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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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groß. Falls man ihn entdeckte, würde seine Anwesenheit im Haus nur
Chingwe
in seinem Argwohn bestärken, und sie beide würden noch mehr Ärger bekommen. Rowena war ohne ihn besser dran – das wusste er. Aber sein Herz sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen, ihre Nähe zu spüren, schlank und lebendig und voller Verlangen, wie sie in seinen Armen erbebte, während er alle Gefahr von ihr fernhielt.
    Er legte die restliche Strecke im schnellen Lauf zurück, denn die körperliche Anstrengung verschaffte ihm zumindest etwas Erleichterung. Wie immer, wenn er die schweren englischen Stiefel trug, sehnte er sich nach Mokassins, aber das war auch eines von den Dingen, die er vorerst nicht ändern konnte. Er wollte hineingehen und zu schlafen versuchen. Vielleicht würde Rowena im Morgengrauen zumindest nach draußen kommen, um ihn wissen zu lassen, dass ihr nichts fehlte.
    Als er zum Stall kam, stand die Hintertür offen. Black Otter blieb stehen, und sein Herz klopfte heftig. Hatte er vergessen, die Tür zu schließen? Nein, er erinnerte sich ganz deutlich daran, dass er den Riegel vorgeschoben hatte, wie immer, wenn er nach draußen ging.
    Vorsichtig schlüpfte er hinein. Im Stall war es dunkel und ruhig, alle vier Pferde standen friedlich in ihren Nischen. Es war gut möglich, dass der unbekannte Besucher bereits wieder gegangen war.
    War es Rowena gewesen? Sein Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen, sie könnte vielleicht hier gewesen sein und ihn gesucht haben, um bei ihm Hilfe und Trost zu finden, und er war nicht für sie da gewesen.
    “Rowena?”, rief er leise, aber niemand antwortete. Mittlerweile hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er überprüfte die Ställe und schaute auch unter den Wagen, um sicherzugehen, dass sich dort niemand versteckt hielt. Eine aufgeschreckte Maus piepste und huschte über die Spitze seines Stiefels, sonst war nichts zu finden. Vielleicht spielte ihm sein Gedächtnis einen Streich, und er hatte doch vergessen, die Tür zu verriegeln.
    Erschöpft stieg er die Leiter zu seinem Bett im Dachgeschoss hinauf. Er wusste, er würde sowieso nicht schlafen können. Aber falls Rowena zurückkehren sollte, wollte er an dem Ort sein, wo sie ihn nicht verfehlen konnte.
    Auf dem Dachboden war es warm, und es roch wie gewohnt nach Heu und Pferden. Alles sah hier wie immer aus, aber als er oben auf der Leiter angekommen war, spürte er, es lag etwas Fremdes in der Luft – ein süßlicher, moschusartiger, beinahe widerwärtiger Geruch, als ob jemand gerade einen großen Korb verdorbene Blumen ausgeschüttet hätte.
    “Rowena?” Das Laken, auf dem er schlief, lag im tiefen Schatten. Er konnte gerade noch eine Gestalt erkennen, die sich dort hingekauert hatte und sich regte, als er näher kam.
    “Wer ist da?” Er beugte sich weiter hinab, und ihm blieb fast das Herz stehen, als plötzlich zwei blasse Arme aus der Dunkelheit kamen und sich wie Zwillingsschlangen um seinen Hals wanden.
    “Wo warst du denn nur so lange?”, flüsterte eine lebhafte weibliche Stimme. “Ich habe schon geglaubt, du würdest überhaupt nicht mehr kommen. Nun, mein Zigeunerhengst, zeig mir, wie leid es dir tut, deine Sibyl so lange warten zu lassen.”

12. KAPITEL
    Black Otter war sofort hellwach. Ganz gleich, welche Gründe das Wiesel hatte, hierherzukommen, ihm war sonnenklar, ihre Anwesenheit konnte nur eines bedeuten: Ärger.
    Mit ihren Fingern zerwühlte sie sein Haar und zog ihn zu sich herab. “Du brauchst nicht so schüchtern zu sein”, flüsterte sie kichernd. “Wir wissen doch beide ganz genau, was du willst. Du brauchst es dir nur zu holen.”
    “Benehmen sich alle weißen Frauen so?”, fragte er, während er sich an Rowenas mädchenhafte Verlegenheit erinnerte, als sie sich im Moor nähergekommen waren. “Können sie nicht abwarten, bis der Mann zeigt, dass er sie begehrt?”
    Das Wiesel lachte wieder, machte eine Hand frei und fasste nach seinem Schritt. Gleichzeitig bewegte sie sich, streckte sich im Dunkeln aus, und da merkte er: Sie lag nackt auf dem Quilt, der ihm als Decke diente, das helle Haar kunstvoll auf dem dunklen Stoff ausgebreitet. Trotz seines Misstrauens fühlte Black Otter ein heftiges Ziehen in den Lenden.
Warum solltest du sie eigentlich nicht nehmen?
flüsterte die Stimme der Versuchung in seinem Innern. Es war doch schließlich nichts weiter als ein kurzer, heftiger Akt, dem eine angenehme Entspannung folgte. Er machte sich nichts aus dieser Frau, genauso

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