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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Dieser Gentleman schien davon überzeugt, daß Sie aus Winchester gekommen wären, nicht aus York«, sagte der Herzog freundlich. In Erwiderung ihres Blickes lüftete er eine Braue. »Er hat Sie ziemlich exakt beschrieben. Aber vielleicht haben Sie ja irgendwo einen Zwilling.«
    »Ich bitte Sie, spielen Sie nicht mit mir, Mylord«, entgegnete Juliana heftig. »Ich hege nicht die Absicht zu leugnen, daß ich mit der Postkutsche aus Winchester gekommen bin. Welchen Sinn hätte das auch in diesem Stadium?«
    »Uberhaupt keinen«, pflichtete er ihr bei, als er sich ihr gegenüber in einen Sessel setzte. »Also, wer würde nach Ihnen suchen… abgesehen von der Polizei?«
    »Vielleicht mein Vormund, Sir Brian Forsett.«
    »Soweit ich gehört habe, handelt es sich hier um einen jungen Mann«, sagte Elizabeth. »Etwas korpulent und ein wenig … nun ja, bäurisch, laut Mr. Bute.«
    »George«, sagte Juliana leise. »Aber warum sollte er sich die Mühe machen, nach mir zu suchen? Ich hätte eher gedacht, daß er froh wäre, mich los zu sein. Daß sie alle froh darüber wären«, fügte sie tonlos hinzu.
    Tarquin musterte sie scharf. Er beobachtete das Aufflackern von Schmerz in den grünen Augen, sah, wie ihre vollen Lippen einen Moment lang verdächtig zitterten, als wäre sie den Tränen nahe. Zu seiner Verwunderung verspürte er plötzlich das Bedürfnis, sie in seine Arme zu nehmen und zu trösten.
    Nur bei einer einzigen Frau hatte er jemals einen solchen Drang verspürt. Pamela Cartwright. Wie unendlich geschmeichelt er sich gefühlt hatte, als die schöne Pamela ausgerechnet ihn, einen naiven jungen Mann, erwählt hatte, statt sich für die Arrivierten der Welt, reiche Lebemänner, mächtige Politiker zu entscheiden, die ihr zu Füßen lagen. Und wie lange er gebraucht hatte, um zu erkennen, daß sie nur an seinem Vermögen interessiert war. Er hatte jeden Kuß, jede Liebkosung mit kostspieligen Geschenken erkauft und sich eingeredet, daß sie ihm dafür ihre Liebe schenkte. Seine innersten Gefühle hatte er ihr anvertraut, hatte seine Seele vor ihr entblößt, und sie hatte seine jugendliche Leidenschaft, seine innige Zuneigung mit Füßen getreten.
    Aber das lag inzwischen viele Jahre zurück, und er war kein idealistischer junger Narr mehr.
    »Nun kommen Sie schon«, sagte er streng. »Sie sind doch nicht so naiv zu glauben, daß Sie spurlos vom Erdboden verschwinden können, ohne dadurch ein Mitglied Ihrer Familie zu alarmieren.«
    »Ich sehe nicht ein, warum das nicht möglich sein sollte«, erwiderte Juliana. »Mein Vormund und seine Ehefrau waren entzückt, daß sie nichts mehr mit mir zu tun hatten. Sie werden es bestimmt nicht eilig haben, mich zu finden, besonders, da ich ja als Mörderin gelte. Sehr viel wahrscheinlicher ist, daß sie mich verleugnen.«
    Ihr Ton war nüchtern, doch Tarquin sah den Schmerz, der noch immer in ihren Augen flackerte, beobachtete, wie ihre Unterlippe nach wie vor zitterte, und er erhaschte einen Blick auf das einsame, ungeliebte Kind, das sie gewesen war.
    »Dieser George«, hakte Elizabeth nach und brachte den Herzog damit zügig wieder auf die zur Debatte stehende Angelegenheit zurück. »Gehört er zu Ihrer Familie?«
    »Er ist der Sohn meines verstorbenen Ehemannes«, erklärte Juliana. »Inzwischen vermutlich
Sir
George, nachdem John tot ist. Wahrscheinlich will er mich finden, damit er den Ehevertrag annullieren lassen und an sein Erbe herankommen kann. Er war außer sich vor Wut über die Bedingungen meiner Vermögenszuteilung.«
    »Aha«, meinte Tarquin. »Geldgier. Das ist in der Tat ein starkes Motiv. Wie schlau ist er Ihrer Ansicht nach?«
    »Strohdumm«, erwiderte Juliana. »Aber er ist so verbissen wie ein Terrier, wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Er wird nicht lockerlassen.«
    »Nun, ich würde doch sagen, daß wir ihn von der Spur abbringen können«, erklärte der Herzog. »Als Ehefrau des Viscounts Edgecombe werden Sie außer Reichweite jedweder Bauerntölpel sein.«
    »Aber nicht außer Reichweite des Herzogs von Redmayne«, begehrte sie auf.
    Tarquin betrachtete sie einen Moment lang schweigend, während Juliana seinen Blick starr erwiderte und sich weigerte, die Augen niederzuschlagen. Dann wandte er sich wieder an Elizabeth. »Wenn Sie nach Mr. Copplethwaite schicken würden, Madam, könnten wir die Formalitäten zum Abschluß bringen. Je eher Juliana etabliert ist, desto sicherer wird sie

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