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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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hatte sich nicht vorstellen können, wie erniedrigend und demütigend die ganze Maskerade sein würde. Und jetzt kam sie sich nicht länger wie seine Geliebte, sondern wie eine Dirne vor.
    Sie rief sich in Erinnerung, dass sie es war, die den Handel vorgeschlagen hatte, da sie sich törichterweise in Devlin verliebt hatte. Aber mittlerweile galt die Vereinbarung einen Tag, und obwohl er alles bekommen hatte, was er wollte – die ganze Grafschaft schien nun zu wissen, wer Miss Hughes war –, stand sie mit leeren Händen da. Denn ihrem Ziel, ihn zumindest als Freund zu gewinnen, war sie kein Stück näher gekommen. Was sollte sie also jetzt tun?
    Sie könnte nachgeben – oder aber kämpfen.
    Ohne anzuklopfen, betrat er den Raum.
    Virginia rang nach Luft und schaute sich erschrocken nach ihrem Handtuch um, als Devlin nebenan im Schlafgemach stehen blieb. Das rettende Handtuch lag außer Reichweite auf einem Stuhl. Verunsichert schaute sie auf. Devlin stand unweit der Tür und schaute in den kleinen Nebenraum herüber, wo sie ihr Bad nahm. In der Hoffnung, er möge das Schlafgemach wieder verlassen, sank sie tiefer in das Nass, war sich aber nicht ganz sicher, ob der Rand der Wanne ihr ausreichend Schutz vor seinen Blicken bot.
    Stattdessen trat er näher und sah sie unverwandt an, sein Blick war hell und klar.
    Virginia gab sich unbekümmert. „Entschuldige, Devlin, aber ich nehme gerade ein Bad.“
    Er lehnte mit der Schulter am Türrahmen und erdreistete sich, geradewegs in die Wanne zu schauen. Ein Lächeln zeichnete sich um seine Mundwinkel ab. „Das sehe ich.“
    Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Als sie in das Wasser sah, stellte sie erschrocken fest, dass der klägliche Rest Seifenschaum nichts von ihrem Leib verbarg. Ihre Brüste schienen gleichsam zu schweben. „Ich würde gerne allein sein“, brachte sie schließlich hervor.
    In aller Seelenruhe verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete Virginia, wobei sein Blick überall, aber nicht auf ihrem Gesicht verweilte. Nach einem schier endlosen Moment voller Anspannung hob er den Blick. „Hast du geweint?“
    „Ich hatte Seife ins Auge bekommen“, entgegnete sie rasch. „Aber würde es dich kümmern?“
    „Nein.“ Ein Muskel in seiner Wange zuckte. Er machte keine Anstalten zu gehen und musterte sie noch eingehender als zuvor. „Aber ich möchte wissen, wenn du weinst.“
    Sein silbergrau schimmernder Blick wühlte sie zutiefst auf; sie wollte sich bedecken. „Ich habe nicht geweint. Bitte reich mir mein Handtuch“, sagte sie gefasst.
    Er senkte den Blick, und seine Wimpern verbargen das Leuchten in seinen Augen. Dann trat er an den Stuhl, auf dem das Handtuch lag, hob es hoch und hielt es ihr ausgebreitet hin. Jetzt stand er gefährlich nahe.
    Sie hatte nicht die Absicht, aus der Wanne zu steigen und sich von ihm in das Handtuch hüllen zu lassen. „Gib es mir“, sagte sie.
    „Gerne“, murmelte er und trat dicht an den Wannenrand.
    Virginia erhob sich, griff nach dem Handtuch und riss es ihm aus der Hand. Rasch wickelte sie es um ihren bloßen Leib, nach wie vor knietief im Wasser.
    Er streckte den Arm nach ihr aus.
    „Untersteh dich“, ermahnte sie ihn mit heiserer Stimme.
    Devlin erstarrte in seiner Bewegung. Schließlich schloss seine Hand sich um ihren Arm. „Ich wollte dich nur stützen, damit du nicht ausrutschst und dir das Genick brichst.“
    „Danke, zu freundlich“, entgegnete sie knapp.
    „Ich habe nie behauptet, freundlich zu sein.“
    „Jetzt sind wir Freunde.“
    „Ein Abkommen allein macht noch keine Freundschaft.“
    „Wirst du jetzt zum Philosophen?“, rief sie wütend. Sie versuchte, sich seiner Hand zu entziehen.
    „Komm aus der Wanne heraus, Virginia“, sagte er mit angespannter Miene.
    Sie trat tatsächlich heraus, und in dem Augenblick, als sie mit beiden Füßen den Boden berührte, ließ er sie los. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schwer werden würde!“, rief sie.
    Er zögerte. „Das tut mir leid.“
    „Es tut dir also leid?“, rief sie ungehalten.
    „Ja, das tut es“, bekräftigte er.
    „Da bin ich ja erleichtert. Demnach bist du doch zu Mitgefühl fähig“, sagte sie bissig und ging an ihm vorbei in das Schlafgemach.
    Er folgte ihr. „Wir halten uns hier nicht lange auf. London wird uns mehr zusagen.“
    „Warum?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Weil es dort viele Mätressen gibt – und viele Dirnen?“
    „Du bist keine Dirne, Virginia.“
    „Und warum

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