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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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die Arme vor der Brust. „Die Admiralität hätte ihn beinahe gehabt, im Juni. Er hatte sich erneut über ausdrückliche Befehle hinweggesetzt. Doch es ist ihm wieder einmal gelungen, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Das Kriegsgericht wurde nicht einberufen.“ Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu: „Schläft die Countess noch mit ihm?“
    „Sie kam gestern aus der Stadt zurück. Ich bin mir sicher, dass sie nur hier ist, da er wenige Meilen entfernt wohnt“, erwiderte William.
    „Ich habe genug von O’Neill. Erst spannt er mir meine Geliebte aus, dann verführt er unsere Stiefmutter und jetzt unsere Cousine. Wer ist die Nächste? Etwa unsere Stiefschwestern? Dieser Ire verfolgt einen ganz bestimmten Plan, und mittlerweile ist es an der Zeit, dass wir der Sache auf den Grund gehen.“
    „Ich glaube, ich hätte da eine Lösung, Tom.“
    „Sprich.“
    „Schick O’Neill nach Amerika. Unsere Navy unterliegt dort in Seeschlachten. Wer wäre geeigneter, den Amerikanern die Stirn zu bieten? Nennt man O’Neill nicht die Geißel der Meere? Er gilt als unbesiegbar.“ William lächelte hämisch. „Ist Farnham dir noch gewogen?“
    „Das ist wahrlich ein trefflicher Vorschlag, Will“, sagte Tom. Plötzlich hörte er ein Geräusch von der Tür her und drehte sich um. An der Schwelle erblickte er den Hausherrn. „Vater!“
    Eastleigh schenkte seinem jüngeren Sohn ein gönnerhaftes Lächeln. Seine Miene blieb jedoch undurchdringlich, und Tom fragte sich, wie lange sein Vater dort schon gestanden haben mochte. „Thomas. Ich wusste gar nicht, dass du die Stadt verlassen hast. Wie schön. Wann bist du angekommen?“ Er schlenderte in den Raum. Seine Augen waren zusammengekniffen, und wie immer hatte seine Stimme einen sardonischen Unterton.
    Tom entbot seinem Vater einen höflichen Gruß. „Ich bin gerade erst gekommen. Du siehst gut aus, Vater“, log er schmeichlerisch, denn Eastleigh hatte seit dem letzten Sommer einige Pfund zugenommen.
    „Ja, ich fühle mich gut.“ Eastleigh bedachte William mit einem argwöhnischen Seitenblick. „Und liege noch nicht in meinem Grab. Was besprecht ihr zwei gerade? Habe ich da richtig gehört, dass ihr unseren neuen Nachbarn erwähnt habt, den so heldenhaften Devlin O’Neill?“ Hohn und Verachtung beherrschten seinen Tonfall.
    William und Tom wechselten Blicke. Dann ergriff der Ältere das Wort. „Du unternimmst rein gar nichts, Vater, während O’Neill uns mit seiner Affäre Schaden zufügt. Die Situation wird allmählich unerträglich, und wir alle stehen wie Narren da. Ich kann mich kaum noch erhobenen Hauptes in der Öffentlichkeit blicken lassen!“
    Der Earl gab ein Kichern von sich. „Der Einzige, der hier ein Narr ist, ist O’Neill. Soll er das Flittchen ruhig am Königshof zur Schau stellen, was kümmert’s mich? Den Schaden wird er am Ende davontragen.“
    Tom und William tauschten wieder verständnislose Blicke. Dann trat Tom vor. „Er hasst uns, so viel steht fest. Und jetzt wird deutlich, dass du ihn ebenfalls hasst. Warum, Vater? Verflucht, du bist uns eine Erklärung schuldig, wenn es überhaupt eine gibt!“
    „Er hat mir meinen schnellsten Hengst weggenommen, meine Hundemeute, mein geliebtes Haus. Und jetzt hat er die Tochter meines Bruders im Bett, und du verlangst noch eine Erklärung?“ Der Earl hob die buschigen Brauen. „Ich habe allen Grund, diesen Mann zu verabscheuen, der sich als Gentleman ausgibt, aber in Wahrheit ein Freibeuter ist.“
    Tom baute sich fordernd vor seinem Vater auf. „Warum versucht er, dir Schaden zuzufügen? Uns allen? Ich will den Grund wissen!“
    „Ganz einfach. Er ist ein verdammter Wilder, das ist der Grund. Ein Wider, genau wie sein Vater“, sprach Eastleigh, und sein stumpfer Blick schweifte in eine unbestimmte Ferne.
    Erschrocken sahen die Brüder einander an. „Du kanntest seinen Vater!“, fragte William mehr als verblüfft.
    „Ob ich ihn kannte?“ Jetzt spielte ein böses Lächeln um Eastleighs Mundwinkel. „Ich tötete ihn, mein Junge.“
    Virginia hatte das Haus vor einigen Stunden verlassen und war zu Fuß in das Dorf gegangen. Als sie nun zurückkam, gewahrte sie eine vornehme Kalesche vor dem Hauptportal und blieb verwundert stehen. Unbehagen stieg in ihr hoch. Seit ihrer Ankunft in Wideacre hatten sie ein Dutzend Besucher empfangen. Offenbar wusste nun halb Hampshire, dass der berüchtigte Captain O’Neill offen mit seiner Geliebten zusammenwohnte, und vermutlich wollten sich alle

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