasseroberfläche des Pazifiks berührte, dachte ich:
Jetzt wird mein Traum wahr
.
Kaum hatte die Crew den Befestigungsgurt entfernt, kletterten wir an Bord der
Wild Eyes
. Nach ein paar Versuchen gelang es, die schlafende Maschine zu wecken und wir tuckerten rüber zum Dock, um meinen Papa abzuholen, der in den vergangenen Stunden die Zollformalitäten erledigt hatte.
Von Ensenada nach San Diego, dem südlichsten US-amerikanischen Hafen an der Westküste, waren es über 100 Kilometer – ungefähr zwölf Stunden. Kein angenehmer Segeltörn bei der Jahreszeit, doch die Leute von der
Times
, die uns begleiten sollten, sagten, es mache ihnen nichts aus.
Wir verließen den Hafen von Ensenada um die Mittagszeit und hofften, es bis Mitternacht nach San Diego zu schaffen. Anfangs segelten wir mit einer leichten, frischen Brise, die jedoch schon bald erstarb. Unser Tempo verlangsamte sich immer mehr. Irgendwann legte sich der Wind dann ganz. Mitternacht kam und ging, und die Passagiere verzogen sich einer nach dem anderen nach unten zum Schlafen. Papa und ich blieben an Deck und hielten Ausschau nach Krabbennetzen und Kelp und redeten über die nötigen Reparaturarbeiten an der
Wild Eyes
. (Kelp oder Braunalge ist die häufigste Pflanzenart im Meer; d. Übers.)
Ich liebe es, mit meinem Papa zu segeln. Ich weiß noch, wie
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