Wilde Chrysantheme
in…«
»Wenn Sie gestatten, würde ich die Vorteile und Vergünstigungen gern selbst schildern, Madam.« Der Herzog sprach jetzt mit unverhohlener Belustigung, und die Spalte in seinem energischen Kinn vertiefte sich, als sich seine Lippen zu einem winzigen Lächeln verzogen. »Ich habe den Eindruck, um das Verständnis der jungen Dame zu wecken, bedarf es einiger Überredungskunst.«
»Überredungskunst… Sie meinen wohl
Erpressung«,
fauchte Juliana. »Sie würden Mistress Dennisons Informationen gegen mich benutzen?«
»Wenn ich dazu gezwungen wäre… ja, meine Liebe«, sagte der Herzog in absolut nüchternem Tonfall. »Aber ich hoffe doch, Sie könnten sich dazu durchringen, meinen Vorschlag anzunehmen, ganz einfach deshalb, weil er eine Lösung Ihrer Probleme darstellt und mir damit aus einer großen Schwierigkeit geholfen wäre.«
Juliana drehte den Porzellanknauf der Tür. Sie brauchte nichts weiter zu tun, als die Tür aufzustoßen, durch die Halle zu laufen und hinaus auf die Straße. Aber wenn sie das Haus in den Kleidern verließ, die Mistress Dennison ihr gegeben hatte, bestand die Gefahr, daß ihre vermeintliche Wohltäterin Zeter und Mordio schreien und sie des Diebstahls bezichtigen würde. Sie käme nicht weit in jenen engen, überfüllten Straßen, wenn der Ruf erst einmal laut geworden wäre. Man würde sie wegen dieses neuerlichen Delikts hängen oder wegen bösartiger Tücke auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
»Elizabeth, lassen Sie uns bitte allein?« Die sanfte, höfliche Stimme des Herzogs durchbrach den verzweifelten Wirbel von Julianas Gedanken.
Ihre Hand glitt mutlos von dem Türknauf. Sie war in der Falle gefangen, die sie mit jenem törichen und höchst leichtsinnigen Geständnis am Tag zuvor eigenhändig hatte zuschnappen lassen. An diesem Punkt ließ sich nichts gewinnen, wenn sie sich erbittert in dieser Falle wehrte. Wie ein in der Schlinge gefangenes Kaninchen würde sie sich damit nur ins eigene Fleisch schneiden.
Sie trat beiseite, als Elizabeth durch den Raum eilte.
»Hören Sie Seiner Gnaden aufmerksam zu, meine Liebe«, riet Mistress Dennison, während sie wohlwollend Julianas Wange tätschelte. «Und machen Sie nicht so ein langes Gesicht. Großer Gott, Kind, Sie sollten vor Freude tanzen! Wenn ich daran denke, was der Herzog Ihnen anzubieten hat…«
»Danke, Madam«, unterbrach der Herzog sie. In seiner Stimme schwang eine Spur von Kälte mit, und ein feiner Hauch natürlicher Farbe verstärkte den rosigen Ton des Rouges auf Elizabeths glatten Wangen.
Sie versank in einen tiefen Knicks vor dem Herzog, warf erneut einen Blick – halb warnend, halb ermutigend – auf Juliana und schwang sich dann mit ihrem weiten Reifrock geschickt hinaus.
»Schließen Sie die Tür.«
Juliana ertappte sich dabei, wie sie dem ruhig gesprochenen Befehl widerspruchslos gehorchte. Langsam drehte sie sich wieder dem Raum zu. Der Herzog von Redmayne stand jetzt vor einer der hohen, mit einem Balkon versehenen Fenstertüren, die auf die Straße hinausgingen. Ein Strahl von Sonnenlicht fing den kastanienbraunen Schimmer in seinem Haar ein, das im Nacken mit einem silbernen Band zusammengebunden war.
»Kommen Sie her, Kind.« Eine weiße, langgliedrige Hand winkte sie näher.
»Ich bin kein Kind.« Juliana blieb, wo sie war, mit dem Rücken zur Tür stehend, ihre Hände hinter sich, um den Knauf geklammert, als wäre er ein Rettungsring.
»Siebzehn, aus der Perspektive von zweiunddreißig betrachtet, hat nun einmal eine gewisse Jugendlichkeit«, sagte er und seine Züge hellten sich auf. Das Lächeln verwandelte sein Gesicht auf überraschende Weise; es brachte die grauen Augen zum Leuchten, milderte die strengen Züge und präsentierte ihr eine komplette Reihe weißer, ebenmäßiger Zähne.
»Was wissen Sie sonst noch von mir, Sir?« fragte sie. Sie weigerte sich, auf jenes Lächeln zu reagieren, weigerte sich, ihren Platz an der Tür aufzugeben.
»Daß Sie Juliana Beresford heißen… obwohl ich annehme, daß dies ein falscher Name ist«, fügte er versonnen hinzu. »Habe ich recht?«
»Wenn es ein falscher Name wäre, würden Sie doch sicherlich nicht von mir erwarten, daß ich das zugebe«, brauste sie auf.
»Nein. Das ist richtig«, gestand er und griff nach dem Klingelzug über dem Kaminsims. »Mögen Sie Fruchtlikör?«
»Nein«, erwiderte Juliana brüsk. Es war höchste Zeit, ein deutliches Wort zu sprechen. »Ich verabscheue das Zeug.«
Der Herzog schmunzelte. »Dann
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