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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wusste, dass ihm jemand nach dem Leben trachtete, und in Bruchteilen von Sekunden liefen die Eindrücke seines ganzen Lebens in rasender Bildfolge vor seinem geistigen Auge ab – er spürte den nahenden Tod. Dennoch unternahm er instinktiv den verzweifelten Versuch, sich zu ducken.
    Als der Schuss fiel, bockte das Schiff in einer starken Böe. Devlin schlug auf der Brücke auf und spürte einen brennenden Schmerz im Oberarm.
    Soeben war er dem Tod nur um Haaresbreite entronnen. Als er sich mühsam über die Holzplanken zog, flammte ein wilder Zorn in ihm auf. Der Attentäter hatte ihn nicht tödlich getroffen, aber nur wegen des starken Windes. Noch immer auf der Brücke kauernd, zog Devlin seine Pistole hervor und rief: „Ergreift den Mann!“ Er rollte sich auf die Seite, lud rasch die Waffe und spähte in die Richtung, in der er den Schützen vermutete. Und er hatte recht: Der Mann lud soeben hastig seine Waffe nach.
    Weiter hinten stürzten bereits Gus und ein anderer Matrose auf den Mann zu.
    Devlin stützte sich auf ein Knie, als der Schütze erneut anlegte, und beinahe zeitgleich feuerten sie aufeinander.
    Der Attentäter wurde am Bein getroffen und stürzte schreiend zu Boden. Devlin schleuderte seine Pistole fort, zog den Degen, eilte über das Quarterdeck und sprang auf das Hauptdeck. „Ich will ihn lebend“, rief er, als Gus und der zweite Matrose den Verwundeten packten.
    Sie hatten ihm bereits einen Schlag gegen den Kopf versetzt und ihm die Arme auf den Rücken gedreht, doch er war noch bei Bewusstsein und kniete auf dem Deck. Blut aus seiner Schusswunde färbte die Planken rot.
    In zorniger Erregung blieb Devlin vor ihm stehen.
    „Captain?“, rief Gus, während weitere Matrosen herbeieilten. „Wie schwer sind Sie verwundet?“
    „Nur ein Streifschuss“, entgegnete er grimmig. Nun schickte er den Mann mit einem harten Tritt rücklings auf die Planken. Der Mann stöhnte vor Schmerz und stierte Devlin mit schreckgeweiteten Augen an. „Gnade, Captain! Ich habe nur meinen Auftrag ausgeführt! Ich wurde dafür bezahlt! Gnade, ich flehe Sie an. Ich habe Frau und Kinder, alle hungrig, bitte ...“
    Devlin stellte sich mit einem Bein auf den Brustkorb des Mannes und verlagerte sein Gewicht auf seinen Fuß.
    Der Mann stöhnte unter Schmerzen.
    „Wer hat dich beauftragt?“
    Dem Mann schienen die Augen aus den Höhlen zu treten. „Ich weiß es nicht. Er hat mir seinen Namen nicht genannt! Warten Sie...“
    Wieder drückte Devlin ihm den Stiefel auf die Brust. „Ich rate dir, scharf nachzudenken“, zischte er.
    „Er hat mir nie gesagt, wie er heißt!“, keuchte der Mann. „Warten Sie!“
    Devlin erhöhte den Druck auf den Brustkorb. „Weiter!“
    „Aber ich weiß, wer er ist! Es war ein Adliger, Captain, Sir, ein Adliger – ich habe das Wappen an seiner Kutsche gesehen, und als er fort war, habe ich Leute gefragt, wer das war!“
    „Sein Name!“
    „Eastleigh, es war Lord Eastleigh, Captain. Bitte, Sir, lassen Sie mich leben!“
    Einen Augenblick überlegte Devlin in seinem Zorn, kurzen Prozess mit dem Kerl zu machen, doch schließlich sagte er: „Legt ihn in Eisen. Der Arzt soll sich um ihn kümmern.“
    „Aye, Sir“, sagte Gus.
    Devlin wandte sich ab. Er war erschüttert und zürnte sich selbst. Wie ein verträumter Jüngling hatte er sich nach seiner Braut gesehnt, hatte die Freuden des Bettes genossen, über die Liebe nachgedacht und sogar so etwas wie Glück in seinem Herzen verspürt, obwohl er einen gefährlichen Gegner hatte, den es zu vernichten galt. Sein sorgloses Verhalten hätte ihn beinahe das Leben gekostet.
    Gut, dass er sich rechtzeitig seiner Situation besann. Er war zwar jetzt verheiratet, aber an seiner Bestimmung hatte sich nichts geändert.

25. KAPITEL
    H annah klopfte an Virginias Tür und trat leise ein. „Mrs. O’Neill? Es ist Lady de Warenne. Sie wartet unten.“ Das Mädchen lächelte unsicher.
    Niedergeschlagen war Virginia von den Docks zurückgekehrt und hatte sich sogleich auf ihr Zimmer begeben. Tief bekümmert hatte sie auf der Bettkante gekauert und sich eingeredet, dass sechs Monate keine lange Zeit wären, doch stattdessen hatte die Sehnsucht nach Devlin sich bei jedem Herzschlag verschlimmert. Angst war in ihr aufgestiegen. Was, wenn er verletzt würde? Und wie konnte er nur gegen ihr Heimatland in den Krieg ziehen? Glücklicherweise war sie so erschöpft gewesen, dass sie kurze Zeit später auf das Bett gesunken und eingeschlafen war.
    Nun war sie

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