Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Weh erwartet.
    »Gott, Mann, ich habe einen Durst wie ein Kamel, das vier Wochen ohne Wasser auskommen musste«, erklärte Frank Carson, als er sein völlig zerknittertes Halstuch lockerte. »Laß uns in die »Shakespeare's-Head«-Taverne gehen. Ich hab große Lust, die Würfel rollen zu lassen.«
    »O ja, gute Idee«, meinte Freddie anerkennend und wischte sich mit einem spitzengesäumten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Kommst du mit, Edgecombe?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Viscount. »Der Abend hat ja gerade erst angefangen.« Er packte Julianas Ellenbogen und zerrte sie unsanft den Pfad hinunter auf die Straße. »Droschke! He, Bursche. Du da drüben, du fauler Bastard!« Gebieterisch winkte er dem Kutscher einer Droschke auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu, der friedlich rauchend auf dem Kutschbock saß, während er auf die Kundschaft wartete, die aus der Königlichen Hahnenkampfarena strömte.
    Der Kutscher ließ seine Peitsche knallen und lenkte seine müden Pferde über die Straße. »Wohin, Chef?«
    »Shakespeare's Head.« Lucien schwang sich hinein und überließ es Juliana, ihm zu folgen. Ihr Unterrock war schmutzig von der vor Unrat starrenden Arena, ihre eleganten Pumps mit etwas Undefinierbarem, aber eindeutig Widerwärtigem beschmiert. Sie zog ihren Umhang trotz der Wärme der Nacht noch enger zu und drückte sich in die äußerste Ecke des Gefährts, als ihre Begleiter johlend einstiegen.
    Sie war todmüde, und ihre Furcht wuchs von Minute zu Minute. Das Benehmen ihres Ehemannes hatte etwas Hektisches, Wildes an sich, die brennenden Augen waren von einem alarmierenden Glitzern erfüllt. Seine Gesichtsfarbe wies eine grünliche Färbung auf, und sein Atem rasselte erschreckend. Endlich begriff sie, daß er vorgehabt hatte, sie auf irgendeine Weise zu besudeln. Töricht, wie sie war, hatte sie versucht, sich mit ihm gegen den Herzog zu verbünden. Töricht, wie sie war, hatte sie geglaubt, sich Edgecombes bedienen zu können – in der Fehleinschätzung, ihn für ihre eigenen Zwecke einzuspannen. Lucien dachte nämlich gar nicht daran, sich mit ihr zusammenzutun. Im Gegenteil, er benutzte sie, um sich auf ihre Kosten zu amüsieren. Und war noch nicht fertig damit.
    Juliana hatte nicht die geringste Chance den vier Männern gegenüber, außer wachsam zu bleiben, abzuwarten und den richtigen Augenblick für einen erneuten Fluchtversuch abzupassen. Vielleicht würden ihre Begleiter ja so intensiv in ihr Glücksspiel vertieft sein, so berauscht vom Gin, daß sie sich davonstehlen konnte, ohne daß sie es merkten. Vielleicht würde sich ja eine Gelegenheit zur Flucht ergeben, wenn sie den Abort auf dem Hof der Taverne aufsuchte.
    In Covent Garden herrschte weiterhin großes Gedränge, und der Trunkenheitsgrad der Menschen hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Lautes Kreischen ertönte, derbe Flüche und schrilles Gelächter waren zu hören. Männer und Frauen torkelten über das Kopfsteinpflaster, während sie Steinkrüge mit Gin umklammert hielten, und Juliana beobachtete, wie eine Frau sternhagelvoll in den Rinnstein stürzte und den Inhalt ihres Humpens über ihre Kleider verschüttete. Der Mann, der sie begleitete, ließ sich mit brüllendem Gelächter auf sie fallen und warf ihr unter den anfeuernden Zurufen der Passanten die Röcke über den Kopf.
    Juliana wandte hastig den Blick ab. Sie hatte keine Ahnung, ob die Frau eine willige Beteiligte an dem war, was sich dort in der Gosse abspielte, oder lediglich so berauscht, daß sie nichts davon mitbekam. Sie schien sich nicht gegen den Kerl zu wehren. Jemand schrie durchdringend in einer der Hütten auf dem Marktplatz, ein lautes, gellendes Geheul. Juliana schauderte, und ihre Kopfhaut prickelte unangenehm. Sekunden später kam eine Frau aus der Tür der Behausung geflogen, nur mit einem dünnen Unterrock bekleidet. Ein Mann raste hinter ihr her und schwang drohend einen Stock. Sein Gesicht war rot verfärbt vor Wut, das der Frau kreidebleich vor Angst. Juliana wartete darauf, daß jemand dem Mann Einhalt gebieten würde, aber keiner der Passanten nahm auch nur die geringste Notiz von dem Geschehen, als die Frau im Zickzack und mit eingezogenem Kopf durch das Gewühl rannte, um ihrem stockschwingenden Verfolger zu entkommen.
    »Schmutzige Hure – hat wahrscheinlich wieder einen ihrer Tricks versucht«, sagte Bertrand grinsend. »Diese leichten Mädchen bilden sich ein, sie könnten sich alles erlauben.«
    »Was hat sie

Weitere Kostenlose Bücher