Wild wie das Meer (German Edition)
Stiefel aus. Dann stand er auf und knöpfte sein Hemd auf.
Sie vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden und war wie gebannt von der goldenen Haut, die bei jedem weichenden Knopf besser zum Vorschein kam. Sie gab sich Mühe, ihn nicht allzu bewundernd anzustarren, aber er glich einem griechischen Gott. Sein Leib war hart und kraftvoll, jede Sehne und jeder Muskel zeichnete sich deutlich unter der glatten Haut ab.
Ohne sie anzuschauen, blies er die Kerze aus. Die Breeches hatte er anbehalten. „Gute Nacht, Virginia.“
Mit einem leisen Seufzer legte sie sich zurück in die Kissen. Sofort tanzte ein ganzes Kaleidoskop von Bildern vor ihren Augen, auf die ihr Leib ansprach: Devlins Augen, die vor Begierde aufleuchteten, sein heißer Atem auf ihrer Haut. Sie entsann sich, wie atemberaubend schön er eben im Schein der einsamen Kerze ausgesehen hatte, ohne sein Hemd. Wie sollte sie je Schlaf finden, wenn er dort unten auf dem Boden lag – unwiderstehlich verlockend! Und wieso fühlte sie sich so sehr in Versuchung geführt? Immerhin verfolgte sie jetzt einen Plan, der ihr zwar Unbehagen bereitete, den sie aber auszuführen gedachte.
Sie öffnete die Augen und blickte zu Devlin hinüber. Auch er fand offenbar keine Ruhe und warf sich immer wieder von einer Seite auf die andere.
Plötzlich sprang er auf. „Ich werde unten noch ein wenig lesen.“
Im schwachen Schein des Mondlichts sah sie, dass er erregt war. Deutlich zeichnete sich seine harte Männlichkeit unter den eng anliegenden hellen Breeches ab.
„Devlin, so geht das nicht. Wir können uns unmöglich ein Zimmer teilen. Du musst woanders schlafen. Zur Hölle mit den Dienstboten!“
Er lehnte an der Tür und schaute zum Bett herüber. „Dienstboten lieben es zu tratschen, und ich möchte mein Vermögen verwetten, dass die gute Mrs. Hill jedem auf die Nase binden wird, was für ein schamloser Herumtreiber ihr neuer Herr aus Irland ist. Daher muss es bei dieser Absprache bleiben. Leg dich hin, mach die Augen zu und zähle Schafe, Virginia, oder Tabakballen, wenn dir das lieber ist. Ich bin mir sicher, dass du dann zur Ruhe kommst“, riet er ihr und verließ den Raum.
„Wir verpacken den Tabak nicht in Ballen“, murmelte sie.
Dann sank sie zurück in ihr Bett, verschränkte die Arme vor der Brust und verspürte eine sonderbare Zufriedenheit. Vielleicht würde ihr Plan doch noch aufgehen.
17. KAPITEL
M iss Hughes? Sie haben Besuch im Salon“, verkündete Tompkins.
Virginia hatte an diesem Morgen lange geschlafen, da sie erst spät zur Ruhe gekommen war. Nun war es beinahe Mittag, und sie hatte sich ein wenig auf dem Rasen hinter dem Haus ergangen und sich schließlich auf die kleine Terrasse gesetzt. Sie schenkte dem Butler ein Lächeln. „Besuch?“
„Ja.“ Er strahlte sie an.
Tompkins war so ganz anders als die furchtbare Mrs. Hill, der Virginia nach dem Aufstehen nur flüchtig begegnet war. Die Haushälterin hatte den Frühstückstisch im kleinen Speisezimmer schon abgeräumt und Virginia mit vorwurfsvollem Unterton wissen lassen, dass das Frühstück zwischen acht und neun Uhr eingenommen werde. Auf Virginias Nachfrage hin hatte ihr schließlich ein Hausmädchen etwas Kaffee und Toast gebracht, denn es war offenkundig unter Mrs. Hills Würde, die Mätresse ihres Herrn zu bedienen.
Als Virginia den Salon betrat, unterhielt sich Devlin gerade mit einem Landadligen und dessen hübscher Gemahlin. Sie fragte sich, ob er gestern Nacht überhaupt wieder in das Schlafgemach gekommen war. Das Gemach, das sie nun gemeinsam bewohnten. Sie konnte das immer noch nicht begreifen, genauso wenig verstand sie den Zustand ihres Herzens. Jetzt, da sie sich ihre schlimmsten Befürchtungen und größten Träume eingestanden hatte.
„Komm herein, Virginia“, sagte Devlin mit einem bezaubernden Lächeln. „Squire Pauley und seine Gemahlin waren so nett, uns einen Besuch abzustatten.“
Virginia zögerte und war sich des Spiels sehr wohl bewusst, das nun beginnen würde. Sowohl der schnauzbärtige Squire wie auch seine blonde Gemahlin betrachteten sie mit neugierigen Blicken und lächelten galant. Virginia war klar, dass der Besuch noch nicht wusste, dass sie eine gefallene Frau war.
Das gedachte sie zu ändern. Mit einem Lächeln trat sie vor und ging geradewegs auf Devlin zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Haut war warm und glatt – gewiss hatte er sich an diesem Morgen rasiert. Ihr Herz hüpfte vor
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