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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Liebe.” Bosley verzog hämisch grinsend den Mund. “Die Aufhebung wird erst am Tage unserer Eheschließung gültig. Inzwischen werde ich als Euer einziger lebender Verwandter fortfahren, Thornhill Manor zu verwalten, wie ich es für richtig halte.”
    Als Euer einziger lebender Verwandter.
    Die Worte hallten in Rowenas Kopf wider, als sie auf ihr Bett taumelte. Wo hatte sie diese Worte zuvor gehört und wann? Warum trafen sie sie jetzt wie ein Schlag?
    “Ach, meine Liebe!” Sibyl breitete in gespielter Zuneigung die Arme aus. “Denkt nur! Wir werden Schwestern sein! Vielleicht kann ich mich dann Eurer annehmen, Euch zeigen, wie man sich kleidet, wie Ihr eine vollendete Gastgeberin werdet und wie man diese trostlose alte Hütte von einem Haus wieder herrichtet!”
    “Hinaus!” Rowenas mühsam gewahrte Selbstbeherrschung war dahin. Voller Verzweiflung nahm sie einen zinnernen Wasserkrug von ihrem Ankleidetisch, schwang den schweren Gegenstand wie eine Keule und ging damit auf die Eindringlinge los.
    Überrascht durch ihr ungestümes Auftreten, schob sich Bosley zur Tür. Auch Sibyl, die immer noch lachte, wich auf den Flur zurück.
    “Raus!” Mit aller Kraft schwang Rowena den Wasserkrug. Der streifte Bosleys Wangen, ritzte die Haut auf, und es bildete sich eine dünne Blutspur.
    “Du Wildkatze!” keuchte er, während er rückwärts über die Schwelle stolperte. “Ich werde dir schon noch zeigen, wer hier das Sagen hat …”
    Rowena schlug ihm die Tür vor der Nase zu und stemmte sich gegen die dicken Bretter, als sie den Riegel vorschob. Vom Flur konnte sie Bosleys teuflische Flüche hören und Sibyls höhnisches Gelächter. Allmählich verhallten die Geräusche, und endlich kehrte Ruhe ein.
    Bebend ließ sich Rowena gegen die Wand sinken. Würde dies in Zukunft ihre einzige Verteidigungsmöglichkeit sein – Wahnsinn vorzutäuschen? Würde sie dazu getrieben sein, zu kreischen wie eine Irre, nur um sich vor Bosleys Zudringlichkeiten zu schützen?
    Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen. Wahnsinn, gespielt oder echt, nützte ihr gar nichts. Bosley würde sie einfach irgendwo einsperren und als ihr einziger lebender Verwandter die Verwaltung des Gutes an sich reißen.
    Als ihr einziger lebender Verwandter.
    Wieder tauchte dieser Satz in ihrer Erinnerung auf, während sie sich das Gehirn zermarterte, um die Verbindung herzustellen.
    … ihr einziger lebender Verwandter …
    Plötzlich sank sie stöhnend zu Boden, als die Erinnerung wiederkam und sie in die Vergangenheit zurückversetzte zu jenem Tag – dem schrecklichsten Tag ihres Lebens.
    Bosley hatte sie in ihrer Kammer erschreckt, erinnerte sie sich, und sie hatten über seinen Plan gestritten, dazubleiben und die Verwaltung des Gutes zu übernehmen. Ja, damals hatte er davon gesprochen, dass es sein Recht sei – als ihr einziger lebender Verwandter.
    Rowena brach der kalte Schweiß aus, als sie wieder vor sich sah, wie sie aus dem Moor kommend nach oben ins Haus ging und streitende Stimmen im Krankenzimmer ihres Vaters hörte. Ihr fiel wieder ein, dass Sir Christophers volltönende Stimme beinahe durch die Wände drang – ganz gewiss nicht die Stimme eines sterbenden Mannes. Dennoch, wenig später, als sie mit Bosley fertig war und in die Kammer ihres Vaters eilte, hatte sie ihn bleich und still vorgefunden, seine Hände gefaltet, als hätte man ihn schon für die Bestattung vorbereitet.
    … ihr einziger lebender Verwandter …
    Das waren Edward Bosleys Worte gewesen. Er hatte das so gesagt, als wüsste er bereits, dass Sir Christopher tot sei.
    Black Otter hatte plötzlich seine nächtlichen Streifzüge beendet, denn es verlangte ihn nicht mehr danach, draußen zu sein. Der abnehmende Mond stand noch hoch am Himmel, als er den letzten Hügel erklomm und für einen Augenblick innehielt, um über das Moor auf das still daliegende Haus zu blicken.
    Kummer nagte in seinem Innern. Was geschah hinter diesen abweisenden Wänden? War Rowena in Sicherheit? War es vielleicht doch falsch gewesen, dass er sie allein zurück ins Haus hatte gehen lassen?
    Er ballte die Hände zu Fäusten, als er wie gebannt auf ihr dunkles Fenster starrte. Er stellte sich vor, die Außenwand des Hauses zu erklimmen, indem er Risse und Spalten ausnutzte, um sich bis zu ihrem Fenster hochzuarbeiten. Er würde nur gerade so lange bleiben, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, und dann so lautlos verschwinden, wie er gekommen war.
    Aber nein, die Gefahr war zu

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