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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Beleidigung aus seinem Mund purzelte.
    Easy spürte, wie der alte Ärger in ihm hochbrodelte. Warum musste sein Vater so ein Aas sein? »Ach weißt du, Dad, das Leben hat mehr zu bieten als Einser-Noten einzuheimsen oder für einen Haufen Geld reiche schuldige Kriminelle zu verteidigen.« Er überlegte, seinem Vater von seiner Zeichnung zu erzählen, die ausgestellt worden war, ließ es aber.
    Mr Walsh lachte. Er schien sich niemals aus dem Konzept bringen zu lassen, egal was Easy sagte. »Wer noch nie im Leben Geld verdient hat, kann es sich nicht leisten, diejenigen von uns zu kritisieren, die dafür arbeiten. Ich will ja nur Folgendes andeuten: Wenn du für die anderen Fächer so viel Zeit aufbringen würdest, wie du es für deine sogenannte ›Kunst‹ tust« – er machte Gänsefüßchen in die Luft, während er Kunst sagte, als sei es fragwürdig, Easys Leidenschaft so zu bezeichnen – »dann wäre dein akademischer Ruf vielleicht nicht so in Gefahr.«
    »Wissen Sie«, meldete sich Callie zu Wort und vermied sorgfältig den Anschein, dass sie merkte, wie sauer Easy war, »es heißt, wenn man sich künstlerisch-kreativ mit einer Sache beschäftigt, dann regt dies auch alle anderen geistigen Fähigkeiten an.« Eine Strähne ihres blonden Haars löste sich aus der Spange und fiel ihr seitlich übers Gesicht.
    »Tatsächlich?«, erwiderte Mr Walsh und tat, als interessiere ihn das.
    Easy sah Callie überrascht an. Sie und sein Vater hatten geplaudert und gescherzt wie alte Freunde. Und auf einmal widersprach sie ihm, als er seiner Lieblingsbeschäftigung nachging: Seinen Sohn zu zermalmen! Das war ziemlich mutig von ihr.
    Und ziemlich lieb.
    »Ja.« Sie legte die Gabel beiseite, mit der sie lustlos in ihrem Endiviensalat mit Walnüssen und Roquefort herumgestochert hatte. »Denken Sie nur an die großen Erfinder. Sie waren erfolgreich, eben weil ihr Geist anders funktionierte.« Sie schwieg und zupfte an dem Perlenohrring in ihrem linken Ohrläppchen. »So war da Vinci beides in einem: ein großartiger Künstler und ein technisches Genie.«
    Mr Walsh genehmigte sich ein weiteres Glas Wein, während er die Gläser von Easy und Callie nur halb vollschenkte. Easy griff gierig nach seinem. Er wusste nicht recht, wie er die Situation einordnen sollte. Sein Vater nahm einen Schluck und blickte Callie wohlwollend an. »Von der Seite habe ich das noch nie betrachtet, meine Liebe. Aber da haben Sie gar nicht so unrecht.«
    »Abgesehen davon«, fuhr Callie sanft fort und hielt ihr Weinglas vor die Lippen, »Easys Bilder sind wirklich gut.« Sie warf Easy einen Blick zu. »Er ist sehr – begabt.«
    Easy starrte auf seinen Teller mit der halb verzehrten terrine des filets de sole . Das seltsame Gefühl, das er vorhin im Magen verspürt hatte, hatte sich in seinem ganzen Körper ausgebreitet. Callie war so lieb und sie ergriff für ihn Partei. Sie hatte ihren Vater im Griff wie eine Erwachsene. Es kam ihm vor, als seien die vergangenen Monate, in denen sie so zickig und unzufrieden gewesen war und ihn gepiesackt hatte, nur ein Traum gewesen. Er hatte wieder die Callie vor sich, die er davor gekannt hatte. Die Callie, in die er sich letztes Jahr verliebt hatte.
    War es das, was er wollte? Dass die letzten paar Monate ausgelöscht wurden? Das würde bedeuten, dass mit Jenny nie was gelaufen wäre, dass er ihr süßes Gesicht niemals geküsst hätte.
    Easy konnte sich das nicht so recht vorstellen. Aber als er einen Blick in Callies Richtung warf und ihre warmen haselnussbraunen Augen ihm schüchtern zulächelten, war er zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig.
     
     
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    Ihre Hausaufsicht, Mrs Pardee, wird während des Wochenendes größtenteils abwesend sein, da ihre Anwesenheit bei dem Treuhändertreffen erforderlich ist. Sie sind sich jedoch hoffentlich bewusst, dass Übertretungen des Hausarrests mit Schulverweis geahndet werden.
     
    Dekan

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