Wild und gefaehrlich
Anbeißen. Brett streichelte ihn sehr behutsam, weil sein Körper eine Woche nach einem Football-Spiel immer noch voller blauer Flecken und ziemlich geschunden war. Er war in diesem Schuljahr der Star-Quarterback des Teams und wurde ständig attackiert.
Apropos attackieren , dachte Brett und rückte etwas näher an ihn heran.
»Schon okay.« Seine blaugrünen Augen sahen sie an. »Das Football-Feld ist überflutet, wenn es so heftig regnet. Wir müssen heute Abend stattdessen an den Geräten trainieren.«
»Geräte, ja, die blühen mir auch.« Brett verzog das Gesicht. »Ich hasse diese Fitness-Center-Dinger. Die ganzen dämlichen Sportcracks – entschuldige bitte – sabbern sich einen ab wegen der Mädchen in den knappen Puma-Shorts. Abartig ist das!«
»He, hältst du mich etwa für einen Sportcrack?«, fragte Jeremiah mit gespielter Überraschung.
»Du bist der Star-Quarterback, Schätzchen. Macht dich das nicht automatisch zum Sportcrack?« Brett reckte den Hals und berührte seine Lippen ganz sacht mit ihren. »Aber du bist ein niedlicher Crack.«
»Tja, das ist wohl nicht so schlimm.« Er küsste sie. »Und ich mag es, wenn du Schätzchen zu mir sagst«, flüsterte er in seinem Boston-Akzent, den Brett so unwiderstehlich fand. Wie hatte sie diesen einmaligen, unvergleichlichen Akzent jemals satthaben können? Auf einmal kam er ihr so exotisch vor, und wenn sie daran dachte, dass auch John F. Kennedy so gesprochen hatte, fand sie ihn gleich noch sexier. Mmm. Die Kennedys. Jeremiah war praktisch aus demselben Holz geschnitzt – natürlich ohne die ganzen Sex- und Drogenskandale. Dafür war seine Familie viel zu normal.
»Hey.« Sie strich ihm das rotbraune Haar hinters Ohr. »Was hast du am Wochenende vor?«
»Ah, Süße!« Jeremiah rieb sich die Hände. »Das wird sagenhaft. Erst verdreschen wir die Football-Jungs von Millford, dann feiern wir wie die Rockstars.«
»Wie die Rockstars, hm?« Brett grinste. Das klang vielversprechend. Sie hatte in letzter Zeit hart gearbeitet und eine Party am Wochenende hörte sich gut an. Dass sie die Fete neulich im Boston-Ritz verpasst hatte, nachdem Tinsley sie aus ihrem exklusiven Geheimclub rausgeworfen hatte, hatte sie nicht bereut. Es war viel lustiger gewesen, mit Jenny zusammen zu sein und natürlich mit Jeremiah, nachdem er sich in Dumbarton eingeschmuggelt hatte. Aber dass sie nun mit ihrer ehemals besten Freundin Tinsley Carmichael ein Zimmer teilen musste, zwang sie, viel mehr für die Schule zu tun als sonst. Zuerst hatte Brett versucht, das Zimmer so oft wie möglich zu meiden. Sie hatte die Abende in der Bibliothek verbracht. Doch dann war ihr klar geworden, dass sie Tinsley damit nur einen Gefallen tat. Deshalb hatte sie angefangen, gleichzeitig mit Tinsley in ihrem Zimmer zu arbeiten, wobei sie sich total ignorierten. Klar war das schon ein bisschen krank, aber Brett wollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Immerhin hatte Tinsley ihr Mr Dalton weggeschnappt. Das hatte sich dann zwar als Segen herausgestellt, aber es war absolut intrigant, der Freundin den Freund abspenstig zu machen, und ein solches Verhalten musste bestraft werden.
Das Party-Wochenende in St. Lucius war die perfekte Gelegenheit, den Frust zu vergessen und mal richtig Spaß zu haben. »Ich freu mich schon riesig.«
»Na klar tust du das«, pflichtete ihr Jeremiah bei. »Du wirst das allerheißeste weibliche Wesen der ganzen Veranstaltung sein.«
Himmel, war er süß. Sie gab ihm noch einen Kuss. »Dann sollte ich mich mal um was zum Anziehen kümmern.« Brett brannte darauf, Jeremiahs Freunde kennenzulernen. Vielleicht konnte sie Callie mit einem verkuppeln? Puh, an was dachte sie denn da! Callie redete ja kaum einen Piep mit ihr. Brett war eindeutig zur Verräterin abgestempelt, weil sie mit Jenny befreundet war. Auf Tinsley konnte Brett gut verzichten. Die war, seit sie im Herbst aus Südafrika zurückgekommen war, unausstehlich. Biestiger und noch eingebildeter, wenn eine Steigerung überhaupt möglich war. Aber dass sie Callie nicht mehr so nahe stand, fühlte sich seltsam an. Sie vermisste Callies Gebrabbel im Schlaf. Richtige Selbstgespräche hatte sie nachts manchmal geführt. Ohne Callie war es so still im Zimmer.
»Ähm, könntest du dir vorstellen, abends nach dem Spiel mit meinen Eltern essen zu gehen?« Jeremiah sah sie verlegen an, als sei es ganz undenkbar, von Brett zu erwarten, solch eine Last auf sich zu nehmen.
»Machst du Witze?« Sie quietschte vor
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