wär’s, wenn wir alle auf der Party Kleider von einem anderen Mädchen tragen – von jemand, den wir nicht gut kennen? Das ist doch die Gelegenheit, mal miteinander in Kontakt zu kommen.« Sie zuckte die Schultern und runzelte die Stirn, als habe sie Angst, ausgelacht zu werden.
»Das ist eine Superidee!«, rief Rifat begeistert und schielte vorsichtshalber zu Callie und Celine und den anderen Dumbarton-Königinnen.
Benny Cunningham verdrehte die Augen in Callies Richtung, doch Callie ließ bereits den Blick schweifen, um abzuschätzen, welches Mädchen eventuell ungefähr ihre Größe hatte. Als ob irgendeine so spindeldürr war wie sie! Die anderen Mädchen murmelten aufgeregt.
Brett seufzte. Eine Party entschädigte sie natürlich nicht für das verpasste Spiel von Jeremiah, aber die Vorstellung, den Nachmittag über die Schränke anderer nach neuen Klamotten zu durchwühlen, gefiel ihr. Es erinnerte sie an einen Ausflug mit Callie nach New York. Sie waren im Taxi herumgefahren und hatten fast jede Secondhand-Boutique abgeklappert, auf der Suche nach einem Hemdchenkleid von Chanel, das Callie entdeckt hatte, als sie einen Stapel Vogue -Hefte aus den Sechzigern durchgeblättert hatte. Ein entsprechendes Kleid war ihnen zwar nicht in die Hände gefallen, aber dafür haufenweise andere Fundstücke.
»Na gut«, sagte Brett, wischte sich Bagel-Krümel vom Schoß und hoffte, ihr klemmten keine Mohnsamen zwischen den Zähnen. »Aber überlegt auch ein bisschen, was es bedeutet, eine verantwortungsbewusste Eule zu sein, und schickt mir eure E-Mails.« Vielleicht ließ sich daraus ein Gruppenaufsatz zusammenmixen. Sie zerknüllte die Serviette in ihrer Hand. »Und lasst eure Schränke hübsch offen.«
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Samstag, 5. Oktober, 10:12 Uhr
Betreff:
Pscht ...
Liebste Jungs,
heute steigt in Dumbarton eine Party – wir dachten, wir laden euch gnädigerweise dazu ein, denn schließlich ist es ja euer Bier, mit dem wir zu feiern gedenken.
Pardee ist außer Haus, aber Sicherheits-Wichtel Ben patrouilliert auf dem Innenhof und hat alles fest im Blick. Dann strengt mal eure hübschen Köpfchen an, wie ihr ungesehen zu uns kommen könnt – aber lasst euch bloß nicht erwischen, sonst habt ihr verschissen.
Eure lästerliche
T.
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Samstag, 5. Oktober, 11:21 Uhr
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Was ich gelernt habe ...
Es empfiehlt sich wohl, dass eine verantwortungsbewusste Waverly-Eule zu der ersten Party geht, zu der sie eingeladen wurde – insbesondere wenn der Party-Gerstensaft in ihrem Zimmer lagert!
Bis heute Abend
K.
14 Ein Waverly-Schüler weiß, dass sich neue und kreative Wege auftun, wenn er konstruktiv mit seinen Mitschülern zusammenarbeitet
Am Samstag um halb eins sah der Speisesaal von Waverly auf den ersten Blick genauso aus wie immer: voll. Jeder, der Waverly nicht genau kannte, hätte vermutet, dass die Waverly-Welt vollkommen in Ordnung war. Doch diejenigen, die es besser kannten, hätten einen entscheidenden Unterschied zu sonst bemerkt – beziehungsweise, sie hätten bemerkt, dass etwas fehlte. Nämlich alle Mädchen von Dumbarton. Mit anderen Worten, alle heißen Mädchen. Das ästhetische Bild der Schule litt auf jeden Fall darunter.
Von den Jungen gar nicht zu reden. Als Brandon durch die Doppeltür des Speisesaals trat, hielt er unwillkürlich nach Callies hübschem blonden Kopf und nach Jennys Lockenpracht Ausschau, bis ihm wieder einfiel, dass sie ja nicht kommen würden. Er seufzte tief, marschierte in Richtung Schlange an der Essensausgabe, nahm ein Tablett und machte einen Bogen um den Andrang, der sich bei den scharf gewürzten Chicken Wings gebildet hatte. (Eines der wenigen Gerichte, die Callie mochte. Sie würde sich sicher ärgern.)
»Mehr«, sagte Heath Ferro zu dem armen Mädchen, das die Chicken Wings auf seinen Teller häufte. »Nicht kleckern, klotzen. Ich bin noch am Wachsen.«
Brandon unterdrückte ein Würgegeräusch, während er an seinem Mitbewohner vorüberging, und nahm sich einen Teller dampfender Tomatensuppe und ein wenig Toast. Irgendetwas in dem