Wild wie das Meer (German Edition)
flüchtige Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab. „Du bist eine schöne Frau. Ich kann mich dieser Schönheit nicht entziehen, und das wissen wir beide.“
Sie schaute zu ihm auf und spürte, wie laut ihr Herzschlag in ihrem Kopf hallte. Die Zeit schien stehen geblieben. Im Raum war es still geworden, und nur der Schein einiger Kerzen und des Kaminfeuers fiel auf ihre Gesichter. Sie wusste, dass die uneingestandenen Gefühle und das Verlangen nicht abgenommen hatten. Jetzt stand sie allein mit Devlin in ihrem Zimmer, und er hatte ihr soeben gestanden, dass er sie schön fand.
„Willst du mich immer noch?“, wisperte sie, aber sie erahnte die Antwort bereits.
Er sah ihr unverwandt in die Augen. „Ja.“
Sie beugte sich vor. „Dann verstehe ich es immer noch nicht, Devlin. Warum hast du mich verlassen und bist zu ihr gegangen? Ich lag in deinen Armen ...“
„Ich bin nicht zu ihr gegangen. Sie wartete in meinem Zimmer auf mich, Virginia, und ich hatte vergessen, dass sie dort war.“
„Aber warum hast du mich in der Bibliothek sitzen lassen?“, rief sie.
Ein Lächeln spielte nun um seinen Mund, aber es war dünn und voller Selbstverachtung. „Ich bin der Sohn von Mary und Gerald O’Neill“, sagte er, als erklärte das alles. Aber er machte keinen Schritt zurück. Sie fühlte, wie sich seine Brust unter schweren Atemzügen hob und senkte. Deutlich spürte sie seinen pochenden Herzschlag.
„Das erklärt nichts.“
„Ich hatte einst eine Schwester“, sprach er mit angespannter Miene. „Wäre sie noch am Leben, wäre sie vielleicht wie du – die Tochter eines Farmers, eine trotzige, freimütige Frau, jemand, der tapfer und schön ist.“
Endlich glaubte Virginia, ihn zu verstehen. „Du hast die Erziehung deiner Eltern verinnerlicht und versucht, mir und dem Andenken deiner Schwester Respekt entgegenzubringen.“
Er antwortete nicht.
„Also bist du weggegangen, weil du meine Unschuld bewahren wolltest. Fiona war in deinem Zimmer, als du nach oben eiltest – sie bedeutet dir nichts“, hauchte sie.
„Wie ich sehe, wirst du zu einer Frau, die sich im Leben auskennt“, sprach er. „Nichts hat sich geändert. Mein Entschluss steht fest. Ich werde dich nicht verführen, und ich werde nicht dein erster Liebhaber sein. Gute Nacht.“
Er entfernte sich tatsächlich von ihr, schritt durch das Zimmer und strebte der Tür zu. Virginia durchzuckte der unliebsame Gedanke, dass dieses Flittchen wieder in seinem Bett liegen würde. Allein die Vorstellung, Fiona könnte sich bereits aufreizend in seinem Bett rekeln, war unerträglich – genauso unerträglich wie der Gedanke, dass er sie in diesem Moment verließ.
„Ich möchte nicht, dass du mir mit Respekt begegnest“, rief sie ihm nach.
Er verlangsamte seine Schritte, blieb jedoch nicht stehen.
„Ich möchte wissen, wie es ist, Devlin“, fügte sie mit weicher Stimme hinzu. Ihr Herz raste stürmisch in ihrer Brust, und eine unerklärliche Hitze durchflutete ihren ganzen Leib.
Er stieß einen schroffen Laut aus und griff nach dem Türknauf.
Schwer schluckend sagte sie: „Zeig es mir. Zeig mir alles, was du zu bieten hast, jetzt, heute Nacht – zeig es mir, nicht ihr.“
Er fuhr herum, die Augen waren geweitet, die Miene verspannt. „Hast du keine Selbstbeherrschung?“, fragte er gereizt.
„Warum sollte ich dagegen angehen?“ Endlich sah sie in seinen Augen, was sie zu sehen gehofft hatte: ein silbernes Aufleuchten. Sie ging zu ihm, umgriff seine breiten Schultern und schmiegte sich an seinen harten, erregten Leib. „Selbstbeherrschung ist etwas für feine Damen“, wisperte sie.
Einen Moment lang sah sie Unentschlossenheit in seinem Blick; er schien einen inneren Kampf auszufechten. Mit einem sanften Lächeln berührte sie seine Wange. „Devlin“, hauchte sie zart und glaubte, er könne ihr klopfendes Herz hören.
Mit einer schnellen Bewegung schloss er sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich. Virginia stieß einen wohligen Seufzer aus und spürte seine Erregung unter dem gespannten Hosenbund. Seine Hände glitten tiefer, groß und kühn. Sein ganzer Leib war angespannt. „Oh Devlin“, brachte sie mühsam hervor, als die ersten Wogen der Begierde anwuchsen.
Plötzlich fand sie sich auf seinen Armen wieder, als er sie behutsam zu ihrem Bett hinübertrug. „Nie bin ich einer Frau wie dir begegnet“, sagte er heiser, und ihre Blicke verschmolzen.
Sie versuchte zu lächeln. „Das ist gut“, flüsterte sie.
Er
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