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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Antwort auf dieses stumme Zwiegespräch.
    Â»Stimmt.« Immer noch lächelnd, forschte er in ihrem Gesicht. »Aber das macht es nur noch interessanter, nicht wahr? Wozu eine Gerichtsverhandlung, wenn man von Anfang an weiß, wie der Fall ausgeht?«
    Jo nippte an dem Becher, um ihre Nerven ein wenig zu beruhigen. »Wollen wir hier über Ihre Karriere reden oder über den Zirkus? Falls es nicht um den Zirkus geht, werden Sie sicherlich enttäuscht sein. Ich verstehe nämlich überhaupt nichts von Ihren merkwürdigen Methoden, Herr Anwalt.«
    Â»Wovon verstehen Sie denn dann etwas, Jolivette?« Keane ließ sich auf dem Sessel nieder.
    Â»Von Raubkatzen. Und vom Circus Colossus. Ich bin gerne dazu bereit, Ihnen jede Frage zu diesen beiden Themen zu beantworten.«
    Â»Erzählen Sie mir von sich.« Er lehnte sich zurück und zog eine Zigarette hervor.
    Â»Mr Prescott …«
    Â»Keane«, unterbrach er sie sofort und ließ ein Streichholz aufflammen. Durch den Rauch hindurch betrachtete er Jo amüsiert.
    Â»Hatten Sie nicht gesagt, Sie wollten mit mir über das Personal reden?«
    Â»Gehören Sie etwa nicht dazu?« Lässig lehnte er sich in dem Sessel zurück. »Natürlich gedenke ich, mich genau über jeden meiner Mitarbeiter zu informieren. Also, warum sollten wir nicht gleich bei Ihnen anfangen?« Sein freundlicher Tonfall konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies ein Befehl war. »Kommen Sie, tun Sie mir den Gefallen.«
    Nun gut, sie würde den Weg des geringsten Widerstandes gehen. »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, setzte sie mit einem Schulterzucken an. »Ich bin schon mein ganzes Leben beim Zirkus. Sobald ich alt genug war, wurde ich Springer.«
    Keane schenkte Kaffee nach. »Springer?«, fragte er.
    Â»Ja. Fast kein Zirkus, vor allem kein Wanderzirkus, kann sich Artisten mit Starallüren leisten. Also gibt es in jedem Vertrag eine Klausel, die vom Artisten verlangt, mit einzuspringen, wo immer es nötig ist. Wo man gebraucht wird, packt man mit an. Buck zum Beispiel, einer meiner Helfer, übernimmt eine Rolle bei den Clowns, und er weiß alles darüber, wie man ein Zelt schnell und sicher aufstellt. Pete verkauft manchmal Karten. Außerdem ist er der beste Automechaniker weit und breit. Und einen besseren Elektriker als Jamie wird man kaum je finden.«
    Â»Und Sie?«, wollte Keane wissen. »Wo springen Sie ein, wenn Sie nicht gerade auf einer Araberstute ohne Sattel reiten, mit einem Elefanten Spannseile ziehen und mit Ihren zwölf, Verzeihung, dreizehn Löwen arbeiten?« Ein Lächeln stand nun in seinen Augen, als er Jo über den Rand seiner Tasse hinweg ansah.
    Mit gerunzelter Stirn musterte sie ihn. »Machen Sie sich über mich lustig?«
    Sofort wurde seine Miene ernst. »Nein, Jo, nichts liegt mir ferner.«
    Sie entspannte sich wieder. »Manchmal kümmere ich mich um die Tierschau. Oder ich arbeite beim Trapezakt mit. Natürlich nicht direkt am Trapez, sondern im Spanischen Netz. Das ist eine Kostümnummer, bei der mehrere Mädchen an Seilen synchron in der Luft turnen. Dieses Jahr wurden Schmetterlingskostüme für die Nummer ausgewählt.«
    Â»Ja, die Vorführung habe ich schon gesehen.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog Keane an seiner Zigarette.
    Â»Allerdings setzt Duffy lieber die Mädchen mit etwas mehr Kurven ein. Das sind die, die im Finale dann als Showgirls auftreten.«
    Â»Ich verstehe.« Ein Lächeln zuckte um seinen Mund. »Sagen Sie, Jo, stammten Ihre Eltern aus Europa?«
    Â»Nein.« Verdutzt sah sie ihn an. »Wie kommen Sie darauf?«
    Â»Wegen Ihres Namens. Und weil ich Sie mit solcher Leichtigkeit Französisch und Italienisch habe reden hören.«
    Â»Im Zirkus schnappt man schnell andere Sprachen auf.«
    Â»Ihre Aussprache war in beiden Fällen perfekt.«
    Â»Was? Oh.« Sie zog die Beine an und saß nun im Schneidersitz auf der Bank. »Hier im Zirkus sind alle möglichen Nationalitäten vertreten. Frank sagte immer, die Welt könne sich ein Beispiel am Zirkus nehmen. Wir haben hier Franzosen, Spanier, Italiener, Deutsche, Russen, Mexikaner, Amerikaner aus allen Teilen des Landes und noch viele andere.«
    Â»Ich weiß. Die Vereinten Nationen unter einem Zelt.« Er schnippte Asche in den Aschenbecher. »Also haben Sie hier Französisch und Italienisch

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