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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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meine Anrufe oder E-Mails oder SMS, und zwei Tage später erfahre ich, dass du im Haus von diesem windigen älteren Kerl übernachtet hast. Was sollte ich da denn denken?«
    Brett hörte gar nicht gern, wie sie sich verhalten hatte. »Ich weiß, ja, ich weiß , dass ich mich da scheiße verhalten habe. Wie oft soll ich mich noch entschuldigen?« Anscheinend unendlich oft. »Aber du musstest gleich losrennen und mit einer anderen pennen ? Meine Güte, Jeremiah.« Eine heiße Träne rann ihr über die Wange und sie wischte sie wütend mit dem Handrücken weg. Sie wandte sich ab und ging zur Balustrade am Dachrand. Der Campus lag ruhig da – Lichtflecken aus den Fenstern benachbarter Wohnhäuser schimmerten durch die Bäume, und irgendwo am anderen Ende des Geländes waren die Treuhänder dabei, sich mit Dekan Marymounts Wein zu betrinken und auf den Putz zu hauen. Sie rieb sich mit den Händen über die Arme, um sich zu wärmen.
    Jeremiah räusperte sich. »Du hast mir das Herz gebrochen, Brett.« Es klang, als würde er weinen, aber dann nahm er einen Zug aus seiner Zigarette und fasste sich wieder. »Ich war völlig fertig. Ich hab es einfach nicht verstanden. Ich dachte, du liebst mich, verstehst du?«
    »Ich hab dich ja auch geliebt!«, brach es aus ihr heraus, und sobald die Worte ausgesprochen waren, stellte sie fest, wie seltsam es sich anhörte, dass sie die Vergangenheit benutzte. Hab dich geliebt . Das klang wie: früher einmal , aber jetzt nicht mehr. Zwei riesige Eulen erhoben sich aus einer der großen Eichen und jagten einander über den Campus. Brett überlegte, ob die männliche Eule ab und zu andere Weibchen hatte und ob die weibliche Eule ihrem Partner das verzeihen konnte.
    »Tja, das hast du aber auf ziemlich beschissene Weise kundgetan.«
    »Untersteh dich, jetzt alles auf mich zu schieben!« Brett wirbelte herum und sah ihn an. »Du bist es, der anscheinend unbedingt mit einer anderen in die Kiste musste. Wie lange hast du gewartet? Einen Tag vielleicht? Zwei?«
    Jeremiah warf seine halb gerauchte Zigarette zu Boden und trat sie mit der Spitze seiner grünlichen Pumas aus. Brett hatte diese Pumas schon immer abscheulich gefunden. »Ich musste mit jemandem darüber reden, um die Sache zu begreifen. Elizabeth verhielt sich wie eine Freundin. Sie war für mich da. Und da ist es eben... einfach passiert. Ich hab nicht nachgedacht, ich war zu fertig, um klar zu denken.«
    Brett trat mit der Fußspitze nach einem Kiesel und er kullerte über das Dach. »Ich wollte, dass du der Erste wirst. Deshalb hab ich es nicht über mich gebracht, mit Eric zu schlafen. Ich wollte das mit dir teilen!« Aber seine Gefühle für sie waren eindeutig nicht so tief gewesen, wenn er mit dem erstbesten Mädchen schlafen konnte, das ihn tröstete. Siebzehn Jahre hatte sie gewartet, um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren – natürlich hatte sie in den ersten dreizehn oder vierzehn Jahren nicht darüber nachgedacht. Und als sie sich schließlich im Klaren war, wer derjenige war, den sie liebte, und mit wem sie den Moment teilen wollte, da hatte er es schon getan – mit Elizabeth. Hatte ihn dieses Biest nicht auf andere Weise trösten können? Plötzlich musste sie daran denken, wie sie in ihrer Kindheit Reise nach Jerusalem gespielt hatte. Die Musik brach ab und man blieb wie ein Idiot ohne Stuhl stehen. So fühlte sich das an, nur millionenfach schlimmer.
    »Bitte versteh das doch«, beschwor Jeremiah sie. »Dir hat noch nie jemand das Herz gebrochen.«
    Brett schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Jetzt schon.«
    »Brett …«
    »Und wie war es?« Brett sah es bildlich vor sich, wie Elizabeth und Jeremiah sich nackt im Bett wälzten. Sich küssten. Wo sie es wohl gemacht hatten? In seinem Zimmer? In ihrem? Im Freien? In einem billigen Motel? Was hatte Elizabeth angehabt? Hatte er ihr gesagt, wie schön sie sei? Hatte er ihr Kosenamen gegeben? Und: »War es gut?«
    Jeremiah erwiderte lange Zeit nichts. Er starrte sie nur mit seinen großen blaugrünen Augen an. »Es war nicht mit dir.«
    »Wir sind jetzt schon zwei Wochen wieder zusammen«, sagte Brett leise und starrte auf die Spitzen ihrer cremefarbenen Mokassins. Auf dem, mit dem sie nach dem Steinchen getreten hatte, war ein dunkler Fleck. »Und da gab es keinen geeigneten Zeitpunkt, mir das zu sagen?«
    »Ich wollte nicht, dass du dich von mir trennst. Zum zweiten Mal.«
    Brett starrte zu den Sternen. Wenn die nur niederstürzen und allem ein Ende machen

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