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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nicht länger im Auge behielt.
    Nun könnte er sich ins Gras setzen und darauf warten, daß sie wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrten, oder in die Albermarle Street gehen und sich wieder auf die Lauer legen. Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, daß er über seiner verbissenen Verfolgungsjagd gar nicht zu der notwendigen Nahrungsaufnahme gekommen war. George entschied, ins »Gardener's Arms« zurückzukehren und seine Frustration in Rotwein zu ertränken. Er würde morgen wieder in die Albermarle Street wandern, um das Haus zu beobachten und bei einer günstigen Gelegenheit zuzuschlagen. Es war die vernünftigste Lösung, doch er musste sich trotzdem zwingen, den Park zu verlassen.
    Juliana passte sich entspannt dem Rhythmus ihres Pferdes an. Die Stute hatte einen leichtfüßigen Gang und schien den Ausflug ebenso zu genießen wie ihre Reiterin. Der mürrische Ted hielt auf seinem stämmigen Wallach getreulich daneben Schritt.
    Soeben absolvierten sie ihre zweite Runde durch den Park, als Juliana Quentin auf dem Pfad vor sich entdeckte. Er kam mit einer Dame in schwarzem Taft in ihre Richtung geschlendert. Juliana erkannte Lady Lydia trotz ihres dichten schwarzen Schleiers, der ihr Gesicht verhüllte. Sie zog die Zügel an, als sie auf gleicher Höhe mit ihnen war. »Guten Tag, Lady Lydia. Lord Quentin«, sagte sie höflich.
    Einen flüchtigen Moment lang las sie Bestürzung in Quentins Augen, und sie war überzeugt, daß ihm ihr Auftauchen unwillkommen war; dann kehrte sein gewohnt freundliches Lächeln zurück. »Steigen Sie ab, und gehen Sie ein Stück mit uns.« Er streckte eine Hand hinauf, um Juliana beim Absitzen zu helfen. »Ted wird Boadicea solange nehmen.«
    »Boadicea? Was für ein ungewöhnlicher Name für eine so hübsche Dame«, sagte Lydia mit ihrer sanften Stimme, als sie Julianas Knicks mit einer kleinen Verbeugung erwiderte, ohne jedoch ihren Schleier zu heben.
    »Sie ist wirklich ein Bild«, stimmte Juliana zu, »aber ich glaube, sie hat ihren eigenen Kopf.« Sie reichte Ted die Zügel und nahm dann Quentins anderen Arm, um mit ihm und seiner Begleiterin den Weg hinunterzuspazieren. »Was für ein netter Zufall, daß wir uns hier alle getroffen haben! Ich wußte ja nicht, daß Sie auch in den Park gehen würden, Lord Quentin.«
    »Die Idee kam mir ganz plötzlich«, erklärte er. »Es ist so ein herrlicher Nachmittag.«
    »Ja, wirklich«, meinte Lydia. »Ich konnte es keine Minute länger im Haus aushalten. Wir sind natürlich immer noch in Trauer, aber es ist wohl nichts dagegen einzuwenden, daß ich einen kleinen Spaziergang unternehme, solange ich verschleiert bleibe.«
    »Aber keineswegs«, versicherte Quentin ihr.
    »Gefällt es Ihnen in London, Lady Edgecombe?«
    »Über die Maßen, Lady Lydia. Es ist alles so neu und aufregend für mich, gegen das provinzielle Hampshire.«
    Quentin versetzte Juliana einen leichten Tritt gegen den Fuß im selben Moment, als sie ihren Fehler erkannte.
    »Hampshire?« Lydia schlug ihren Schleier zurück, um Juliana überrascht anzusehen. »Ich dachte, Ihre Familie stammt aus York, im Norden.«
    »Ach ja«, sagte Juliana leichthin. »Das meinte ich anders. Ich habe früher oft Verwandte in Hampshire besucht, und es gefiel mir dort stets besser als in York. Deshalb betrachte ich es als mein eigentliches Zuhause.«
    »Verständlich!« Lydia ließ ihren Schleier wieder fallen. »Ich wußte gar nicht, daß es in Hampshire irgendwelche Courtneys gibt.«
    »Die Familie meines Cousins«, bot Juliana an. »Eines sehr entfernten allerdings.«
    »Aber seltsam klingt es schon, daß Sie den Verwandten eines entfernten Cousins näherstehen als Ihren eigenen«, erwiderte Lydia verwirrt.
    »Lady Edgecombe hegt nun einmal ungewöhnliche Ansichten von der Welt«, warf Quentin beflissen ein. »Sie haben doch sicherlich den Wunsch, Ihren Ausritt fortzusetzen, Juliana. Es muß langweilig sein spazierenzugehen, wenn ein neuer Renner auf Sie wartet.«
    Juliana war sich nicht sicher, ob er sie ihr zuliebe oder sich selbst zuliebe loswerden wollte, aber sie reagierte auf den Wink und machte Ted ein Zeichen, der ein kleines Stück hinter ihnen ritt und Boadicea am Zügel führte.
    Lydia schlug erneut ihren Schleier zurück, um sich von Juliana zu verabschieden. »Ich hoffe sehr, daß wir Schwestern werden«, sagte sie, als sie Juliana auf die Wange küßte. »Es freut mich, eine andere Frau im Haus zu haben.«
    Juliana murmelte etwas und erwiderte den Kuß. Sie warf einen

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