Wild und gefaehrlich
Party war ihr Zimmer der letzte Ort, wo Brett jetzt sein wollte. Vor knapp einer Stunde hätte sie dort um ein Haar zum ersten Mal mit dem Jungen geschlafen, den sie liebte, und sie hatte geglaubt, alles sei perfekt. Aber jetzt stellte sich heraus, dass alles nur Schau gewesen war. Die große symbolische Geste, sich einander zum ersten Mal zu schenken, gab es für sie und Jeremiah nicht mehr, denn er hatte seine Jungfräulichkeit schon verloren. An das andere Mädchen. Und das war nichts, was irgendwann mal vor langer Zeit passiert war, oh nein. Als Brett vor der Eric-Dalton-Geschichte mit Jeremiah zusammen war, war er noch Jungfrau gewesen. Dann kam die Trennung, zwei Wochen später die Versöhnung, und plötzlich war er keine Jungfrau mehr? Zum Teufel! Der Gedanke, in ihr Zimmer zurückzugehen, zu der Musik von Iron & Wine, zu ihren Sandelholz-Räucherstäbchen und den zugezogenen Vorhängen, machte sie krank. Am liebsten hätte sie Dumbarton hinter sich gelassen, wäre in ein Auto gesprungen und mit Höllentempo weit weggefahren. Aber sie durfte das Wohnhaus ja nicht verlassen, und der Ort, der am weitesten von ihrem Zimmer entfernt war, war Dumbartons Dach.
Sie riss die Eisentür auf und trat in die dunkle, kühle Nachtluft. Gänsehaut überzog sofort ihre Arme, aber Brett bemerkte es nicht. Es war eine schöne Nacht, was Brett noch mehr verärgerte. Jeder einzelne der Milliarden Sterne am Himmel schien ihr fröhlich zuzublinken und sie verwünschte sie allesamt.
Die Tür flog auf. Jeremiah kam außer Atem auf sie zu, doch Brett wich zurück. Hoffentlich taten ihm seine Knochen vom Heraufrennen über drei Stockwerke noch mehr weh! »Wie konntest du nur? Wie konntest du... so was machen... und mir nichts davon sagen?«, schrie sie, und es war ihr völlig egal, ob jemand sie hörte.
»Brett, bitte. Beruhige dich doch, ja?«
»Ich hab dir gesagt, dass ich noch Jungfrau bin. Ich hab dir gesagt, dass ich jetzt bereit sei. Hättest du mir jemals gesagt, was wirklich Sache ist?«
»Ja! Natürlich.« Jeremiah schob die Hände in die Taschen seiner dunklen Jeans. Er sah aus wie ein geprügelter Hund. Gut , dachte Brett schadenfroh. Er hat es verdient, sich mies zu fühlen. Jeremiah druckste herum. »Es war nur nicht... der richtige Zeitpunkt.«
»Und wann wäre zum Beispiel der richtige Zeitpunkt gewesen?« Bretts Stimme versprühte Gift. Sie fühlte sich so hintergangen. Jeremiah war doch einer der netten Jungen. Einer, der nicht so war wie Eric Dalton, einer, der sich nicht durch alle Schlafzimmer pennte und einen für die Nächstbeste, die auftauchte, fallen ließ. Es passte nicht zu ihm, sie so zu behandeln. »Wäre es der richtige Zeitpunkt gewesen, nachdem wir miteinander geschlafen hätten? Wenn Brandon und...« Brett brachte es nicht über sich, Elizabeths Namen zu sagen. »Wenn Brandon und diese Schlampe uns nicht gestört hätten...«
»Ich hätte es dir auf jeden Fall gesagt«, behauptete Jeremiah. Er zog eine Camel Light aus einem zerdrückten Päckchen und steckte sie sich zwischen die Lippen. Dann kramte er in seiner Tasche nach einem Feuerzeug. »Aber du hast mich ja monatelang angelogen. Warum hast du mir das Märchen erzählt, du hättest schon mit jemandem geschlafen?«
»Weil... weil...«, stotterte Brett. »Ich weiß nicht. Ging ja schließlich keinen was an.« Was wäre schon anders gelaufen, wenn er gewusst hätte, dass sie noch Jungfrau war? Hätte er sich dann nicht auf diese Zicke gestürzt?
»Ging ja keinen was an?«, wiederholte Jeremiah und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Und warum bist du jetzt so sauer, wenn es nur dich was angeht, ob du Jungfrau bist oder nicht?«
»Dreh mir nicht die Worte im Mund herum!« Brett kam sich hilflos vor. Noch nie war sie so wütend gewesen auf jeden und alles. Auf Jeremiah. Auf sich selbst. Auf diese Elizabeth . Sie hätte sie erwürgen können. Ihre Gedanken überschlugen sich.
»Wir waren nicht mal ein Paar, als es passiert ist«, erklärte Jeremiah ruhig. »Es ist schließlich nicht so, dass ich dich betrogen hätte...«
» Was? « Wie gemein von ihm, ihr jetzt Mr Dalton vorzuhalten. Dafür hatte sie sich schon tausendmal entschuldigt. »Aber ich habe nicht mit Eric geschlafen.«
»Woher hätte ich das denn wissen sollen?« Auf einmal sah Jeremiah eher wütend als traurig aus. Sein glattes rotbraunes Haar wehte im Wind. »Du machst Schluss mit mir – per Voice mail , wohlgemerkt – ohne eine Erklärung. Du reagierst nicht auf
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