Wild wie das Meer (German Edition)
Lösegeldes zu Eastleigh gelangen, und falls ihre Plantage verkauft würde, würde sie zweifellos bei ihrer Familie in London bleiben.
„Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt. Ich möchte Askeaton nicht verspielen, und du willst sicherlich nicht deinen Kopf verlieren.“ Sean warf ihm einen grimmigen Blick zu und ging wieder mit jähen Schritten im Zimmer auf und ab.
„Das Einzige, was ich nicht verlieren werde, ist mein Kopf“, merkte Devlin trocken an. „Hör auf, dir Sorgen zu machen. Miss Hughes wird keine Anschuldigungen vorbringen.“
Sean blieb stehen und musterte seinen Bruder.
Devlin mochte diesen durchdringenden Blick nicht. „Was ist?“
„Wenn du sie nicht heiraten willst, dann bitte ich dich um Erlaubnis, um sie werben zu dürfen.“
Devlin erschrak.
Sean errötete. „Ich weiß, dass du mit ihr im Bett warst. Ich könnte lügen und so tun, als störe mich das nicht, aber es lässt mich nicht kalt. Dennoch, wenn das aufhört, könnte ich damit leben. Gib mir die Erlaubnis, sie zu umwerben, ihr Herz zu gewinnen und sie zu heiraten.“
„Nein“, donnerte er.
Sean zuckte zusammen.
Devlin hatte über diese schroffe, ablehnende Antwort nicht einmal nachgedacht. Und jetzt, zornig, wie er war, machte er sich bewusst, dass Seans Vorschlag gar nicht so übel war, falls die kleine Amerikanerin Probleme machen würde. Zunächst könnte er Lösegeld für sie verlangen und Eastleigh endgültig ruinieren, dann könnte Sean sie ehelichen und zweifellos ihre Loyalität und ihre Liebe gewinnen. Den beiden wäre ein glückliches Leben in Askeaton beschieden, und er wäre fort.
„Obwohl ich sie heiraten möchte, überwiegt nach wie vor dein Wunsch, sie als Spielzeug zu missbrauchen?“, fragte Sean unterkühlt nach.
Devlin zögerte mit der Antwort nicht. „Mein Wunsch ist, dass du eine vermögende Erbin ehelichst, damit du dir einen Platz in der Gesellschaft sicherst.“
Sean trat vor ihn hin. „Ist es nur das, was du willst? Ich glaube, es verhält sich ganz anders. Ich denke, du lässt dich von einem ganz bestimmten Körperteil leiten. Denk darüber nach. Denk wirklich darüber nach und gib mir dann eine ehrliche Antwort.“ Mit diesen Worten verließ er die Bibliothek.
Devlin schaute ihm nachdenklich nach; der aufwallende Zorn ebbte ab. Sean irrte – Devlin hatte nicht vor, Virginia zu seinem Spielzeug zu machen –, aber verflucht, Seans Überlegungen waren in der Tat klug durchdacht. Er griff nach dem Cognacschwenker, starrte in das Glas und versuchte, nicht daran zu denken, wie Virginias kleiner schlanker Leib sich anfühlte und wie weich und verführerisch ihre Lippen waren. Warum überließ er sie nicht Sean? Sein Bruder hatte zumindest ehrbare Absichten. Und Virginia hatte gewiss einen edelmütigen Mann wie seinen Bruder verdient. Bestimmt hatte sie nicht das verdient, was er, Devlin, ihr antat.
Eine Ehe zwischen Sean und Virginia würde so viele Probleme aus der Welt schaffen. Tatsächlich würden auf diese Weise die Verbrechen vertuscht, die er begangen hatte, und sein Leben könnte den gewohnten Lauf nehmen.
Vor seinem geistigen Auge schien sich sein Leben nun endlos auszudehnen und im Nichts zu verschwinden – gerade so wie ein fahler, grauer Feldweg, ein unbenutzter Pfad. Unerträglich trist, unermesslich freudlos und ohne ein Ziel.
11. KAPITEL
F ur Strafe hatte sie den ganzen Tag weder ihr Zimmer verlassen noch nach unten zum Abendessen kommen dürfen. Stattdessen hatte Connor ihr die Mahlzeit auf einem silbernen Tablett gebracht. Den ganzen Nachmittag hatte sie vor Wut gekocht, da sie ihre Bestrafung für absolut ungerecht hielt. Sie war bloß am Morgen ausgeritten. Woher sollte sie ahnen, dass sie Zeugin einer geheimen politischen und obendrein antienglischen Versammlung würde? Hätte sie gewusst, was dort in dem Farmhaus vor sich ging, wäre sie fortgeblieben! Es war alles O’Neills Schuld, da er diese üppige Fiona ins Bett geholt hatte. Wäre er nicht so ein Schurke, wäre sie überhaupt nicht so lange und so weit ausgeritten. Mit diesen Gedanken beschäftigt, war sie nicht in der Lage, den gefüllten Fasan und den gebratenen Lachs entsprechend zu würdigen. Sie rührte das Essen kaum an.
Hatte er diese furchtbare Drohung ernst gemeint, dass er sie nicht mehr von Askeaton fortlassen würde, da sie zu viel gehört hatte? Virginia erschauerte. Er hatte große Gefahren auf sich genommen, um sie zu entführen, und daher bezweifelte sie, dass er all diese Pläne leichtfertig
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