Wild wie die Praerie
böse an und lenkte das Pferd einige Schritte rückwärts.
“Danke, es ist alles in Ordnung. In welche Richtung sollte ich reiten?” Holly war nur froh, dass ihre Stimme nicht so atemlos klang, wie sie sich fühlte. Dann fing sie Sallys sehr nachdenklichen Blick auf und fragte sich, ob sie sich vielleicht doch nicht so gut darauf verstand, ihre Gefühle zu verbergen.
“Warten Sie einen Augenblick, dann hole ich mein Pferd. Ich werde Ihnen den Weg zeigen und Sie auf einige markante Punkte hinweisen, damit Sie wieder zurückfinden. Das nächste Mal können Sie sich Beau selbst holen. Ich möchte nur nicht, dass Sie sich verirren.”
5. KAPITEL
Holly ließ ihr Pferd im Schritt gehen, um ein Gefühl für seine Bewegungen zu bekommen und um Sally nicht ansehen zu müssen, deren Blick sie immer noch spürte.
“Ich möchte auch mitkommen, Marc”, sagte Sally und klang wie ein Kind, das Angst hat, etwas zu verpassen.
Marc war jedoch bereits in der Scheune verschwunden. Sally zögerte nur kurz, dann folgte sie ihm, einen Ausdruck fester Entschlossenheit im Gesicht.
Sam lehnte sich gegen den Zaun und grinste. “Die kleine Miss ist wirklich sehr hartnäckig, dabei ist Marc in keiner Weise an ihr interessiert. Ich verstehe nicht, warum sie das nicht begreift.” Er schüttelte den Kopf. “Sie lungert hier schon lange herum. Vielleicht dämmert es ihr eines Tages, dass der Boss große Auswahl hat und sich nicht für sie entscheiden wird.”
“Welche Richtung sollte ich nehmen, Sam? Ich werde Beau im Schritt gehen lassen, dann kann Marc mich ganz leicht einholen.” Holly wollte hier möglichst schnell wegkommen. Sie hatte nicht die geringste Lust, Sally erneut zu begegnen, und sie glaubte nicht, dass Marc ihr erlauben würde, sie auf dem Ausritt zu begleiten.
“Rechts vom Haus sehen Sie einen Pfad, der zu dem kleinen Hügel dort hinten führt. Marc holt Sie mit Sicherheit ein.”
Holly dankte ihm mit einem Lächeln und setzte ihr Pferd in Bewegung. Zum ersten Mal hatte sie Gelegenheit, sich das Haus richtig anzusehen, als sie es umrundete. Es war sandfarbig wie der Boden und hatte ein rotbraunes Ziegeldach. Die Fenster waren groß. Während sie seitwärts vorbei ritt, sah sie den grünen Hinterhof mit Patio, Blumen und Bäumen, der einer grünen Oase in der Wüste glich.
Beau folgte dem Pfad auf den Hügel, als wäre es ein ihm wohlvertrauter Weg. Holly machte es sich im Sattel bequem und begann den Ausritt zu genießen.
Fünf Minuten später holte Marc sie auf einem großen Rotbraunen ein. Sie erreichten zusammen die Kuppe des Hügels und zügelten die Pferde, um das weite Land zu betrachten.
“Ein phantastischer Ausblick, Marc, danke”, sagte Holly begeistert. Zur Linken waren sanfte Hügel sichtbar, die sich in der Ferne verloren, und hier und da belebten dunkelgrüne Eichen die ausgedörrte Graslandschaft. Vor Holly erstreckte sich meilenweit der flache Talboden, und in einiger Entfernung deutete ein grüner Streifen auf Wasser hin. Zur Rechten konnte Holly die in der Sonne flimmernden Berge sehen.
Marc machte sie auf mehrere große Steine und
Salbeisträucher aufmerksam, an denen sie sich orientieren konnte, um zur Ranch zurückzufinden. Dann ritt er voraus auf den grünen Gürtel zu. “Das ist Ash Creek”, rief er über die Schulter. “Fließt durch das Land hier und weiter bis zum Spooner Stausee. Hat im Herbst einen ziemlich niedrigen Wasserstand.”
Holly nickte und musterte ihn, während er vor ihr ritt. Sie bewunderte seine breiten Schultern, und plötzlich wollte sie ihm tausend Fragen stellen. Stammte er hier aus Waxco? Wie war er zu der Lone Tree Ranch gekommen? Es war eine riesige Ranch.
Hatte er sie geerbt? Oder gekauft? Wieso war er nicht verheiratet?
Marc zügelte sein Pferd am Ufer des breiten Flusses. Das Wasser floss träge durch das Flussbett, an manchen Stellen flach und an anderen tiefer. Hier am Wasser war es etwas kühler, und Holly war froh, rasten zu können. Es war doch recht heiß in der Sonne.
“Das nächste mal sollten Sie einen Hut aufsetzen”, meinte Marc. “Die Sonne ist sehr stark.”
“Sie haben recht”, stimmte sie zu.
Ihre Antwort schien ihm nicht zu gefallen. Er hatte offenbar Widerspruch erwartet oder auf einen Streit gehofft. Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang er sich vom Pferd und ging zum Wasser. Er zog ein blaues Tuch aus der Hosentasche, tauchte es in den kühlen Fluss und brachte es Holly.
“Hier, wischen Sie sich damit Gesicht und
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