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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Platin-Rolex. Er hatte einen schmalen grauen Anzug von Armani an, darunter ein schieferblaues Seidenhemd – keine Krawatte, der oberste Knopf geöffnet.
    Tinsley reichte ihm charmant lächelnd die Hand. »Tinsley Carmichael. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr Buchanan.« Mit dem Selbstvertrauen eines älteren Mannes, der – wie es Tinsley interessanterweise zu Ohren gekommen war – mit einer bedeutend jüngeren Frau verheiratet ist, ergriff er ihre Hand.
    »Wir freuen uns sehr, dass Sie uns heute Gesellschaft leisten können, Tinsley.« Um die Winkel seiner leuchtenden grauen Augen zuckte es, und Tinsley hatte den Eindruck, einen Anflug von Koketterie zu entdecken. »Es ist immer angenehm, wenn ein hübsches Gesicht mit am Tisch sitzt.«
    Aber natürlich war es das. Tinsley lächelte huldvoll. »Danke. Es war sehr nett von Brandon, mich herzubitten.«
    Brandon räusperte sich und warf Tinsley einen fragenden Blick zu, als grüble er immer noch angestrengt darüber nach, was zum Teufel sie eigentlich hier zu suchen hatte. »Gerne, Tinsley.«
    »Danke, Brandon.« Sie lächelte ihm zuckersüß zu und fühlte sich mit ihrem blassrosa Cargo-Lipgloss in Bella Bella ungewohnt unschuldig. »Und Dekan Marymount, wie nett, Sie schon wieder außerhalb des Campus zu sehen.« Sie streckte dem Dekan anmutig die Hand entgegen, der natürlich seinen rostbraunen Waverly-Blazer trug und dazu dieselbe Van-Gogh-Krawatte, die er am Morgen zum Treffen des Disziplinarausschusses getragen hatte. Auf dem Campus konnte man diese prangenden Sonnenblumen ja durchgehen lassen, aber in der Öffentlichkeit? Marymounts Gesicht rötete sich, als sie einander die Hände schüttelten. Er erinnerte sich natürlich nur zu genau, wie Tinsley ihn vor weniger als zwei Wochen im Bademantel mit der Pardee auf dem Balkon eines Hotels in Boston überrascht hatte. Vielleicht trieb ihm aber auch die Erinnerung, dass Tinsley selbst nur spärlichst bekleidet gewesen war, die Röte ins Gesicht.
    Schließlich ließ Tinsley den Blick auf der Person ruhen, wegen der sie eigentlich hier war. Julian. Er stand neben ihr und war bei Weitem das interessanteste männliche Wesen am Tisch. Sein blondbraunes Haar war feucht und roch nach – hm, etwas Angenehmem. Tinsley kam nicht darauf, was es war. Und selbstverständlich wollte sie ihn nicht wissen lassen, dass es ihr wichtig war.
    »Hi, Julian«, sagte sie fast zurückhaltend, und in ihrer Magengrube kribbelte es. Wann immer Tinsley in seine karamellfarbenen Augen sah, hatte sie das Gefühl, als würden sie bis zu den Knochen durch sie hindurchsehen, durch Kleider und Haut und das ganze Drumherum. Tat er das mit allen oder nur mit ihr? Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
    »Du siehst heute Abend sehr hübsch aus, Tinsley.« Er lächelte ihr höflich zu, und sie bemerkte, dass er neben dem linken Mundwinkel ein Grübchen hatte, das ihr zuzuzwinkern schien.
    »Danke. Bitte, nehmen Sie doch alle wieder Platz.« Tinsley rückte ihren Stuhl an den Tisch – und stellte augenblicklich fest, dass noch kein Wein auf dem Tisch stand. Wahrscheinlich war es von Marymount zu viel erwartet, die jungen Leute in seiner Gegenwart ein unschuldiges Gläschen trinken zu lassen.
    »Wir sprachen gerade darüber, was wir heute für einen schönen, sonnigen Tag hatten.« Mr Buchanan klappte seine Speisekarte zu und faltete die Hände. »Vielleicht helfen Sie uns ja, ein interessanteres Thema zu finden? Was haben Sie denn zum Beispiel am Wochenende vor? Bestimmt Partys, Verabredungen, ein Einkaufsbummel, oder?«
    Tinsley warf einen kurzen Blick auf Dekan Marymount, der blass wurde. Sie wartete, ob er sich nicht äußern wollte, aber er machte nicht den Eindruck, als hätte er das vor. Daher nahm Tinsley an, der Hausarrest von Dumbarton war ein Tabu auf der Liste möglicher Gesprächsthemen. »Also«, begann sie und nahm sich Zeit, um den unbehaglichen Ausdruck auf Marymounts Gesicht auszukosten. »Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Dingen, denen sich Waverly-Eulen an den Wochenenden widmen können.«
    »Sprechen Sie tatsächlich von sich selbst als Waverly-Eulen?« Mr Buchanan beugte sich verschwörerisch näher.
    »Nur wenn Treuhänder anwesend sind«, foppte Julian, und alle schmunzelten.
    »Hast du dieses Wochenende nicht eines deiner Cineclubtreffen, Tinsley?«, fragte Brandon fast beiläufig und stützte einen Ellbogen auf die Tischplatte. Seine Augen blitzten boshaft.
    »Das musste leider verschoben werden. Aber danke der

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