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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kleinlaut zu, auch wenn sie zu gern gegrinst hätte. Die Schwäche schwand langsam aus ihren Beinen, und mit der Angst ließ auch der Kopfschmerz nach. Dennoch, sie würde sich Bucks ungewohntem Kommandoton fügen. Zwei Stunden Schlaf konnten nicht schaden. Außerdem war das die beste Art, um Keane Prescott für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen.
    Entschlossen verdrängte sie jeden Gedanken an den Zirkusbesitzer und beschloss, sich die Zeit bis zum Finale durch einen Schwatz mit Vito dem Seiltänzer zu vertreiben.

4. K APITEL
    Das schlechte Wetter wollte nicht weichen. Schon seit drei Tagen fiel unaufhörlich Nieselregen vom Himmel. Der Zirkus zog Richtung Norden, und der Regen folgte.
    Trotzdem musste die Show weitergehen. Also wurde das Zelt inmitten aufgeweichter Weiden aufgestellt und Stroh ausgestreut, damit die Besucher trockenen Fußes zu ihren Plätzen gelangen konnten. Die Artisten selbst eilten mit Schirmen bewaffnet vom Zelt in ihre Wohnwagen.
    Auch auf dem Platz in Waycross standen die Pfützen. Der Himmel hing grau und schwer über den Zelten. Jo war froh, dass heute Abend keine Vorstellung angesetzt war. Es war erst sechs und dennoch fast dunkel. Die kühle feuchte Luft drang jedem bis ins Mark. Nach einem frühen Abendessen hastete sie zurück zu ihrem Wohnwagen. Sie würde die Vorhänge zuziehen und sich mit einem Buch ins Bett kuscheln. Ja, eine hervorragende Idee, beglückwünschte sie sich, als ein Kälteschauer sie schüttelte.
    Einen Schirm trug sie nicht, nur eine viel zu große Windjacke und einen alten Männerhut, den ein Besucher irgendwann vergessen hatte. Beides bot keinen sonderlich großen Schutz gegen den Regen. Mit gebeugtem Kopf sprang Jo über die Pfützen. Aus Vorfreude auf den gemütlichen Abend summte sie leise vor sich hin. Allerdings verging ihr das Summen abrupt, als sie auf etwas Hartes prallte. Eine Hand schnellte vor und fasste sie beim Arm.
    Noch bevor sie erschreckt den Kopf hob, wusste sie, dass es Keane war. Bisher war es ihr mit Geschick gelungen, jegliche Begegnung mit ihm seit ihrem letzten nachmittäglichen Spaziergang zu vermeiden.
    Â»Entschuldigen Sie, Mr Prescott, ich habe nicht aufgepasst.«
    Â»Der Regen muss Ihr Radargerät unbrauchbar gemacht haben, Jolivette.« Er schien nicht vorzuhaben, sie loszulassen.
    Verärgert hielt Jo mit einer Hand ihren Hut fest, um zu Keane aufschauen zu können. Regentropfen liefen ihr in den Nacken und fielen auf ihre Wangen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Â»Oh doch, das wissen Sie«, widersprach er sofort. »Im Moment ist niemand außer Ihnen und mir in Sicht. Dabei haben Sie in den letzten Tagen peinlich genau darauf geachtet, sich immer in einer Menschenmenge zu verstecken.«
    Jo blinzelte einen Regentropfen von den Wimpern. Natürlich, es war naiv gewesen, anzunehmen, er würde ihren kleinen Trick nicht durchschauen. Auch er hatte keinen Schirm dabei, nicht einmal einen Hut aufgesetzt. Sein Haar war dunkel vor Nässe, die gleiche Farbe, die auch das Fell ihrer Löwen annahm, wenn sie gebadet wurden. In dem düsteren Licht war es unmöglich, sein Gesicht zu erkennen, doch den Spott in seiner Stimme konnte sie deutlich hören.
    Â»Eine interessante Beobachtung, Mr Prescott«, erwiderte sie kühl. »Wenn Sie nichts dagegen haben … ich würde gern in meinen Wohnwagen gehen.« Als sie sich losmachen wollte, stellte sie verdutzt fest, dass sein Griff nur noch fester wurde. Erbost legte sie die Hände an seine Brust und wollte ihn wegstoßen, musste jedoch erkennen, dass sie sich zum zweiten Mal geirrt hatte. Für einen Mann aus der Stadt verfügte er über erstaunliche Kräfte. Sie hatte keine Chance gegen ihn. »Lassen Sie mich los«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Â»Nein«, kam es gelassen als Antwort.
    Wütend funkelte sie ihn an. »Mr Prescott, mir ist kalt, und inzwischen bin ich bis auf die Haut durchnässt. Ich möchte jetzt wirklich in meinen Wohnwagen zurück. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    Â»Erstens will ich, dass Sie aufhören, mich ständig mit ›Mr Prescott‹ anzureden.« Jo zog eine Grimasse, sagte aber nichts. »Zweitens möchte ich eine Stunde Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, weil ich mit Ihnen die Liste des Personals durchgehen will.« Er hielt inne. Durch die Windjacke konnte Jo die Wärme seiner

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