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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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wie sie sich nichts aus ihm machte. Er würde also nicht Gefahr laufen, etwas aufs Spiel zu setzen, was ihn damals davon abgehalten hatte, mit Rowena zu schlafen.
    Der Gedanke an Rowena, einsam und ängstlich in dem großen dunklen Haus, reichte aus, um sein erhitztes Blut schlagartig abzukühlen. Zerknirscht wandte er sich von dem Wiesel ab.
    “Nimm deine Kleider und geh”, sagte er sanft. “Es ist nicht gut, dass du hierhergekommen bist.”
    Das Wiesel atmete zischend aus, als es sich auf die Ellbogen stützte. Durch eine Spalte im Dach fiel das Mondlicht auf eine ihrer vollkommen geformten, elfenbeinfarben schimmernden Brüste.
    “Was ist mit dir?” verlangte sie zu wissen, während sie ihn wütend anfunkelte. “Du willst mich doch, du ungezogener Flegel! Ich weiß es – ich habe es doch selbst gefühlt! Es gibt Männer, die würden ein Vermögen dafür geben, eine Stunde in meinen Armen zu verbringen – in der Tat, es haben schon Männer so teuer für dieses Vergnügen bezahlt! Und du, ein einfacher Bauer …”
    “Hier.” Er nahm ihr Kleiderbündel und warf es ihr zu. “Geh zurück zum Haus. Es braucht niemand zu wissen, dass du hier gewesen bist.”
    “Nicht ehe du mir eine Erklärung gegeben hast!” fuhr sie ihn an. “Rowena kann es ja wohl nicht sein, diese große, linkische, kastanienbraune Frau, die so unbeholfen ist, dass sie kaum einen Mann grüßen kann, ohne zu erröten – es sei denn, du bist hinter ihrem Vermögen her. Aber da kann ich dir versichern, es gibt kaum etwas zu holen. Warum solltest du also eine Frau zurückweisen, für die die meisten Männer ihr Leben geben würden, um sie zu besitzen?”
    “Das würdest du nicht verstehen.” Black Otter schüttelte den Kopf und war sich gar nicht so sicher, ob er es selbst richtig verstand. Er wusste nur, alles, was sich zwischen ihm und dieser Frau abspielte, könnte letzten Endes dazu verwandt werden, Rowena zu verletzen, und das wollte er auf keinen Fall.
    “Das wird dir noch leidtun!” Sie riss ihm das Kleiderbündel aus der Hand und presste es an sich, als sie sich mühsam hochrappelte. “Eines Tages, bei Gott, wirst du um das betteln, was ich dir heute Nacht angeboten habe! Und wenn der Tag gekommen ist, du Undankbarer, werde ich dir … in dein Gesicht … spucken!”
    Sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Black Otter ertrug den Schlag, ohne mit der Wimper zu zucken. Er verstand sehr wohl, warum sie wütend war. Was das anbelangte, unterschied sie sich gar nicht so sehr von den Frauen seines Stammes. Aber es gab nichts, was er tun konnte – oder wollte.
    “Du unverschämter Zigeuner!” fauchte sie, als sie mit ihren Füßen nach der Leiter tastete. “Für diese Beleidigung wirst du bezahlen – du wirst für den Rest deines erbärmlichen Lebens dafür büßen!”
    Er saß ruhig da und lauschte, wie sie in der Dunkelheit nach unten kletterte. Für einen Augenblick herrschte Stille, dann war zu hören, wie sie von der untersten Stufe der Leiter fiel, die in Kniehöhe über dem Boden endete. Sie wälzte sich im Stroh und fluchte dabei genauso lebhaft, wie er es von den Seeleuten auf dem Schiff kannte. Wenig später öffnete sich quietschend die Stalltür. Dann umfing ihn die Stille, nur unterbrochen vom Seufzen des Windes und den rastlosen Bewegungen der Pferde unter ihm.
    Viel zu aufgeregt, um zu schlafen, kauerte sich Rowena ans Fenster und blickte starr in den mondbeschienenen Hof hinunter. War ihr Wilder dort unten im Schatten genauso ruhelos und beunruhigt wie sie? Durfte sie es wagen, sich aus ihrer Kammer zu stehlen und zu ihm zu gehen? Nein, sie verbannte den Gedanken so schnell, wie er ihr gekommen war. Sie durfte nicht riskieren, dass Bosley sie wieder zusammen erwischte, besonders nicht nachts. Sie musste sich auf jemand anderen verlassen, wahrscheinlich den jungen Will, um ihn wissen zu lassen, dass es ihr gut ging.
    Ihr blieb fast das Herz stehen, als die dem Haus zugewandte Stalltür sich ein wenig öffnete, gerade genug, um eine zierliche blasse Gestalt durchzulassen. Sie rang nach Luft, als sie Sibyl erkannte, splitterfasernackt bis auf ein Bündel Kleider, das sie an ihren Busen gepresst hielt.
    Dieser Anblick erschütterte Rowena tief, und sie fühlte sich elend. Sibyl hatte nicht lange gebraucht, um wahr zu machen, womit sie am Morgen geprahlt hatte – und John Savage hatte auch nicht gezögert, ihr Angebot anzunehmen. Die beiden waren sich heute Morgen zum ersten Mal begegnet. Jetzt sah es so aus,

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