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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Augenblicken gegangen, Madam.“
    Wie betäubt stand Virginia da. Er war fort? Er war einfach so gegangen, ohne ein Wort zu sagen? Aber wieso hatte er sich nicht verabschiedet?
    „Ich brauche eine Kutsche“, rief sie mit scharfer Stimme, und ihre Unruhe drückte ihr das Herz in der Brust zusammen. Geschwind nahm sie auf einem Stuhl Platz und zog sich Strümpfe und Schuhe an, während das Dienstmädchen loslief.
    So viele Erinnerungen stürmten nun auf sie ein – sein Lächeln, sein leises Lachen, das lustige Glitzern, das in seinen Augen lag, die aufflammende Lust und wie er sie geliebt hatte, manchmal ungestüm und rasch, dann wiederum sanft und zärtlich. Sie musste daran denken, wie er sie gehalten hatte, als sie eingeschlummert war. Sie entsann sich seines Versprechens, ihr ein guter Gemahl zu sein.
    Mit einer Hand wischte sie die Tränen fort. Warum hatte er sie nicht geweckt? Warum nicht Lebewohl gesagt?
    Schlimme, ungebetene Erinnerungen stiegen in ihr hoch: Erinnerungen an die Zeit, als er sie in Askeaton geliebt und sie am nächsten Tag allein zurückgelassen hatte.
    Sie fühlte sich elend. Es konnte doch unmöglich wahr sein, dass Devlin sich wieder an jenen kalten und herzlosen Ort in seinem Innern zurückgezogen hatte, wo er bislang sein Dasein gefristet hatte. Dieser Gedanke war unerträglich.
    Sie musste ihn finden und ihm Lebewohl sagen. Sie musste ihn noch einmal zärtlich und liebevoll lächeln sehen, um die Gewissheit zu haben, dass sie gemeinsam einem schrecklichen Sturm getrotzt hatten und jetzt als Paar dem hellen, freundlichen Licht eines neuen Tages entgegengingen.
    Sonst könnte sie die nächsten sechs Monate nicht überstehen.
    Eine halbe Stunde später rumpelte die Kutsche durch das Werftgelände zu den Docks, vorbei an gestapelten Überseekisten, voll beladenen Fuhrwerken und großen Fässern. Hafenarbeiter, Fuhrleute und Matrosen hatten alle Hände voll zu tun. Virginia schaute angestrengt aus dem Kutschfenster, und als die Kutsche einen Moment später hielt, sprang sie aus der Wagentür.
    Unmittelbar vor ihr ragte ein großes Schiff auf, das sie nicht kannte. Andere Schiffe lagen vertäut im Hafen, aber die „De-fiance“ war nirgends auszumachen. Ein Anlegeplatz in der Nähe war leer.
    Ihr Herz schien stillzustehen. Virginia schirmte ihre Augen gegen die aufgehende Sonne ab und schaute an den Docks vorbei.
    Da entwich ihr ein Schrei.
    Sie erkannte die „Defiance“ sofort. Ungefähr hundert Yards vom Anlegeplatz entfernt bewegte sie sich durch den Kanal auf den offenen Hafen zu.
    Unverwechselbar war auch die hochgewachsene, stolze Gestalt, die ohne Offiziershut auf dem Quarterdeck stand.
    Virginia rannte.
    Mit gerafften Röcken eilte sie über den Kai und winkte verzweifelt. „Devlin! Devlin!“, schrie sie.
    Aber das Schiff entfernte sich immer weiter, und der Mann dort oben an Deck schaute nicht ein einziges Mal zurück.
    Außer Atem verlangsamte Virginia ihre Schritte. Es war zwecklos, er hatte sie nicht gehört. Nun stand sie am Ende des Kais und schaute verzweifelt dem Schiff nach.
    Schon wurden die Großsegel gesetzt. Rasch blähten sie sich im Wind, die Fregatte nahm Geschwindigkeit auf und schien den Weiten der See entgegenzufliegen.
    Virginia schaute Devlins Schiff so lange nach, bis auch der Toppmast am Horizont verschwunden war.
    Devlin stand auf dem Quarterdeck und verspürte den seltsamen Drang, sich noch einmal zu den Docks umzudrehen. Es war seine Angewohnheit, am Steuer zu stehen und den Blick über den Horizont schweifen zu lassen; dennoch überkam ihn der Wunsch, einen letzten Blick auf die Docks zu werfen, als könne er dadurch seine Braut noch einmal sehen.
    „Ein guter Tag, um in See zu stechen, Captain“, sagte Red und übernahm das Steuer. Beim Grinsen entblößte er gelbe, fleckige Zähne.
    „Ja, in der Tat.“ Bei dieser Brise mochten sie achtzehn oder gar neunzehn Knoten erreichen, und schon umspülte die Gischt den Bug mit weißen tänzelnden Schaumkronen. Sie kamen gut voran, und nach der langen Zeit an Land hätte er von der Abreise begeistert sein müssen. Doch das war er nicht. Schließlich seufzte er und schaute zurück. Aber das Werftgelände in der Ferne war nicht mehr als ein Gemisch aus Formen und Farben.
    Plötzlich gewahrte er aus den Augenwinkeln ein Aufblitzen von dem unteren Deck. Von einer bösen Vorahnung durchzuckt, wirbelte Devlin herum und sah, dass ein Matrose eine Muskete auf ihn angelegt hatte.
    Die Zeit schien stillzustehen. Er

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