Wild und hemmungslos - Scharfe Stories
(in einer schrecklichen Sitzhaltung) zu lösen. Ich entspannte mich und ließ mich vom Klang ihrer Stimme beruhigen. Es war nett, zur Abwechslung einmal gar nichts tun zu müssen, sondern einfach nur von den Menschen auf diesem Planeten umgeben zu sein, die ich am liebsten mochte. Helen versuchte, mich in ein Gespräch über ihren Unterricht, ihre Projekte und so weiter zu verwickeln, aber es fiel mir schwer, mich auf das zu konzentrieren, was sie sagte. Zum Glück bemerkte sie, dass ich ihr nicht zuhörte, und lächelnd kratzte sie mir den Kopf, kuschelte sich an mich und legte ihren Kopf an meine Schulter. Sie sagte ihren Satz zu Ende,
ich murmelte etwas Zustimmendes, und wir schauten uns weiter den Film an. Sie stand auf, um sich etwas zu trinken zu holen, und als sie zurückkehrte, legte sie sich bequem auf den Fußboden. Frank versuchte ebenfalls, sich an mich zu drücken, aber es gelang mir, ihn auf Abstand zu halten, damit meine Verachtung für ihn nicht zum Ausdruck kam. Ich warf seinem Hinterkopf einen finsteren Blick zu und wünschte insgeheim, er wäre nicht da. Aber so viel Glück hatte ich nicht, dachte ich seufzend. Vielleicht nächstes Mal. Dennis machte eine Bemerkung über den Film, der ein minutenlanges Gespräch nach sich zog, aber selbst wenn man mir Geld dafür geboten hätte, hätte ich nicht mehr sagen können, worum es dabei ging.
Schließlich verlor ich jegliches Interesse an dem Film und amüsierte mich mit meinen schmutzigen kleinen Fantasien. Sie tauchten auf der Leinwand in meinem Kopf auf, und mein inneres Auge verschlang die Bilder.
Nach und nach schliefen alle im Zimmer ein, außer mir und Danielle. Eine Zeit lang warfen wir uns bedeutungsvolle Blicke zu und unterhielten uns leise, um unsere schlafenden Freunde nicht zu wecken. »Komm mit nach oben«, flüsterte sie schließlich und zeigte zur Treppe. Wir gingen in Fishers Zimmer und ließen uns auf das Bett fallen.
»Und, hat Frank dich noch nicht wahnsinnig gemacht?«, fragte ich. Frank war einer der irritierendsten Menschen, die ich in meinem ganzen Leben kennen gelernt hatte.
Sie lachte. »Noch nicht. Aber ich habe auch erst etwa
drei Stunden mit ihm verbracht. Er ist ein bisschen anstrengend, das muss ich schon sagen.«
Eine Pause entstand.
»Kann ich dir eine persönliche Frage stellen?«, sagte sie schließlich?
»Natürlich«, erwiderte ich und drehte mich zu ihr um. »Ich bin ein offenes Buch.« Jetzt kommt der Teil, sagte ich mir, wo sie mir ihr geheimes Verlangen gesteht, einmal von einer zärtlichen und leidenschaftlichen Frau, die versteht, was sie braucht, genommen zu werden. Ich lächelte voller Vorfreude.
»Warum bist du eigentlich nach Carol nie mehr mit Fisher zusammengegangen?«
Mein selbstbewusstes Lächeln erlosch. Verdammt. Das ist nicht die richtige Frage!
»Na ja, wir sind eben bessere Freunde als Liebhaber«, erwiderte ich. »Klar, er ist toll, süß und liebevoll … aber irgendwie haben wir nicht zusammengepasst.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wir sind beide ganz glücklich mit unserer jetzigen Situation.«
Sie nickte. »Ich war einfach nur neugierig.« Wieder schwieg sie, und ich stieß sie mit dem Ellbogen an.
»Und weiter?«, forschte ich.
»Ach … ich weiß nichts. Gar nichts.«
»Dann muss es wohl eine Lüge gewesen sein«, sagte ich, mehr aus Gewohnheit. Keine Ahnung, warum ich diesen unnützen Satz von einem alten Freund übernommen habe. Immer, wenn er vergaß, was er sagen wollte, oder aber beschloss, es besser nicht zu sagen, erklärte er: »Muss wohl eine Lüge gewesen sein.« Ich weiß nicht
warum. Ich fand es noch nicht einmal besonders witzig, aber da ich ein linguistischer Schwamm bin, nahm ich es pflichtschuldigst in meinen Wortschatz auf.
Da mir etwas Bedeutungsvolles nicht einfiel, versuchte ich mich in Smalltalk, worin ich notorisch schlecht bin. Nach ein paar Sätzen gab ich einfach auf und schwieg. Ich fingerte an einem Fleck auf Fishers Bettüberwurf herum, starrte auf meine kurz geschnittenen Nägel und untersuchte meine Haare auf Spliss. Nach einer Weile spürte ich, wie sie mich anschaute.
»Was denkst du gerade?«
»Gefährliche Frage, Danielle. Ich neige dazu, brutal ehrlich zu sein.« Ich versuchte, eine Augenbraue hochzuziehen, aber wie üblich misslang es mir.
Sie holte tief Luft und erwiderte verletzt: »Ich kann schon damit umgehen.«
Ich betrachtete sie eine Zeit lang und überlegte, wie ich es formulieren sollte. »Ich denke gerade, dass ich dich gerne
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