Wild und hemmungslos - Scharfe Stories
küssen würde.«
Sie sah mich völlig überrascht an, und ihr Blick schoss durch das Zimmer, bis er am Computer zur Ruhe kam. »Oh.«
»Entschuldigung … aber du hast gefragt«, sagte ich mit einem traurigen Lächeln.
Sie blickte mich rasch an und dann wieder weg.
»Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt oder verärgert habe«, fuhr ich fort. »Ich wollte nicht …«
»Nein, ist schon gut«, unterbrach sie mich. »Es ist schon gut. Wirklich.« Ihr Blick ruhte ein wenig länger als eine halbe Sekunde auf mir. »Wirklich.«
Ich nickte und schaute zur Wand.
Ein paar Minuten vergingen, ohne dass eine von uns beiden etwas sagte. Es lag unglaublich viel Spannung in der Luft. Ich versuchte, es auszuhalten, damit sie sich erholen konnte, aber wenn es noch lange dauerte, würde ich in Flammen aufgehen, das spürte ich.
»Warum tust du es dann nicht?«, fragte sie leise, ohne mich anzusehen.
Ich drehte ihr langsam mein Gesicht zu, rückte aber nicht näher an sie herein. Ihre Augen waren groß und verletzlich, und irgendwie sah sie so aus, als wollte sie jeden Moment anfangen zu weinen. Ich beugte mich vor und küsste sie sanft und kurz, wobei ich ihr unentwegt in die Augen blickte. Dann löste ich mich von ihr, und wir schauten uns feierlich an. Schließlich traf sie eine Art Entscheidung, legte mir die Hand um den Nacken und zog mich an sich. Wieder küssten wir uns zögernd, kleine, sanfte Küsse in schneller Folge, bis sie schließlich länger wurden und unsere Lippen sich öffneten. Wir rückten näher, und ich streichelte ihr über den Rücken. Dann drückte ich sie aufs Bett, und unsere Küsse wurden leidenschaftlicher …
Lautes Lachen von der Gruppe riss mich aus meiner Fantasie. »Nun?«, fragte Frank mich erwartungsvoll.
»Äh … was nun?« Ich blinzelte.
»Wie viele Baldwin-Brüder gibt es in dem Film?«, wiederholte er.
»Hundertacht? Ich weiß nicht. Auf jeden Fall verdammt viele.« Kichernd wandten sie sich wieder ihrer Diskussion zu. Ich schloss die Augen und legte meinen
Kopf erneut an die Polsterlehne des Sofas, um meinen wunderschönen Traum wieder aufzunehmen.
Also, wo waren wir? Sie fragte, ich sagte es ihr, wir küssten uns … ah ja, da waren wir.
Ich ließ meine Zunge rasch in ihren Mund gleiten und zog sie sofort wieder zurück. Sie reagierte genauso, aber schließlich gaben unsere Münder jeden Vorwand auf, getrennte Einheiten zu sein, und verschmolzen miteinander. Eine von uns gab kaum hörbare Laute von sich, ich wusste nicht genau, wer es war. Ich packte sie mit einer Hand in den Haaren und ließ die andere an ihrer Seite entlanggleiten. Sie schlang ein Bein um mich, schmiegte sich an mich und streichelte mich ebenfalls.
Ein Finger stach mir, ziemlich fest, in die Seite. Ich öffnete verärgert über die Unterbrechung ein Auge. »Schläfst du?«, fragte Frank. Wer sonst sollte es sein? Wer außer Frank würde eine vermutlich schlafende Person heftig anstupsen, um sie zu fragen, ob sie schläft?
»Ja.«
»Müde, was?«
»Ja.«
»Also ich bin auch ziemlich erschöpft. Ich fühle mich schon die ganze Woche über nicht wohl, und ich habe nicht viel an meiner Dissertation arbeiten können, und einige meiner Studenten haben sich über meinen Unterricht beklagt. Meine Mitbewohner haben einen echt coolen Satz übers Scheißen drauf. Statt zu sagen ›Ich gehe auf die Toilette‹ oder ›Ich muss mal scheißen‹, sagen wir: ›Ich gehe mal ein bisschen abnehmen.‹« Er kicherte anfallartig. »Ich finde das toll! ›Ein bisschen abnehmen!‹
Na ja, auf jeden Fall habe ich vorgestern Unterricht gehabt und …«
Ich ließ seine Worte wie ein leises Summen an mir vorbeirauschen und schloss meine Augen und Ohren. Wie konnte ein einziger Mensch nur so banal sein? Kurz darauf hörte ich ihn sagen: »Oh … du bist wahrscheinlich echt müde. Okay, ich lasse dich schlafen. Hey, Helen, hast du schon gehört …«
Ich holte tief Luft. Ich will ihn nicht töten. Ich will ihn nicht schreiend in Stücke reißen. Nein, ich nicht. Es ist viel beruhigender, an andere Dinge zu denken …
Ich begann, ihren Hals, ihre Ohren, ihre Haare zu küssen und atmete tief den Duft ihres Körpers ein. Übermächtiges Verlangen überkam mich, und ich schob meine Hand unter ihren Pullover, um ihre weiche Haut zu streicheln. Seufzend zog sie mein Gesicht zu sich heran und küsste mich wieder. Ihre Finger massierten meinen Hals, gruben sich in meine Schultern, packten in meine Haare. Ich dachte nicht mehr an
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