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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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konnte den Satz nicht vollenden, sondern musste nach Luft ringen, denn in diesem Moment schnellte seine riesige Hand durch die Gitterstäbe und griff nach ihrer Taille. Sie hätte sich losreißen können, wenn nicht ihre Handgelenke in eiserner Umklammerung gegen die Gitterstäbe gepresst gewesen wären. Sie erstarrte, und ihr Herz schlug wild, als er ihre Taille abtastete und ungeschickt an der verknoteten Schärpe ihres Gewandes herumzufingern begann.
    Rowena schloss die Augen, als der Knoten sich löste und ihr Morgenmantel sich öffnete. Die Gitterstäbe sind stark, rief sie sich ins Gedächtnis. Abgesehen von Verletzungen an den Händen konnte der Wilde ihr keinen ernsthaften Schaden zufügen. Aber dennoch schien ihr Herzschlag auszusetzen, als seine Finger wie Feuer durch den dünnen Stoff ihres Hemdes auf ihrer Haut brannten, sich eilig entlang ihrer Taille bewegten und dann etwas tiefer ihre Hüften berührten. Seine gefährliche Berührung löste einen sanften Schauer in Rowena aus. Ein leises Stöhnen blieb ihr im Halse stecken.
    Sie dachte an den Kerzenleuchter, der mit seiner flackernden Flamme immer noch dort am Boden stand, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Ein wohl gezielter Tritt könnte ihn in das Stroh kippen, mit dem das Verlies ausgelegt war. Das Stroh würde anfangen zu glimmen, dann würden die Flammen daraus emporschlagen …
    Sie konnte sich nicht bewegen.
    Die Berührung wurde fordernder, verzweifelter. Rowena konnte seinen Zorn spüren und seine immer größer werdende Enttäuschung, die sich schließlich in einem Wort Luft machte, das er ihr förmlich entgegenschleuderte.
    “Schlüssel!”
    Sie erstarrte, als ihr plötzlich alles klar wurde. Der Wilde hatte offenbar auf dem Schiff gelernt, dass man zum Öffnen von Schlössern Schlüssel benötigte. Er hatte es sogar fertiggebracht, das Wort zu lernen. Und gestern Abend im Hof war ihm der Schlüsselbund, den sie an einer Kordel um ihre Taille trug, aufgefallen. Nach diesen Schlüsseln suchte er jetzt.
    Als er nichts finden konnte, wich er von den Gitterstäben zurück. Er schäumte vor Wut. “Schlüssel!” verlangte er nochmals und riss so heftig an ihren Armen, dass sie winselte. “Schlüssel! Mir geben!”
    “Nein!” begann Rowena redselig, obwohl sie keine Vorstellung davon hatte, wie viel er verstehen würde. “Ich trage keine Schlüssel bei mir. Und selbst wenn ich es täte, selbst wenn ich dich hier herausließe, würde dir das nicht helfen. Du würdest dich hier verirren. Du weißt weder, wohin du gehen, noch wo du dich verstecken kannst, geschweige denn, wo du etwas zu essen und anzuziehen bekommst. Du hast keine Ahnung, wie du auf ein Schiff gelangen und in deine Heimat zurückkehren sollst. Du musst erst einmal hier bleiben. Bleib hier!” Sie betonte die Worte und hoffte, dass er den Sinn verstand. Aber er sah sie nur finster an, so fuchsteufelswild vor Schmerz und Hass, dass sein Blick ihr fast allen Mut raubte.
    “Ich habe den Schlüssel nicht” wiederholte Rowena und widerstand dem schmerzhaften Zerren an ihren Händen. “Kein Schlüssel.”
    Der Wilde starrte sie an, schnaufte verächtlich und ließ sie so plötzlich los, dass Rowena rückwärts gegen einen Stapel vermodernder Fässer stürzte. Sie polterten und rollten um sie herum und machten dabei einen solchen Lärm, dass sie schon Angst bekam, jemand im Haus könnte es hören. Während sie sich aufsetzte und ihre wunden Handgelenke rieb, ließ der Krach allmählich nach.
    Die Kerze war noch weiter heruntergebrannt. In ihrem spärlichen Licht sah Rowena, wie der Wilde jetzt hinter den Gitterstäben seines Kerkers stand. Wer ist er in jener anderen, fernen Welt gewesen?, fragte sich Rowena. Was würde er ihr erzählen, wenn sie seine fremde Sprache verstehen könnte?
    Aber jetzt war nicht die Zeit für müßige Fragen. Sie musste sofort die Kerze nehmen, bevor sie erlosch und sie im Dunkeln stand. Sie spürte den Blick des Wilden auf sich, als sie vorwärts kroch und den Leuchter vom Boden aufhob. Die plötzliche Bewegung fachte die Flamme an, und der Lichtschein tanzte wirr über die Kellerwände. Als Rowena sich aufrichtete, sah sie flüchtig sein Gesicht – der Mund war leicht verzogen, verächtlich, amüsiert, als ob er im Stillen über sie lachte. Sie spürte, wie plötzlich Ärger in ihr hochstieg. Wütend drehte sie sich herum und trat ihm gegenüber.
    “Ich habe keine Angst vor dir!” fuhr sie ihn an, und es war ihr gleich, ob er sie verstand oder

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