Wilde Chrysantheme
Ich bin so oder so eine Gefangene.«
Elizabeth räusperte sich und marschierte hinaus, um die Tür mit einem erbitterten Knall hinter sich ins Schloß fallen zu lassen.
Während Juliana auf dem Bett lag, beschwor sie das Bild des Herzogs von Redmayne vor ihrem inneren Auge herauf. Er war ein mächtiger Mann, einer, der es eindeutig gewöhnt war, in allem seinen Willen durchzusetzen. Und er hatte von Anfang an unmißverständlich klargemacht, daß er auch in diesem Fall nicht nachzugeben gedachte.
Sie fragte sich, wie sie wohl reagiert hätte, wenn er ihr seinen Vorschlag auf andere Weise unterbreitet hätte. Wenn er sie höflich
gefragt
hätte, ob sie damit einverstanden wäre, statt ihr vom ersten Augenblick an mit Erpressung zu drohen.
Hätte er sein Anliegen taktvoll vorgebracht, dann hätte sie den Vorschlag vielleicht sogar als verlockend empfunden. Wenn er ihr als eine Partnerschaft präsentiert worden wäre, die zu ihrem beiderseitigen Vorteil wäre, hätte sie sicherlich ernsthaft darüber nachgedacht. Es könnte kein schlimmeres Schicksal sein, als Nacht für Nacht unter John Ridge zu liegen und seine Kinder zu gebären…
Ohne sich dessen bewußt zu sein, strich sie mit den Händen über ihren Körper, der sich unter der dünnen Unterwäsche abzeichnete. Jenes seltsame, sinnliche Prickeln strömte wieder durch ihre Adern. Ein freudiges, erregendes Gefühl der Erwartung. Der Herzog von Redmayne war ein arroganter Tyrann, aber wenn er sie berührte, setzte ihr Körper zu einem verrückten Höhenflug des Verlangens an, über den ihr Verstand keine Kontrolle mehr hatte.
Sie könnte diese wilde, heiße Erregung genießen, wenn sie sich dazu entschloß. Sogar Spaß wäre mit dem Herzog von Redmayne zu erwarten, wenn sie es zuließe. Aber sie brauchte ihn das ja nicht wissen zu lassen.
Ein leises Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
Nachdem Juliana ihr einsames Dinner verzehrt hatte, kam Bella in das Zimmer und strahlte wie gewohnt über ihr ganzes rundes Gesicht. »Mistress hat mir diesen hübschen Hausmantel für Sie mitgegeben, Miss.« Sie schüttelte die duftigen Falten eines leichten, mit weißer Spitze besetzten Morgenmantels aus. »Werden Sie ihn anziehen?«
Juliana nahm ihr das Kleidungsstück aus den Händen. Es war ein exquisiter Hauch aus Spitze und Rüschen, bestickt mit winzigen cremefarbenen Gänseblümchen. Noch eine von den eleganten modischen Inspirationen des Herzogs?
»Der Mantel ist für heute abend, wenn der Herzog Sie besucht«, erklärte Bella und bestätigte damit Julianas unausgesprochene Vermutung. »Ich soll Ihnen helfen, sich für ihn zurechtzumachen.«
»Jetzt schon?«
Trotz ihres Entschlusses von vorhin begann Julianas Puls zu rasen, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Es war noch zu früh. Sie war einfach noch nicht bereit.
»Seine Gnaden wird nach dem Tee vorbeikommen«, sagte Bella. »Mistress hat gesagt, ich soll Ihnen zeigen, wie man sich parfümiert und welche Erfrischungen die Gentlemen mögen.« Sie stellte ein kleines Fläschchen auf den Frisiertisch. »Wir tupfen das hier hinter Ihre Ohren, in die Kniekehlen und zwischen Ihre Brüste. Einige Gentlemen mögen es, wenn man sich auch an anderen Stellen parfümiert, aber ich schätze doch, Seine Gnaden wird Ihnen sagen, was er am meisten schätzt. Das tun die Männer gewöhnlich.« Sie lächelte und nickte aufmunternd. »Miss Rosamund hatte mal einen Gentleman, der es zwischen ihren Zehen mochte. Er hatte eine besondere Schwäche dafür, an ihren Zehen zu nuckeln.« Sie kicherte. »Sie sagte, es hätte mörderisch gekitzelt. Aber sie konnte nicht lachen, sonst wäre er womöglich wütend geworden.«
Bella machte sich geschäftig daran, Juliana das Hemd und den Unterrock auszuziehen. Juliana war für den Augenblick sprachlos, während sie das informative Geplauder der Zofe zu verdauen suchte. Sie hatte ähnliche Erörterungen miterlebt, als es um das Schmücken einer preisgekrönten Sau für eine Versteigerung bei einem Volksfest gegangen war.
»Ich überlege gerade, ob wir nicht ein bißchen Rouge auf Ihre Brustwarzen auftragen sollten«, meinte Bella versonnen. »Allerdings weiß ich nicht, ob Seiner Gnaden so was gefallen würde. Viele Männer finden geschminkte Brustwarzen erregend.« Sie goß heißes Wasser in die Waschschüssel und wrang einen Waschlappen darin aus. »Ich werd' Sie erst mal ein bißchen waschen, Sie ein bißchen frischmachen. Mistress Dennison ist schrecklich pingelig in bezug auf
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