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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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mehrmals ansprechen mussten, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ahnten nichts vom Verschwinden der dunklen Wolke, sie wussten nichts von meinen Gedanken . »Ja?«
    »Seit dem Zeitalter der Kriege, der finsteren Moderne, haben wir neue Methoden entwickelt, um dem Gefahrenpotential, das im Menschen lauert, zu begegnen.« Frieda, die Gesellschaftslehrerin, nickte mir hoffnungsvoll zu. »Nenne ein paar davon.«
    »Der Glücksstrom«, sagte ich als Erstes, »sinnvolle Beschäftigung, niemand lebt auf Kosten der anderen, es gibt keinen Neid, keine Verbrechen, keine Gier …«
    Sie unterbrach mich. »Du wirfst jetzt Ursache und Wirkung durcheinander, Peas. Bitte trenn das sorgfältiger.«
    Wie immer war ich etwas durcheinander und erfüllte die Aufgabe nicht zur vollen Zufriedenheit der Lehrkraft. Niemandem fiel etwas auf. Doch ich spürte Luckys Blick, der sich von weiter vorne, wo er neben Merkur saß, einmal kurz umdrehte.
    Erst in der Pause kam ich dazu, mit ihm zu reden. Er hatte wieder das Fenster geöffnet und saß auf dem Sims. Ein leichter Wind strich herein, Charity schrie: »Mach es doch endlich zu!«, und Jupiter und Schalom tanzten über Tische und Bänke, um Peace zu beeindrucken. Moon ordnete ihre Aufzeichnungen und ging ihren Terminkalender durch. Sie hob nicht einmal den Kopf, als ich aufstand und zu Lucky hinüberging.
    »Warum warst du wirklich zu spät?«, wollte er wissen. »Ist etwas passiert?«
    »Ich habe mit Star gesprochen.« Ich erzählte ihm, dass Phil im Koma lag und Star kurz vor dem Zusammenbruch stand. »Dummerweise habe ich ihr versprochen, dass wir ihren Bruder im Genesungshaus besuchen, damit sie sich zusammenreißt.«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Das ist völlig verrückt.«
    »Hast du eine bessere Idee?« Der Einzige, der wusste, wie ich mich fühlte, ärgerte sich über mich. Das war wirklich das Letzte, was ich brauchte, nachdem schon Star mir unverblümt mitgeteilt hatte, dass sie mich hasste.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Wenn noch mehr Leute betroffen sind, haben wir keine Chance, das zu vertuschen.«
    So weit war ich gestern schon gewesen, doch ich nickte bloß zustimmend. »Richtig.«
    »Wir müssen unbedingt rausbekommen, wie viele es sind, und sie warnen.«
    »Ich weiß. Aber wie willst du das anstellen?«
    Er hatte einen Ausdruck im Gesicht, den ich so nicht an ihm kannte. Entschlossen. »Wir kennen zumindest die, die vor und nach uns bei Dr. Händel dran sind. Mit denen fangen wir an. Wir teilen uns auf und überprüfen so viele wie möglich. Und wir bleiben unauffällig.«
    Er musste die ganze Nacht nachgegrübelt haben, während ich in mein Kissen geheult hatte. Dummerweise konnte ich es nicht leiden, dass er auf einmal den Anführer herauskehrte. Das hier war unser beider Problem, und er brauchte gar nicht so tun, als wenn ich zu beschränkt wäre, um das zu begreifen.
    »Klar«, sagte ich und biss die Zähne zusammen.
    »Wirklich? Und warum versprichst du Star dann so etwas? Sie schöpfen doch Verdacht, wenn wir uns so für ihren Bruder interessieren. Wir müssten ihn längst vergessen haben.«
    »Ich muss dir wohl nicht erklären, was passiert, wenn Star durchdreht und redet.«
    Er schüttelte unzufrieden den Kopf.
    Auf einmal musste ich lachen. »Siehst du«, meinte ich, »unsere Lehrer haben recht. Kaum sind die wilden Gefühle da, fangen wir an zu streiten.«
    Gegen seinen Willen musste er grinsen. »Ich streite nicht mit dir, Pi. Ich versuche nur, dich von Dummheiten abzuhalten.«
    »Also gut«, sagte ich. »Eins nach dem anderen. Zuerst die anderen Kandidaten. Schickst du mir die Namen auf meinen Tom?«
    Doch Lucky schaute mich wieder so an, als wäre ich vollkommen verblödet. »Die Liste befindet sich in meinem Kopf«, schnauzte er mich an. »Da ist sie sicher, und nur da. Wir schreiben nichts auf. Wir schicken einander keine Informationen. Stell dir vor, jemand anders ist betroffen und verrät sich und wird wie ein Einzelfall behandelt – dann müssen wir die Gesundheitsbehörde ja nicht darauf stoßen, dass wir mit drin stecken.«
    »Ja, sicher«, sagte ich verdattert. »Das weiß ich doch.«
    »Du nimmst dir die Mädchen vor. Kassiopeia und Mercy aus der neunten und Friedhilde aus der zehnten, und ich …«
    »Halt«, unterbrach ich ihn. »Findest du das sinnvoll? Ich befrage die Mädchen und du die Jungen? Ich würde das genau umgekehrt machen.«
    Es ärgerte ihn, dass ich ihm widersprach. »Ach ja?«, fragte er mit einem säuerlichen

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